19. In der Höhle des Löwen

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Nach dem dritten Versuch gab ich es aber auf und sank zurück gegen das Regal.

"Doch nicht..",murmelte Zayne und grinste belustigt.

"Ein Wort noch und ich wische dir das Grinsen vom Gesicht..",knurrte ich und verschränkte die Arme.

Erst jetzt bemerkte ich, dass ich die ganze Zeit halb nackt vor ihm gesessen hatte. Etwas verkrampft blieb ich so sitzen, als mir bereits die Röte ins Gesicht kroch. Zayne grinste belustigt und musterte mich- sicher ABSICHTLICH von oben bis unten.

"Du brauchst dich nicht wegen deinem tollen Körper zu schämen..",meinte er, als er plötzlich eine Hand unter meine Kniekehlen schob und die andere an meinen Rücken legte.

Ich war nun vollkommen rot und sah mich gezwungen mich an seine Brust zu schmiegen, damit er das rote Gesicht nicht sah. Er roch leicht nach etwas moschusartigem und ich fühlte, dass es mich auf eine verrückte Weise anzog. Ich spürte praktisch sein Grinsen, als er mit mir aufstand und die Bibliothek verließ.

"W-was ist mit Miss Henderson? Und mit dem Chaos das du hinterlassen hast?",fragte ich ihn dann.

"Keine Sorge, ich werd da schon aufräumen und Miss Henderson aufklären.. Immerhin sind Dellen an den Regalen.. Das wird sie wahrscheinlich bemerken. Immerhin ist sie halb taub und nicht blind",antwortete er und lief auf ein weißes Auto zu, dass ordentlich auf dem Parkplatz geparkt wurde.
Ich konnte die Marke des Autos noch nicht identifizieren, aber es war mir auch egal.

"Was.. wirst du ihr erzählen?",fragte ich dann. Er sah kurz zu mir nach unten.

"Ich werd' ihr einfach irgendwas glaubwürdiges auftischen.. Zum Beispiel, dass du einfach angegriffen wurdest und es ein paar Typen waren, die dich.. naja.. vergewaltigen wollten und dir Wunden zugefügt haben..",antwortete er Schultern zuckend.

Ich seufzte leise. Was anderes konnte ich jetzt eh nicht machen.

"Bitte, schau auch obs ihr gut geht, okay?"

Zayne nickte langsam und öffnete dann die Beifahrertür des Autos. Er setzte mich vorsichtig auf dem Sitz ab und schnallte mich an.

"Hätte ich auch selber gekonnt..",brummte ich, erntete aber nur ein unschuldiges Lächeln.

Danach schlug er die Autotür zu, ging um das Auto herum und eilte wieder zur Bibliothek.

Zayne kam erst nach 15 Minuten wieder zurück und ja, ich hatte die Minuten gezählt.. Er stieg auf der anderen Seite des Autos ein und schlug die Tür neben sich zu. Danach schmiss er meinen Rucksack, den er mitgenommen hatte, auf die Rückbank und drückte mir mein Handy in die Hand. Ich betrachtete es kurz und stellte beruhigt fest, dass es ohne Kratzer davongekommen war. Danach stopfte ich es in meine Hosentasche und legte meine Hände wieder auf meine verletzte Bauchgegend.
Dann startete er den Motor und begann sich von der Bibliothek zu entfernen.

"Was hast du ihr erzählt?",fragte ich Zayne dann und wandte mich ihm vorsichtig zu.

Er zuckte bloß die Schultern, die Augen starr auf die Straße gerichtet und antwortete:"Ich hab ihr das erzählt, was ich dir schon vorgeschlagen hab'"
Ich seufzte leise, verschränkte die Arme und sah aus dem Fenster.

"Hey, ich hab sogar aufgeräumt, da kannst du aber sicher auch ein 'Danke' loswerden..",meckerte Zayne und grinste breit. Ich sah ihm entnervt an.

"Naguut.. Danke lieber Zayne",brummte ich und sah amüsiert schnaubend wieder zur Seite.

Zayne musterte mich belustigt und konzentrierte sich dann wieder aufs Fahren. Dabei fiel mir auf, dass seine Pupillen merkwürdig geweitet waren.. Als ich auf den Weg achtete, den wir zurückgelegt hatten, bemerkte ich, dass er genau in die entgegengesetzte Richtung von meinem Zuhause fuhr.

"Zayne.. Wohin fahren wir? Oder besser: Wohin fährst du?!",fragte ich leicht vorwurfsvoll und drehte mich wieder zu ihm um.

"Wir fahren zu mir",antwortete er, als sei es das Normalste auf der Welt.

"Hä? Wieso?",fragte ich richtig überrascht.

"Ich muss dich heilen und für heute Nacht ein Auge auf dich werfen",antwortete er und zwinkerte mir lächelnd zu.
Schlagartig schoss mir die Röte ins Gesicht und ich wandte mich schnaubend ab.

"Du musst mich gar nicht heilen. Und falls heute Nacht irgendwas passiert, wird meine Familie für mich da sein",meinte ich trotzig und beobachtete die vorbeiziehende Landschaft.

"Mir egal. Jetzt ist es sowieso schon zu spät",entegegnete er daraufhin. Ich zuckte zusammen und wollte gerade etwas bissiges loswerden, als er auch schon vor einem riesigen Hotel parkte.

"Du lebst in einem Hotel?",fragte ich überrascht.

Zayne sah kurz zu mir, sagte:"Der Schein trügt immer",und stieg aus.

Völlig perplex folgte ich seinem Beispiel, doch kaum hatte ich mein volles Gewicht auf meine Beine verlagert, klappte ich auch schon zusammen. Zayne war in derselben Sekunde plötzlich an meiner Seite und fing mich auf.

"Du solltest es langsam angehen, Zwerg",murmelte er ernst und nahm mich erneut hoch. Ich wehrte mich nicht und seufzte tief.

"Ich kann auch selber laufen, Blutsauger",brummte ich genervt.

"Hast du uns auch gerade bewiesen, Shortie",erwiderte er darauf amüsiert und drückte die Eingangstür auf.

Sofort bekam ich Gänsehaut und ein Wärmeschauer lief über meinen gesamten Körper. Ein leises Knurren kam über meine Lippen und Zayne drückte mich etwas an sich.

"Beruhig dich, Kleine.. Die werden dir alle nichts tun, solange ich in deiner Nähe bin..",flüsterte er.

Das hege Treiben wurde mit unserem Erscheinen unterbrochen und unzählige Augenpaare richteten sich auf uns. Vor uns standen echt viele Vampire jeglicher Klasse entweder an der Bar, die fast auch eine Auskunft sein konnte, oder unterhielten sich gemeinsam und manche starrten uns mit einem rätselhaften Gesichtsausdruck an. Okay, was anderes konnte man auch nicht erwarten, wenn man bei Blutsaugern auftaucht und dabei noch von oben bis unten mit Blut bedeckt ist und in deren Lobby steht..

The little Secret (Slow Update)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt