Kapitel 15

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Während ihre Mutter sich daheim um ihren kranken Vater kümmerte, hielt sie die Stellung im Geschäft. Alleine für den Laden ihres Vaters zuständig zu sein machte ihr keinen Spaß und sie konnte sich auch niemals vorstellen eines Tages komplett den Betrieb zu übernehmen. Sie war mehr die Sorte Mensch, die im Hintergrund agierte und mehr den Backup-Service absolvierte. Sie war nicht der Typ Mensch, der Freude daran fand, anderen etwas zu verkaufen und im ständigen Kundenkontakt zu stehen. Das war mehr die Aufgabe ihres Bruders. Er studierte BWL und auch sonst war er der komplette Gegensatz zu ihr. Er ging gerne auf Menschen zu und war sehr offen und quatschte einen so lange zu, dass man ihm sogar Salz in der Wüste abkaufen würde. Er würde den Profit des Ladens  bestimmt um 110% steigern, dachte sie und räumte Acrylflaschen in ein Regal ein.

Sie war genervt. So eine Arbeit gefiel ihr ganz und gar nicht. Täglich mussten Kartons voll mit Öl-, Acrylfarben und Leinwänden ausgepackt und ständig Regale sortiert und umgeräumt werden. Ihr Vater hatte ihr genaue Anweisungen gegeben, denn er schwor darauf, dass sein gut durchdachtes System den Profit steigern würde, denn wenn die Kunden die Ware nicht auf Anhieb fanden, mussten sie nachfragen und man konnte ihnen noch weitere Artikel andrehen. Was ein Scheiß, dachte sie und wuchtete einen Karton voll mit Pinseln ins Lager. Ich würde den Verkäufern sonst was erzählen, wenn sie mir mehr aufschwatzen würden als ich eigentlich haben wollte. Sie seufzte. Wurde Zeit, dass ihr Vater wieder gesund wurde.

Sie war grade dabei im Lager die Inventurliste abzuarbeiten, als sie die Türglocke hörte. "Ich komme gleich", rief sie nach vorne. Immer nett lächeln, erinnerte sie sich selbst und ging in den Laden zurück. Dort war keine Spur vom Kunden. Er wanderte wohl im Laden umher auf der Suche nach etwas, was ich kurz vorher auf Anweisung meines Vaters an einen anderen Platz geräumt hatte, dachte sie schmunzelnd. Dann werd' ich eben an der Kasse warten. Hier muss sie oder er ja zwangsläufig vorbeikommen. Sie widmete sich wieder ihrer Liste und überlegte, wie sie diese komplett bis Ende der Woche alleine abarbeiten sollte und bemerkte dabei nicht, dass der Kunde langsam auf die zukam.



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