Kapitel 6

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"Was willst du?" fragte ich, mit einer Stimme wie aus Eis. "Ich hätte euch nicht unterschätzen sollen, okay?" meinte Julian, der vor mir stand. "War das sowas wie eine Entschuldigung?" fragte ich grinsend. "Ach komm..."

"Also war es das?" hackte ich nach, und sah dabei wahrscheinlich so aus wie die Grinsekatze aus Alice im Wunderland. Julian stöhnte genervt. "Wow, ich musste nicht mal was machen." neckte ich ihn.

"Hey, das ist mein Spruch!" meinte er. "Ich find's echt süß, dein Versuch von einer Entschuldigung." Er pieckste mich in die Seite, worauf ich quiekend ein Stück zur Seite sprang, und ihm somit den Weg ins Haus freimachte. Er zog sich seine Schuhe aus, während ich die Haustür zu machte. Ich lief die Treppe hoch, als mir etwas einfiel. "Sag mal, woher weißt du eigentlich wo ich wohne? Muss ich jetzt angst vor dir haben?" ich drehte mich auf der Treppe um. Er stand zwei Stufen unter mir, überragte mich jedoch trotzdem. "Kassy hat es mir gezeigt, als ich sie und Ben zu ihm heim gefahren habe. Sie meinte, sie kann euch nicht zu dritt allein lassen, wäre ja unfair euch gegenüber, wenn sie jetzt einfach euch versetzen würde. Sie meinte, ich zitiere:" Sieh' es einfach als Tauschhandel." Ich schüttelte grinsend den Kopf. Kassy wusste einfach ganz genau, was sie sagen musste. "Ich nehme den Handel an." meinte ich und sah ihn spaßhaft hochnäsig an. "Zu gnädig, meine Dame". Ich spürte einen ganz kleinen Herzinfarkt. Was war das denn? Verwirrt ging ich weiter. Julian folgte mir in mein Zimmer. "Gut das du kommst, wir haben schonmal eine neue Runde angefangen." meinte Amber. "Sorry Leute, aber wir müssen abbrechen." geschockt fuhr der Kopf der beiden zu mir herum. "Wies...Achkomm, wergen ihm doch nicht." wehrte Vanni meinen Vorschlag ab, was mich grinsen ließ. "Er hat sich entschuldigt." warf ich ein, worauf Amber eine Augenbraue hoch zog, und Vanni nur die Schultern zuckte.

Mir viel es von Sekunde zu Sekunde schwerer Julian zu verteidigen, der bisher kein Piep gesagt hat. "Wir sind sowieso gleich fertig." "Okay" gab ich schließlich nach und warf mich auf mein Bett und war sofort im Spiel versunken. Meine zwei Freunde hier hatten mir ein Schlachtfeld überlassen. Wort wörtlich.

"Hallo? Ich will auch mitspielen!"        "Chill!" riefen wir drei aus einem Mund, was ihm zum schweigen brachte. Kurz seufzte er, als er gecheckt hatte, dass wir ihn nicht mehr beachteten, und ließ sich hinter uns auf das Bett fallen. Er mampfte irgendwas, was uns aber relativ wenig interessierte.

"YESSSSS" wir schlugen ein, als wir das Level beendet hatten. Amber hatte recht: Wir waren binnen 10 Minuten fertig. Ich ließ mich nach hinten fallen, weil ich das immer machte, doch fiel nicht auf mein Bett. Mein Bett war weicher. "Glückwunsch."         Ich fuhr hoch und drehte mich um. Huuuuuuuups, Julian war ja auch noch da.

"Du bist die erste, die mich in ungefähr 10 Minuten vergessen hat." Ich verdrehte die Augen und lies mich einfach wieder zurück fallen. Gute Höhe für ein Kissen. Wortlos reichte ich Julian den Controler, welchen er mir direkt aus der Hand nahm. Ich schloss grinsend die Augen. 
Ich wusste, dass die Mädels noch ein Spiel starteten. 
Aufzuhören, wenn man einmal angefangen hat, ist gar nicht so einfach.
Ich spürte, wie Julian sich ab und zu anspannte, und vor sich hin brummte. Amber und Vanni merkten nicht, dass ich nicht spielte. Normalerweise spielen wir nur zusammen. 

"Ich hoffe ich störe nicht." meinte jemand in der Tür. Mein Kopf fuhr herum. "SAM!" kreischte ich und sprang auf. Ich rannte das kleine Stück von meinen Bett zur Zimmertür, an der lässig mein jüngerer Bruder lehnte. Mit strahlendem Lächeln sprang ich in seine Arme, die mich mit Leichtigkeit auffingen. Ich vergrub meinen Kopf in seiner Brust, er seinen in meinen Haaren.

Ich quiekte nochmal, als er sich löste und mir einen Kuss auf die Wange gab. "Aber warum bist du schon heute da?" fragte ich ihn. Er war bei einem Schüleraustausch in Spanien gewesen, und sollte eigentlich erst nächste Woche kommen.

"Ich musste mich entscheiden, ob ich eine Woche verkürze, oder eine verlängere, da mein eigentlicher Flug gestrichen worden ist." Ich grinste ihn an. "Und da ich dich so sehr vermisst hab, bin ich jetzt schon gekommen. "AWwwwwww, du bist so süß!" sagte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Ich hatte meinen Bruder wieder.

Aber trotzdem glaubte ich ihm diese Geschichte nicht so ganz. Ich nahm meine Beine von seiner Hüfte, und sah ihn an. "So aber jetzt bitte die Wahrheit." er seufze. "Meine Jungs brauchen morgen meine Hilfe" sprach er leise, dass nur ich ihn verstehen konnte. Wieder seufzte er. "Sie haben sich da mal wieder in was rein geritten." ich sah ihn an. "Warum machst du das immer für sie?" fragte ich, und sah ihn streng an.

Ich wusste jetzt schon, dass ich entweder Lockvogel, die Ablenkung, oder Krankenschwester spielen durfte. "Sie sind meine zweite Familie, und du weißt doch, dass man seine Familie nicht hängen lassen darf." Okay, ich sah es ein. Mein Bruder und seine Freunde kannten sich schon von klein auf. Da ich älter war als sie, geistig mehr als körperlich, durfte ich manchmal Babysitten, auch wenn uns nicht mal ein Jahr trennten.

"Muss ich wieder mit?" fragte ich ihn. "Ich weiß noch nicht. Wahrscheinlich schon." meinte dieser und sah mich entschuldigend an. Hinter uns räusperte sich jemand.

Sam sah über meine Schulte und ich drehte mich um. "Achso, genau, wer ist das eigentlich." fragte mein Bruder mich, und sah mich ernst an. Ich glaube das vorhin sah etwas anders aus, als es eigentlich ist. "Frag ihn doch selber." meinte ich lachend, stellte Julian ihm aber vor. "Julian, Sam, mein..." "Du ich muss dann auch los." meinte er nur, und quetschte sich an mir und Sam vorbei. "Ach komm Julian, du bist jetzt echt auf meinen Bruder eifersüchtig?" meinte ich und lachte. Wie klischeehaft.

Er drehte sich um und hielt seine Faust meinen Bruder hin. "Hätte mich nicht gewundert, wenn du ihr Freund wärst. Eher wundert mich es, dass sie nicht vergeben ist." als er das sagte wuschelte er mir durch die Haare. "Hey!" meinte ich und richtete meine Haare wieder. Mittlerweilte waren auch Vanni und Amber an meiner Seite. Sam schlug bei Julian ein.

"Von was habt ihr vorhin eigentlich geredet?" fragte Julian. "Das geht dich rein gar nichts an." zischte mein kleiner Bruder nun. Unser Gast sah etwas verwirrt aus." Du musst ihn entschuldigen, er hat wahrscheinlich seine Tage oder so." murmelte ich grinsend vor mich hin. "Das ist nicht witzig, und das weißt du auch." fuhr mich Brudi an.

"Jetzt chill doch mal, er hat nur gefragt!" Verteidigte ich ihn. Oh man, er ist doch alt genug, wieso mache ich das denn? Ich schob Julian in Richtung meines Bruder. "Du bist alt genug, regle das selbst." Sprach ich meine Gedanken aus. Julian sah erst mich an, dann meinen Bruder.
"Ich will mich in Nichts einmischen, sorry man." Sam pustete die Luft aus, welche er angehalten hatte. Das machte er immer, wenn er gereizt ist. 
"Kein Problem, ich bin auch grad mega gestresst." Antwortete mein Bruder. "Ich muss jetzt auch mal mein Zeug auspacken, viel Spaß euch noch." Meinte er nur und lächelte leicht. Er stampfte die Treppe wieder runter, während ich ihm besorgt nach sah. Sam ist eigentlich ein sehr fröhlicher Mensch. So ungefähr wie ich, weshalb wir uns auch so sehr lieb haben und uns genau so gerne in die Haare bekommen.
"Hm...." Amber meldete sich als erste zu Wort:" Wo ist denn der Große? Ich wollte ihm noch meine Meinung geigen." meinte sie gespielt wütend. Ehrlich gesagt glaube ich, dass Amber und Jack sich nur so oft in die Haare bekommen, damit sie kurz Zeit für sich alleine haben.
Ich sollte ihnen langsam mal sagen, dass es für mich keinerlei Probleme dar stellte, wenn die zwei sich offiziell daten würden. Ich gönne es beiden. 

"Alles klar, lass noch was an ihm dran, ich brauche ihn noch." Grinste ich. Am stürmte Sam die Treppe runter nach. 
Meine Brüder wohnten beide im Keller, und hatten dort ihr eigenes kleines Reich. Da es früher eigentlich eine Kellerwohnung war, hatten sie auch alles was sie brauchten unten. 

Ich drehte mich wieder zu den Verbliebenen um, und sah, dass beide mit ihrem Handy beschäftigt waren. Diese Jugend von heute...
Gerade wollte ich einen dummen Kommentar fallen lassen, als Julian einen kleinen Fluch aus. "Man ey, ich muss los, sorry." Meinte er und sah mich an. Wenn ich mich nicht irrte, etwas bedauernd. "Alles klar, schade." meinte ich leicht lächelnd. "Ich bring dich noch kurz runter. Vanni, ich komme gleich wieder." sagte ich in ihre Richtung, bekam aber keine Antwort von ihr. Sie und die Technik.
Ich folgte Julian die Treppe runter.
Unten angekommen streifte er sich die Schuhe über, ich blieb auf der Treppe stehen, und lehnte mich an den Handlauf.
"Also dann, ich hoffe, man sieht sich." Lächelte ich. "Pass auf, sonst steig ich noch Nachts durch dein Fenster." meinte er und zwinkerte mir zu. Ich lachte leicht und zog die Tür auf. "Hopp hopp, es ist kalt." "Ay ay!" Und schon war er durch die Tür verschwunden.
Ich drehte mich um und lief die Treppe wieder hoch, als ich das Heulen eines Motors hörte. 'So ein Angeber *grins*'.


Shit! He's fucking up!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt