1. Kapitel

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Erschrocken taumelte ich ein paar Schritte zurück und starrte den Ofen an. Hustend wedelte ich den Rauch mit den dicken Kochhandschuhen von mir und widmete mich schließlich den Knöpfen des furchtbar stinkenden Ofens, um ihn abzuschalten.
Wie ich gerade feststellen musste, konnte ich offenbar nicht mal einen Braten zubereiten, ohne das irgendetwas passiert.

"Nein.." murmelte ich enttäuscht, zog das pechschwarze Stück Elend aus dem höllisch heißen Ofen und stellte es vor mir auf die Küchenablage. In dem Moment hörte ich das Klicken der Haustüre und fuhr panisch um. Scheisse, was macht Emma denn schon hier?

"Juliet, bist du hier?" die Stimme meiner Schwester hallte durch die Wohnung und ich streifte mir die Handschuhe hektisch von den Händen. "Juliet?" die Stimme kam näher und ich eilte in den Flur. Emma lächelte mich breit an und ich zwang mir ebenfalls ein Lächeln auf.

"Emma, was machst du denn schon hier?" frage ich nervös und sie hing ihre dünne Strickjacke an die Garderobe. "Es ist 18:00 Uhr, ich bin total pünktlich" lachte sie und wollte an mir vorbei, in die Küche gehen, doch ich hielt meine Hände schnell vor sie. Emma sah mich verwirrt an und zog ihre Augenbraue fragend in die Höhe.
"Juliet?"
Ich seufzte und nahm meine Hände wieder zu mir. "I-ich wollte dir etwas schönes Kochen, als dank, dass ich hier wohnen darf, aber ich habe es versaut.." lachend lief Emma weiter und ich huschte ihr hinterher. Am Braten - wobei, ich wette sie wusste nicht, was das sein soll - angekommen, prustete sie laut los und auch ich musste lachen.

"Süsse.." seufzte sie lachend und nahm mich in die Arme. "Danke für das...was auch immer das mal war, aber lass uns eine Pizza bestellen okay?" grinste sie und ich nickte. Nachdem ich meinen tollen Braten in den Mülleimer befördert habe, bestellten wir gemeinsam eine Pizza und ich schlüpfte aus der Kochschürze.
Irgendwie war ich langsam genervt von meinen Talenten im Haushalt und überließ das Tischdecken meiner Schwester, während ich mir im Bad meine Hände wusch.

Beim rausgehen warf ich einen unauffälligen Blick in den Spiegel neben mir und musterte mich kurz. Ich hatte meine blonden Haare in einen Zopf gebunden und im Thema Schminke waren lediglich meine haselnussbraunen Augen ein wenig getuscht worden. Aufgrund meiner Sommersprossen hielten mich viele nicht mal für erwachsen, weswegen ich jedes mal meinen Ausweis mit schleppen musste, um auch jedem beweisen zu können, dass ich bereits 22 war.

Wie dem auch sei, nach 20 Minuten wurde die Pizza dann endlich geliefert und wir verteilten sie gleichmäßig auf jeweils 7 Stücke für jeden, wobei ich zum Schluss eh nicht alles geschafft hatte, weswegen Emma genau gesehen 9 1/2 hatte. Am späten Abend zog ich mich in das Gästezimmer zurück, da ich diese 7 Stunden Schlaf dringend benötigen würde, um an meinem ersten Arbeitstag morgen zu bestehen.

Nach einer kurzen Dusche kuschelte ich mich in meine Decke und schloss erschöpft von nichts und wieder nichts meine Augen, wobei ich mich fragte, ob ich den Wasserhahn im Bad ausgeschalten hatte. In diesem Moment schrie Emma wütend meinen Namen durch die Luft und ich schlug mir meine Hand ins Gesicht.

Unendliche Liebe (Marco Reus)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt