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Liebste Ayumi, ich bin schon lange am überlegen ob ich dir einen Brief schreiben soll, da du mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehst-

"Schlimmer hätte ich das wohl auch nicht schreiben können", beschwerte ich mich über meine Einfallslosigkeit und legte den Kugelschreiber, welcher schon viele Jahre an meiner Seite gelitten hatte beiseite. Frustriert riss ich das Papier von dem Block ab, faltete es unordentlich zusammen und ließ es über meine Schulter hinweg zu Boden fallen. Ich hatte nach dem zehnten mal bereits aufgehört mitzuzählen und wagte es auch nicht mich umzudrehen, da ich dieses Minenfeld schließlich auch wieder aufräumen müsste, natürlich bevor jemand darin herumschnüffeln könnte. Die Jungs wussten zwar, dass ich mich dieses Thema noch immer schwer belastete, aber versuchten sie mich eher durch spaßige Aktionen wieder gerade zu biegen, als dass sie meinen Worten zuhörten. Naja, ich sprach zudem auch nicht darüber, also konnte ich es ihnen auch nicht Übel nehmen. Seufzend nahm ich mir den Stift wieder zur Hand und drehte diesen mehrmals, ehe ich ihn wieder auf dem Papier ansetzte.

Es sind nun schon drei Monate vergangen, seitdem wir uns das letzte mal gesehen haben und meine Gedanken können nicht aufhören, immer wieder an diesen Tag zurückzudenken, als sich unsere Wege getrennt haben-

Ich raufte mir die Haare, nachdem ich den Stift auf den Tisch geknallt hatte und versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu halten. Seit wann fiel es mir so schwer, meine ehrlichen Gedanken auf ein lebloses Stück Blatt zu bringen? Ich schaffte es nicht einmal, die Gefühle, welche schon lange in mir tobten, in einen Song zu verpacken. Ein vorsichtiges Klopfen an der Tür ließ mich genervt aufstöhnen. Momentan konnte ich sehr gut auf menschliche Gesellschaft verzichten. Manchmal wünschte ich, dass mein Leben nicht daraus bestand ein Idol zu sein. Immerzu sollte man gut aussehen, stets glücklich, sodass die Fans nicht enttäuscht wurden. Nur weil ich zu BTS gehörte, hatte man mir den Kontakt zu Ayumi untersagt. "Jinjja...", stieß ich deprimiert aus und legte meinen Kopf auf meine Arme, welche ich zuvor auf dem Tisch positioniert hatte. ¨Hyung? Kann ich reinkommen?¨, fragte jemand, als im gleichen Moment auch schon die Tür aufgedrückt wurde. "Warum fragst du, wenn du sowieso reinkommst? Was, wenn ich gerade komisch aussehende Yoga Übungen gemacht hätte", entgegnete ich schroff, hob meinen Kopf aber nicht an, da ich auch so wusste, wer nun hinter mir stand. "Yoga Übungen. Das einzige, wozu du dich durchdringen kannst ist der sterbende Schwan, wenn das überhaupt zu Yoga gehört", vermutete Jimin und trat näher an mich heran.

Ich beobachtete ihn unter meinem Arm hindurch und versuchte erst gar nicht, ihm eine sarkastische Antwort zu geben :"Was willst du? Ich bin beschäftigt", sprach ich nun sein Auftauchen an und scheiterte an dem Versuch, meiner Stimme etwas Freundlichkeit mitzugeben. Der Junge ging neben mir in die Hocke und erwiderte meinen Blick :"Beschäftigt damit, dein Zimmer umzugestalten?", hakte er schmunzelnd nach und hielt mir ein zerknittertes Blatt entgegen. Ich hatte gar nicht gehört, wie er dieses aufgehoben hatte. Ich richtete mich in meinem Stuhl langsam wieder auf und sah vor mich, da dort noch der angefangene Brief lag. Neugierig beugte sich Jimin etwas nach vorne, sodass er das Geschriebene lesen konnte, doch kam ich ihm zuvor, als ich auch diese schlecht durchdachten Gedanken auf meinem Boden landen ließ. "Es sind doch schon etliche Monate vergangen... Warum kannst du sie nicht einfach vergessen?", fragte der Jüngere zögernd nach und versuchte in meine Augen zu sehen, doch vermied ich geschickt den Blickkontakt, indem ich einfach aufstand und begann, die unfertigen Briefe aufzusammeln, damit diese im Müll ihr kurzes Leben fristen konnten. Diese Frage stellte ich mir auch jeden Abend, wenn ich an sie dachte und deswegen kein Auge zu bekam. Warum kann ich sie nicht vergessen? 'Vielleicht weil ich hoffe, dass sie mich ebenfalls nicht vergessen hat", verriet ich ihm und schmunzelte über meine eigene Naivität.

[Ayumi]

Summend wischte ich mit dem nassen Tuch die Theke sauber und versuchte nicht an das Ende meiner Schicht zu denken, da diese erst in zwei Stunden vorbei wäre. Ein Räuspern, direkt vor mir, veranlasste mich dazu von meiner monotonen Arbeit aufzublicken :"Was würden sie denn gerne bestellen?", erkundigte ich mich bei der jüngeren Dame, welche mir schon bei ihrem bloßen Anblick arrogant vorkam. Ihr gleichgültiger Blick, die farblose Kleidung und die streng nach hinten gekämmte Haare hatten keinen freundlichen Eindruck. "Ich hatte vor zehn Minuten bestellt und warte immer noch auf mein Essen", erklärte sie mir und blickte mich aus ihren kalten Augen abschätzig an. Wenn sie mich weiterhin so anstarrte, müsste ich noch fragen, ob sie ein Autogramm von mir wolle. "Kyu?! Du hast mal wieder eine Bestellung vergessen!", rief ich in Richtung der Küche und drehte mich extra so, damit mich dieser Roboter aus Fleisch nicht mehr anblicken konnte. Dies war nicht das erste mal, es passierte eigentlich mindestens dreimal am Tag, dass diese unfähige Qualle eine Bestellung komplett ausließ, schließlich stand er nicht an der Front und musste mit den Kunden zurecht kommen.

Ich bereute es immer noch, dass ich dem Vorschlag meiner Mutter zugestimmt hatte. Nachdem Gunji, aufgrund seiner erkrankten Mutter nach Busan ziehen musste, hatte sie mir vorgeschlagen, ich solle bei dem neu eröffneten Cafe von Kyus Familie mitarbeiten und ich konnte an diesem Tag schlecht nein sagen, da diese auch noch anwesend waren. Seitdem saß ich nun Tag für Tag meine Zeit in diesem Gebäude ab. Mein Verhältnis zu Kyu hatte sich auch nicht unbedingt verbessert, seitdem er diese idiotische Aktion gemacht hatte. "Vergessen sie es. Ich habe keine Zeit um mich mit Teenagern abzugeben", kam es plötzlich von der Frau, als sie mir auch schon den Rücken zudrehte und aus dem Cafe stolzierte. "Aufgetackelte Vogelscheuche", murmelte ich Augenverdrehend und betrachtete die Menschen, welche sich hier niedergelassen hatten. Nur gewöhnliche Personen. "Wartest du etwa immer noch, bis er auf seinem weißen Ross glitzernd angeritten kommt?", ertönte die Stimme von Kyu hinter mir. "Ja, hoffentlich beeilt sich dein Henker und kommt bald", erwiderte ich daraufhin und ging auf seine folgenden Kommentare nicht weiter ein.

Er hatte recht. Der Grund, warum ich es hier aushielt, war allein der kleine Funke von Hoffnung, dass ich ihm hier wieder begegnen könnte. Ein bescheuerter Gedanke, aber ich konnte nicht damit aufhören. Sicherlich hatte er mich vergessen. Als Sänger, nein, als Star konnte man jede junge Frau mit Leichtigkeit ersetzen und dennoch hoffte ich, dass Yoongi nicht dazu gehörte. Mir würde es sogar reichen, wenn ich ihn nur für eine Sekunde sehen könnte. Mehr verlangte ich doch gar nicht. Er hatte mich verlassen, das wusste ich, aber ich konnte einfach nicht glauben, dass er dies im Nachhinein als richtige Entscheidung angesehen hatte."Ich würde gern bestellen", unterbrach mich eine Stimme in meinen trüben Gedanken. Mit einem Lächeln blickte ich auf, doch entglitt mir dieses, als ich in ein bekanntes Gesicht sah.

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Ich habe es geschafft. Es ist nicht wirklich lang geworden, aber es soll auch eher als Prolog dienen, damit ihr eine kurze Übersicht der momentanen Dinge habt [Stand der Dinge - Augenringe ㅠ.ㅠ]
Wer wohl das bekannte Gesicht am Ende ist? Naja. Freut ihr euch genau so wie ich auf diesen 2.Teil?^^~ [Hoffentlich enttäusche ich euch nicht @_@]

[Würde mich ebenfalls freuen wenn ihr mal in meine beiden anderen Suga-Storys reinlest. Ob es sich lohnt weiß ich nicht xD]

Man liest sich yoonicorns~(/・ω・)/

It's Idol. Not Star × bts sugaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt