Argwöhnisch betrachtete ich mein Spiegelbild :"Warum gibst du dir so viel Mühe?", fragte ich mein Ebenbild und ließ die Hand sinken, in welcher ich einen Mascara hielt. Für Kyu tat ich dies ganz bestimmt nicht, aber ich bezweifelte, dass sich seine Mutter sonderlich für mein Gesicht interessierte. Frustriert drehte ich an der Klinke des Wasserhahns, sodass nun Wasser in das weiße Becken floss. Ich sollte mein Gesicht von diesem schmierigen Zeug befreien, bevor- es klingelte. "Schatz? Machst du auf?", die Stimme meiner Muter klang gedämpft, da ich die Badezimmertür geschlossen hatte. Genervt stieß ich überschüssige Luft aus, stellte das Wasser wieder ab und verließ den Raum. Mir bot sich eine verlockende Gelegenheit, Kyu noch eine Weile vor der Haustür verweilen zu lassen, aber seiner Mutter wollte ich dies natürlich nicht antun, obwohl ich sie dafür bestrafen sollte, dass sie diesem Dämon ein Leben ermöglicht hatte. Ich legte mir beide Hände auf die Wangen und zog mit den Fingern meine Mundwinkel nach oben. Wie schlimm konnte dieser Abend schon werden? Sehr schlimm, so viel war sicher. Erneut erklang das schrille Geräusch, da ich seiner Meinung nach wohl zu lange brauchte. Diva. Letztendlich öffnete ich die Tür und begrüßte die beiden Personen mit einem gezwungenem Lächeln :"Hey. Schön dich zu sehen", meinte ich, an die ältere Frau gewandt und ließ mich wehrlos von ihr in den Arm nehmen. Glücklicherweise war dieser Willkommensakt nach wenigen Sekunden schon vorbei und sie verschwand aus meinem Blickfeld, damit sie meine Mutter bequatschen konnte. "Freut mich auch, dich zu sehen", meldete sich Kyu zu Wort und legte schnell eine Hand an die Tür, ehe ich diese vor seiner Nase zu schlagen konnte, nun ja, vielleicht wäre er dabei auch zwischen die Fronten von Türrahmen und Tür geraten. Nicht, dass es mir etwas ausgemacht hätte. "Extra für diesen Abend schick gemacht?", fragte er und studierte förmlich mein Gesicht. "Du kannst mich mal", murmelte ich genervt und zeigte ihm die kalte Schulter, ehe ich mich in Richtung Esszimmer begab. "Klar. Vor oder nach dem Essen?", er wusste mit meinen Kommentaren umzugehen und das reizte mich nur noch mehr. "Schuhe ausziehen, sonst gibt's gar kein Essen", warnte ich ihn und ignorierte seine, für ihn typische Bemerkung. "Ich betreib' doch kein Kamaschuhtra", erwiderte der Junge, woraufhin ich mich gezwungen füllte, ihm einen niederträchtigen Blick zu zuwerfen. Ein Grinsen umrahmte seine Lippen :"Ich geb's zu. Der war ziemlich schlecht", sagte er, während er sich die Sneaker von den Füßen streifte. Ungewollt entfuhr mir ein leises Lachen :"Da muss ich dir ausnahmsweise mal recht geben".
Meine Mutter stellte die letzte Schüssel auf den, bereits gefüllten Tisch und ließ sich demnach auch endlich auf ihrem Platz nieder :"Lasst es euch schmecken. Yumi und ich haben unser Bestes gegeben", verkündete sie und zwinkerte mir auffällig zu, so, wie Mütter es eben nun mal taten. Augenverdrehend zeigte ich ihr meinen ausgestreckten Daumen, doch war sie schon zu sehr mit dem Beladen ihres Tellers beschäftigt. "Verrätst du mir, was für ein Gift du da reingemischt hast? Ich möchte wennschon wissen woran ich sterbe", bat Kyu übertrieben leise, als würde er mir streng geheime Informationen anvertrauen. Ich hatte eigentlich vorgehabt ihn zu ignorieren, aber diese Runde sollte nicht an ihn gehen. "Da du allergisch gegen Freundlichkeit, gutes Aussehen-", ein gekünsteltes Niesen unterbrach meine Aufzählung. "Sorry. Soweit ich weiß, bin ich allergisch gegen Bullshit", entschuldigte er sein Verhalten mit ernster Miene und widmete sich dem Essen, welches ich ihm am liebsten in die Kehle stopfen wollte, damit er keine Luft mehr bekommen konnte. Während die Frauen ihm keine Beachtung schenkten, versuchte ich ihn mit meinen Blicken zu erdolchen. Dieser arrogante Bastard. "Und? Gibst du jetzt schon auf? Willst du mit deiner Erklärung nicht fortfahren?", drängte er mich zu weiteren Beleidigungen und schob sich kurz darauf ein Stück Fleisch in den Mund. Es war ein Spiel für ihn. Er betrachtete unsere Worte als seien sie ein Ping Pong, welcher auf der Tischtennisplatte hin und her gespielt wurde. "Ich verzichte", murmelte ich, während ich meinen Teller ebenfalls füllte. Aus Prinzip befand sich dort nach wenigen Sekunden mehr Grünzeug als Fleisch. Mein Vater hatte mich damals oft als 'Hasen' bezeichnet, doch war dies nun auch schon einige Jahre her, seitdem er mich das letzte mal so genannt hatte. Ich wusste nicht woher dieses Gefühl plötzlich kam, aber ich sehnte mich auf einmal nach meinem alten Bett. Nach meinen Freunden. Verdammt, ich vermisste sie. "Das überrascht mich, dass du dir die Chance entgehen lässt, mich fertig zu machen. Das Wildschwein wird zum Meerschweinchen", holte seine Stimme mich wieder zurück an den Tisch. Ehe ich auf seine Bemerkung reagieren konnte, musste ich den Kloß hinunter schlucken, welcher sich in meinem Hals gebildet hatte. Ich sollte jetzt nicht an meine Heimat denken, nicht, wenn noch andere Menschen anwesend waren. Gern zugeben wollte ich es nicht, aber Kyu diente mir an diesem Abend als eine gute Ablenkung. "Der Löwe wird zum Kätzchen. So heißt der Spruch, Idiot", berichtigte ich ihn, ein schmales Lächeln auf den Lippen. Er stützte sein Kinn auf der Handinnenfläche ab :"Ich wollte nur die Fakten darstellen. So graziös wie ein Löwe bist du sicherlich nicht", erklärte er und schüttelte den Kopf, als wolle er nicht glauben, dass ich bessere Manieren als ein Schwein haben könnte. Vielleicht interpretierte ich auch einfach zu viel in seine Haltung hinein, aber ich wusste, dass es keineswegs nett gemeint war. Körperliche Auseinandersetzungen gehörten normalerweise nicht in mein Themengebiet, aber diesen Tritt hatte er sich deutlich verdient. Ein überraschter Laut war zu hören, welchem ein schmerhaftes Stöhnen folgte. Ich hatte sein Schienbein getroffen. Ein schadenfrohes Grinsen bildete sich auf meinen Lippen, während ich seelenruhig einen Pilz zwischen den Stäbchen einklemmte. Man mag es kaum glauben, aber in diesen Monaten hatte ich gelernt, mit diesen spitzen Gegenständen zu essen. Ein leichter Hieb in die Seite ließ mich erschrocken die Luft einziehen, doch bevor ich auf den Gegenangriff übergehen konnte, weckte das Lachen meiner Mutter meine Aufmerksamkeit, da sie dabei in unsere Richtung blickte. "Ihr scheint euch ja prächtig zu verstehen", stellte sie schmunzelnd fest und wackelte wissend mit den Augnbrauen in meine Richung. Wissend, dass sie nichts verstand hob ich protestierend die Hände an :"Nicht wirklich". Kyu hielt überraschenderweise sein, sonst so großes Mundwerk. Ich betrachtete ihn aus den Augenwinkeln. Er wirkte nachdenklich und auf eine gewisse Art auch angespannt, aber es kümmerte mich auch nicht weiter.
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It's Idol. Not Star × bts suga
Fanfiction[Fortsetzung zu It's Suga. Not Sugar] - „Deine Augen sollten nur für mich bestimmt sein", ein warnender Ton schwang in seiner Aussage mit, doch nahm ich dies kaum wahr. Zu sehr war ich von seinen Augen gefesselt, welche auf mich gerichtet waren. - ...