6 × Exactly why?

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Das Wasser prallte von dem Glas ab, sammelte sich unterhalb wieder und tropfte in kurzen Abständen in das silberne Waschbecken. Es war lediglich eine simple Ablenkung, wodurch ich meine Nervosität sinken wollte, aber zudem hatte mich die Grabesstille in dem Cafe verrückt gemacht. Kyu sprach kein einziges Wort mit mir, nicht einmal, als ich den Versuch gestartet hatte, den späteren Ablauf des Tages an diesem geräumigen Ort zu planen. Ich sollte eigentlich froh sein, dass er nicht das Bedürfnis hatte mit mir zu reden, aber das genaue Gegenteil war eingetreten. Es war nicht so, dass ich seine Stimme etwa vermisste, nein, ich verspürte immer noch Mordgelüste, aber gleichzeitig war es einfach viel zu still. Meine Hand wollte sich gerade das nächste Glas schnappen, damit ich einen Grund hatte, das Wasser weiterhin fließen zu lassen, als ein bekanntes Geräusch meinen Vorgang unterbrach. Die Tür wurde geöffnet. Ich hob meinen Kopf rasch an und fixierte die Person, welche durch den großen Türrahmen trat. Ein unkontrollierbares Lächeln, welches sich schnell zu einem Grinsen erweiterte, bildete sich auf meinen Lippen. „Wir haben noch geschlossen, falls du das Schild an der Tür nicht lesen kannst", ertönte die verhasste Stimme neben mir. Ich hatte mich geirrt, die Stille von zuvor war tausendmal kostbarer, als seine abwertenden Aussagen. Yoongi ließ sich nicht von dem Kommentar beirren und schloss die Tür demonstrativ langsam, obwohl sich diese auch von selbst wieder an den rechtmäßigen Platz begeben hätte. Sein Blick lag auf mir, während er zugleich zu dem Jungen sprach, welcher einige Meter von mir entfernt stand :"Es gibt einen Unterschied zwischen nicht lesen können und nicht interessiert sein. In diesem Fall ist es mir herzlich egal". Kyu gab ein zischendes Geräusch von sich, wobei ich an eine aufgebrachte Schlange denken musste, welche ihr Revier beschützen wollte, während sie wusste, dass sie es schon längst verloren hatte. Ich sollte ihn von nun an Baemyu nennen. Ich ignorierte die angespannte Stimmung zwischen den beiden, welche sich wie eine dunkle Gewitterwolke immer mehr aufstaute und drohte zu platzen, sodass der Regen das Feuer eröffnen konnte. Meine Gedanken konzentrierten sich lediglich auf Yoongi, welcher nun wieder Anstalten machte, mir entgegen zu laufen. „Wartet wenn schon bis ich mir einen besseren Film ausgesucht habe. Diese Schnulze bringt mich noch zum Kotzen", beschwerte sich Kyu mit einem bissigen Unterton und bewegte sich auf die Küche zu, in welcher er sich wohl aufhalten wollte, während Yoongi sich hier befand. „Du kannst dir ja eine Ratte suchen und Ratatouille-", ich überbrückte den letzten Abstand zwischen uns und legte ihm schnell meine Hand auf den Mund, sodass er nicht weitersprechen konnte. Ich hatte nicht vorgehabt unsere gemeinsame Zeit mit gehässigen Kommentaren zwischen den beiden zu verbringen. Kurz sah ich über die Schulter und konnte gerade noch Kyus Hinterkopf wahrnehmen, welcher in dem anliegendem Raum verschwand. Hoffentlich konnte er sich dort endlich mal abregen. Er war kein pubertierender Junge mehr und sollte sich dementsprechend auch so verhalten. Und was den Schönling vor mir anging...

Mehrere Finger legten sich um mein Handgelenk und zog dieses hinter seinen Kopf, sodass ich gezwungen wurde ihm näher zu kommen. „Deine Augen sollten nur für mich bestimmt sein", ein warnender Ton schwang in seiner Aussage mit, doch nahm ich diese kaum wahr. Zu sehr war ich von seinen Augen gefesselt, welche auf mich gerichtet waren. Mein Herz realisierte vor mir, was nun geschehen würde und begann demnach auch verrückt zu spielen. Es hämmerte hart gegen meinen Brustkorb, als würde es mich dazu drängen, endlich die letzten Zentimeter zwischen uns zu verdrängen. Er kam mir zuvor und beugte sich zu mir herunter, doch vereinigte er unsere Lippen nicht miteinander, sondern verharrte kurz davor. Ungeduldig stellte ich mich auf die Zehenspitzen, erreichte somit aber auch nicht mein Ziel. „Weißt du, was mir aufgefallen ist?", fragte er leise nach, wobei sein Atem meine Lippen streiften und sich ein wohliges Gefühl in meinem Körper verbreitete. „Was ist dir aufgefallen?", wiederholte ich in der gleichen Lautstärke und hoffte, dass ein Kuss seine Antwort sein würde. Ich wollte nichts hören, nichts sehen. Ich wollte einfach nur seine Lippen auf meinen spüren und wissen, dass er nur mir gehörte. Er stieß belustigt etwas Luft aus, doch entging mir nicht, dass er sich stark kontrollieren musste, um diesen winzigen Abstand aufrecht zu erhalten. Seine Augen verrieten ihn. „Wir wissen so wenig von dem jeweils anderen. Ich bin mir nicht einmal bewusst, ob du einen Bruder oder eine Schwester hast. Ob du mal einen Goldfisch hattest und diesen aus Versehen die Toilette runter gespült hast. Warum du hierher gezogen bist. Ich weiß nicht einmal, warum genau du mich liebst", endete er seinen Redefluss, womit auch der Abstand zwischen uns unwichtig wurde, denn er hatte recht. Mein Herz schien sich nicht mehr sicher zu sein, ob es zu schnell klopfte weil es positiv aufgeregt war oder Angst hatte. Angst, warum? Weil ich dachte er würde gleich etwas sagen, dass mich verletzen könnte? Ich dachte zu viel darüber nach, hoffte ich. „Dann lass uns reden, aber damit hast du dir jetzt eine Falle gestellt. Ich habe von den besten Detektiven gelernt", meinte ich und versuchte meine Anspannung mit meinem besten Freund, dem Sarkasmus, zu überspielen.

It's Idol. Not Star × bts sugaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt