2 × My Wish

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Zögernd setzte ich mich auf den Holzstuhl, welcher sich farblich von dem weißen Metalltisch abhob. In diesem kleinen Raum harmonierten die Möbel nicht aufeinander, selbst die rot bestrichene Wand schien hier Fehl am Platz und ich fühlte mich auch nicht gerade wohl. Es lag aber nicht an dem schrecklichen Stil meiner Chefin, sondern viel eher an der Person, die es sich auf der Sitzbank gemütlich gemacht hatte und mich aufmerksam musterte. Ich hatte ihm ein Glas kaltes Wasser hingestellt, doch hatte er dieses noch nicht angerührt, dabei hatte er sich dieses doch selbst gewünscht. Das Schweigen zwischen uns beiden wurde mir langsam unangenehm und sein ständiges grinsen verbesserte diese Situation auch nicht gerade. “Also, warum bist du hier?”, begann ich räuspernd und erwiderte seinen Blick, seitdem ich ihn in den Aufenthaltsraum, in dem das Personal meist die Pausen verbrachte, geführt hatte, starrte er mich ununterbrochen an. “Ist es mir verboten, eine Freundin bei ihrer Arbeit zu stören?”, stellte er eine Gegenfrage und ließ einen Finger über den Rand des Glases fahren, während seine Augen noch immer ruhig auf mir lagen. Ich strich mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht und stieß einen seufzenden Laut aus. Er hatte sich in diesen Monaten kein bisschen verändert, als würde ich einfach nur einen Freund nach langer Zeit wieder sehen. “Du bist ein Stalker. Wie hast du denn bitte herausgefunden, dass ich hier arbeite?”, lenkte ich das Gesprächsthema auf eine Frage, die mich schon anfangs beschäftigt hatte. Schulterzuckend hob er das gefüllte Glas an und trank daraus :”Ich hab eben ein paar Informanten”, erklärte er und überließ den Rest seiner Erklärung meiner Fantasie. Ich verzichtete darauf, weiter darüber nachzudenken und stützte meinen Kopf auf einer Hand ab :”Wie geht es den anderen?”, hakte ich neugierig nach, wobei sich meine Interesse mehr auf eine einzelne Person konzentrierte, als auf die gesamte Gruppe. Schmollend blickte der orangehaarige mich an :”Du hast nicht einmal gefragt, wie es mir geht”, beschwerte er sich und meinte dies wohl teilweise auch ernst. “Dir scheint es gut zu gehen. Du bist eine wandelnde Sonne”, entgegnete ich und bezog dies in Hintergedanken auf seine neu gefärbten Haare. Jimin kratzte sich kurz am Hinterkopf, ehe er beide Hände auf den Tisch legte und sich etwas nach vorn beugte :”Den Jungs geht es eigentlich ganz gut, wenn man davon absieht, dass in deren Köpfe irgendetwas nicht stimmt, aber... Bestimmt wird er mich dafür hassen, dass ich es dir erzähle...", er stoppte kurz und blickte mich fast schon fragend an, ob er nun weiter reden sollte oder nicht. Mit gemischten Gefühlen nickte ich zustimmend. "Er kann schon seit drei Monaten nicht mehr richtig schlafen und verbringt die meiste Zeit damit, seine Gedanken nieder zu schreiben, aber am Ende landet alles wieder im Müll. Er zeigt es niemanden, aber er würde vieles aufgeben, nur um dich wiedersehen zu können", erzählte er in einem ernsten Tonfall und schien auf eine Reaktion meinerseits zu warten, da er nicht weiter sprach.

Die Geräusche um mich herum verstummten. Ich hörte das leise Tropfen des Wasserhahns nicht mehr, auch die wirren Stimmen der Kunden drangen nicht einmal mehr als ein Flüstern zu mir durch. Einzig und allein Jimins Worte klangen noch in meinen Ohren nach. Jetzt, als ich diese Neuigkeit hörte, wünschte ich mir, ich hätte ihn einfach ohne weitere Worte bedient und dann weggeschickt. Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Es fühlte sich falsch an, Freude zu verspüren, schließlich erging es ihm auch nicht besser als mir, aber es fühlte sich auch falsch an, Schuldgefühle zu haben. Es lastete keine Schuld auf meinen Schultern und trotzdem hatte ich das Gefühl, ich müsste mich bei ihm entschuldigen, dafür, dass er mich genauso wenig vergessen konnte, wie ich ihn. “Soll ich ihn hierher bringen?”, unterbrach er plötzlich meine Gedanken und überraschte mich mit dieser Frage völlig. “Nein!”, meinte ich zu voreilig und bekam dafür einen verwirrten Blick von Jimin zugeworfen :”Nein? Bist du dir sicher?”, fragte er nochmals nach und schien zu wissen, dass ich gerade überfordert war. “Nein, ich weiß es nicht”, murmelte ich und schüttelte den Kopf, während ich die Augen schloss. Was machte ich hier? Ich wollte ihn doch unbedingt wieder sehen, oder? “Ich will euer Kaffeekränzchen ja wirklich nicht stören, aber da draußen geht es gerade schlimmer zu als bei Titanic und ich bin kein ehrenhafter Mann der sich opfern will, also beweg dich an die Kasse und zähm die ganzen Koffeinsüchtigen”, ertönte plötzlich Kyus Stimme, welcher im Türrahmen aufgetaucht war. Genervt deutete ich ihm mit einer Handbewegung an, dass er wieder in die Küche verschwinden solle. “Irgendwelche Worte, die ich weiterleiten soll?”, wollte Jimin nun wieder typisch grinsend wissen und erhob sich von seinem Platz. Ich kam ebenfalls wieder zum Stehen und trat schnell einen Schritt auf Jimin zu, bevor er ausweichen konnte, hatte ich meine Arme um ihn geschlossen und drückte ihn leicht an mich. Ich konnte deutlich spüren, wie sehr der Junge sich dabei anspannte und konnte mir daraufhin ein Lachen nicht verkneifen, als ich ihn aus meiner Umarmung befreite :”Kannst du ihm auch diese Geste überbringen?”, bat ich mit einem Lächeln, wohl wissend, dass er es wahrscheinlich sowieso nicht machen würde. Jimin erwiderte dies mit einem breiten grinsen :”Sicher, auch wenn ich damit mein Todesurteil unterschreibe”, meinte er, hielt sich eine Hand an die Kehle und verließ vor mir den Raum. Schmunzelnd folgte ich ihm und beachtete Kyu, welcher sich gerade an der Theke gegen eine größere Gruppe an Teenagern behaupten musste, nur halbwegs. Der orangehaarige blieb nochmals stehen und drehte sich zu mir um :”Dich werden wir wohl nicht so schnell los wie es aussieht”, bemerkte er und zwinkerte mir neckend ¨Tja, das Schicksal hat mich fest im Griff¨, erwiderte ich und hob eine Hand zum Abschied an, als er sich grinsend auf den Ausgang zu bewegte und nach wenigen Sekunden das Gebäude verlassen hatte. Er war weg. Ich konnte die letzten Minuten gerade nur als sureal bezeichnen. Ein Gefühlschaos hatte sich in mir breit gemacht. Ich wusste einfach nicht, wie ich mich gerade fühlen sollte. “Yumi!”, rief mich auf einmal ein verzweifelter Kyu zur Hilfe. “Immer noch Ayumi für dich”, korrigierte ich ihn, ging aber dennoch auf die Kasse zu. Wenn ich an Kyu dachte, wusste ich ganz genau, was ich fühlte, aber bei Yoongi. Jimin hatte vorgeschlagen, dass er ihn das nächste mal mitnehmen könnte. Ich wüsste nicht, wie ich ihm gegenüber treten sollte und trotzdem sehnte ich mich danach, seine Stimme wieder hören zu können, nicht nur durch seine Lieder.

It's Idol. Not Star × bts sugaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt