In Thoughts Of You - Hamsterlie

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Ich saß mit angezogenen Beinen auf meinem Bett und Vergrub meinen Kopf darin. Aus meinen geröteten Weinen strömten eine Menge Tränen, wovon einige auf mein Bettlaken tropfen. Doch ich bemerkte nicht einmal dass ich weinte. Ich merkte in letzter Zeit gar nichts mehr. Ich war mit ihm ins Koma gefallen. Alles was in meiner Umwelt passierte, nahm ich nicht mehr war. Die meiste Zeit verkroch ich mich in meinem Zimmer und machte mir nicht mehr die Mühe, mich zu duschen, zu schminken oder ähnliches. Es würde mir nicht helfen. Nichts konnte mir helfen. Ich krallte mich nur noch mit aller Kraft an die neuste Erinnerung mit ihm, die ich noch besaß.*Flashback*"Melissa, ich...ich weiß nicht wie ich es dir sagen soll", sagte er verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. "Was ist los, Jonas?", fragte ich verwirrt. Er atmete tief ein und aus. "Ich...Oh verdammt...Ich empfinde mehr als nur Freundschaft für dich", gestand er und sah mir vorsichtig in die Augen. Ich war total geflasht. Zwar wusste ich, dass da etwas War, aber war es Liebe? Oder nur eine innige Freundschaft? "Jonas ich... weiß nicht was ich sagen soll." Sein Gesicht nahm einen verletzten Gesichtsausdruck an. "Ist schon okay Mel...", wisperte er ohne mich anzusehen. Einen Augenblick später hatte er sich umgedreht und verließ den Park. "Jonas!", rief ich ihm noch hinterher, aber er war schon in den Bus gestiegen, der dort gerade gehalten hatte. *Flashback Ende* Ich bereute es. Alles. Wieso habe ich ihn nicht Aufgehalten? Etwas gesagt, irgendwas. Alles wäre besser als das gewesen. Vielleicht wäre er dann nicht in den Bus gestiegen und hätte diesen verdammten Unfall gehabt. Vielleicht läge er jetzt nicht im Koma. Vielleicht. Jetzt kauerte ich auf meinem Bett und musste mit der Ungewissheit leben.Ich hätte so viel anders machen sollen. Die Schuldgefühle drohten mich zu erdrücken. Zu zerquetschen, als wäre ich eine zerbrechliche Kugel, die jeden Moment auseinander brechen konnte. Am Rande meiner Gedanken spürte ich, wie sich eine Hand auf meine Schulter legte. "Melissa", hörte ich die sanfte Stimme meiner Mutter. Ich hob langsam meinen Kopf und sah, dass meine Mutter neben mir auf meinem Bett Platz genommen hatte. "Ich habe eben eine SMS von Jonas' Mutter bekommen. Wir sollen sofort ins Krankenhaus."Erst wenige Momente später realisierte ich, was meine Mutter da gesagt hatte. Meine Augen weiteten sich. Vielleicht war er ja wieder aufgewacht? Aber schon wieder störte mich das 'Vielleicht'. Die Ungewissheit, brachte mich um. Doch dann kam mir ein anderer Gedanke. Was wenn er...es nicht mehr geschafft hat? Nein, ich sollte nicht daran denken. 'Er hat es geschafft. Er ist aufgewacht und wir können uns wieder vertragen. Alles wird wieder wie früher', wiederholte ich immer wieder in Gedanken, obwohl mein Verstand genau wusste, das zumindest der letzte Satz nicht stimmte. Nichts würde wieder werden wie früher. Er hatte Gefühle für mich. Und ich war mir damals noch nicht sicher. Aber man bemerkt ja bekanntlich, was man brauch, wenn man es nicht mehr hat. Ich biss mir auf die Unterlippe und sah zu meiner Mutter, die meine Reaktion die ganze Zeit beobachtet hatte. Schnell versuchte ich, meine Schluchzer in den Griff zu bekommen, was mir aber nur halbwegs gelang. "Gib mir zwei Minuten", sagte ich zu meiner Mutter. Meine Stimme hatte sich brüchig angehört, obwohl ich es eigentlich stark und kräftig sagen wollte. Meine Mutter nickte nur und verschwand aus meinem Zimmer. Ich warf mich schnell in eine graue Jeans und ein Sweatshirt und wanderte dann ins Badezimmer.Dort betrachtete ich Kurz mein Spiegelbild. Meine Augen waren geschwollen, gerötet und unter ihnen befanden sich dunkle Schatten. Mein Gesicht sah blass aus, wie aus Porzellan und meine dunkelblonden Haare waren verstrubbelt und schlaff. Doch es überraschte mich nicht. Ich nahm mir schnell ein Taschentuch um die Tränenspuren zu beseitigen. Das schminken sparte ich mir. Es War mir egal, wenn mich jemand so sehen würde. Ich hatte jetzt keine Zeit und keine Lust. Ich wollte einfach so schnell wie möglich zu Jonas. Bevor ich die Treppen runter ging, schnappte ich mir noch eine Packung Taschentücher und polterte schließlich die Treppen hinunter, wo meine Mutter schon auf mich wartete. Als sie mich sah, schloss sie die Tür auf und wir liefen zum Auto. Meiner Meinung nach lief meine Mutter viel zu langsam. Wer weiß, wie viel Zeit mir noch bleibt. Wie viel Zeit ihm noch bleibt. "Mom!", rief ich um sie darauf aufmerksam zu machen. Sie verstand sofort und lief einen Schritt schneller. Nachdem wir endlich im Auto saßen, musste ich mich zusammenreißen. Meine Gefühle, drohten mich wieder zu überkommen. Ich musste stark bleiben.Ich zog die Taschentücher aus meiner Hosentasche und nahm mir eines. Sofort wischte ich mir die Tränen weg, die mir wieder gekommen waren. Ich lehnte meinen Kopf an die Autoscheibe und schloss die Augen und versuchte mich vom nachdenken abzulenken. Als meine Mutter den Motor startete und losfahren wollte, fiel mir plötzlich etwas ein. "Mom, warte, Ich hab etwas vergessen! Ich brauch den Schlüssel!", rief ich, schnallte mich ab und stieg aus dem Auto. Ohne ein Wort reichte mir meine Mutter die Schlüssel durchs Fenster und ich sprintete zurück zum Haus. Ich War froh, dass meine Mutter nicht weiter nach gefragt hatte und mich einfach machen ließ. Eilig schloss ich die Tür, wieder auf und lief die Treppen hoch in mein Zimmer. Ich tastete in meiner Nachttischschublade nach dem Schlüssel, der ganz hinten mit Tesafilm festgeklebt war. Nach kurzer Zeit hatte ich ihn gefunden und Ging zur anderen Seite des Raumes, wo ich mir dann meine große Metallkiste heranzog. Mit ein paar Griffen hatte ich sie geöffnet. Darin befanden sich die Sachen, die mir persönlich sehr wichtig waren. Sie bestanden hauptsächlich aus Fotos oder anderen Erinnerungsstücken. Gezielt griff ich mir ein ledergebundenes Buch, das in die Breite ging. Darauf ließ ich alles stehen und liegen und machte mich wieder auf den Weg zum Auto. Ich zog noch schnell die Haustür hinter mir zu und kurze Zeit später saß ich wieder im Auto. Meine Mutter startete erneut den Motor. Währenddessen sah ich mir das Buch in meinen Händen noch einmal an. Es War schon abgegriffen und ich hatte es sicherlich schon tausendmal durchgeblättert, aber für mich war es immer noch wunderschön.

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