Unsterblich - Alistaiir

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Es war eine dunkle Nacht. Kein Wind, kein Geräusch, kein Mondlicht. Vor mir ragte ein hohes Gebäude auf, der Lichtstrahl meiner Taschenlampe durchleuchtete nur einen Teil, aber ich konnte ganz genau sehen, dass dieses ehemalige Bürogebäude in Trümmern lag.Die Fenstergläser waren zersplittert oder gar nicht da und hin und wieder fehlten ganze Steine an der Außenwand. Der ganze obere Teil des Gebäudes war eingesackt.Du schaffst das, Lya. Es ist nur eine Mutprobe. Danach hast du deine Ruhe. Und die Ruhe kam. Noch einmal leuchtete ich die Außenwand hinauf , dann trat ich durch den vermeindlichen Eingang. Dunkelheit umfing mich. Ein miefiger Geruch klebte in der Luft. Irgendwo tropfte Wasser von der Decke. Mir lief ein Schauer den Rücken hinab und ich spürte wie sich Gänsehaut auf meiner Haut breitmachte. Ich seufzte und schwenkte den Kegel der Lampe in der Eingangshalle umher. Der Putz war von der Decke gelöst und in einer Ecke befand sich tatsälich eine Wasserlache. Ich atmete noch einmal ganz tief durch und trat dann die Treppen hinauf. Jeder Schritt knarschte und hörte sich verdammt laut an. Bald schon hatte ich die oberste Stufe erreicht und wäre fast über ein Skelett gestolpert, was dort verkrümmt auf dem Boden lag. Gerade noch so konnte ich einen Schrei unterdrücken. Mein Herz pochte wie wild und ich wünschte Gott möge es schnell beenden. Jeder der vor mir da gewesen war, musste wohl auch sich über den toten Körper erschreckt haben. Vielleicht ist es ja auch nur eine Atrappe. Probeweise stieß ich mit dem Fuß gegen die Rippen, sie zerbrach. Auf jeden Fall war dieser Jemand tot. Bei einem Plastikskellet würde keine Rippe abbrechen, wenn man vorsichtig dagegen trat. Schnell wandte ich den Blick ab. Meine Mission war klar. Die Flagge finden und sie ihnen zurückbringen, zwar dachte ich nicht, dass ich das heil überstehen würde, aber für das Ziel war das alle Mühe Wert. Der Gang vor mir war leer. Kein weiteres Skelett, keine Pfütze oder dergleichen. Schnell lief ich die nächste Treppe hoch, ich spürte, wie ich dem Ziel näher kam. Das Pulsieren der Flagge konnte mich fast erreichen. Tatsächlich sah ich sie. Ein kleiner roter Punkt der fahl in dem Licht meiner Lampe schimmerte. Mein Herz meldete sich freudig. Schnell nahm ich die letzten Stufen, und wollte gerade meine Hand nach meinem Erlösungsobjekt ausstrecken, als ich eine Bewegung aus meinem Augenwinkel wahrnahm. Sofort erstarrte ich und sah mich um. Ich hatte nur ein einzige Waffe. Und eine einzige Lichtquelle. Noch ein Schatten! Mir lief es eiskalt den Rücken hinab, meine Atmung beschleunigte sich und mein Herz pochte noch schneller. Ich spürte, wie ich zitterte. Und noch eine! Und sie kamen näher. Der Raum, eher die Treppe, in der ich mich befand, war nicht groß, aber oben am Treppenabsatz waren ganz klar die Silhouetten zusehen. Deshalb ist also niemand zurückgekehrt. Sie wollen mich gar nicht haben. Sie wollen mich loswerden. Als ich das Begriff, war es schon zu spät. Die Gestalten hechteten auf mich zu und ich stolperte die Treppe hinunter, fing mich gerade noch so ab und spurtete zurück. Die Treppen und Gänge entlang immer auf der Flucht. Ich spürte die Gestalten hinter mir, ihr kalter Atem in meinem Nacken und die scharfen Zähne in meiner Haut. Woher sie Zähne hatten, wusste ich nicht. Aber ich wusste, dass Gerüchte um Vampire im Umlauf waren. Soviel zum Thema ich war beim Psychologen. Und dann hatten sie mich eingeholt. Gruben ihre Klauen in meine Kleidung, zerissen sie und zerfetzten meine Haut. Ich schrie. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib, doch tun konnte ich nichts. Schwarze Flecken tauchten am Rande auf, der Schmerz rollte über mir her wie eine gewaltige Welle und begrub mich unter sich. ----Als ich aufwachte, spürte ich sofort, dass etwas anders war. Meine Bewegungen, als ich mich aufrichtete, waren elegant und schwungvoll. Mein Blickfeld war kalt und nicht verschwommen. Aber am Schlimmsten war der Hunger. Der Hunger nach Blut.


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