Black-Out - restless_illusionist

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Endlich befindet sich die letzte Kiste, in meinem Zimmer in der Studentenverbindung, welche ab jetzt mein neues Zuhause sein wird. Da ich aber einen gewaltigen Hunger bekommen habe, lasse ich zahlreichen Kisten einfach so mitten im Zimmer stehen und gehe runter in die Küche um mir schnell etwas zu essen zu machen. In der Gemeinschaftsküche treffe ich erwartungsgemäß auf niemanden. Ich dachte mir schon, dass keiner so früh schon einziehen wird. Ab elf Uhr vormittags ist der Einzug gestattet und um Punkt stand ich vor der Eingangstüre der Verbindung.Der Geschmack von Tunfisch auf meiner Zunge, verwirrt mich zunehmend. Erschrocken stelle ich fest, dass ich mich am Esstisch befinde und einen Teller mit den Resten eines einstig dagewesenen Tunfischsandwiches vor mir stehen sehe. Wieder einmal bin ich weggewesen. Schon seit meiner Kindheit hatte ich immer wieder diese mysteriösen Black-Outs. Ich war immer der kleine merkwürdige Junge der einiges vergas. In keinster Weise kann ich mich an irgendwas aus diesen Black-Outs erinnern und seit diesem Sommer ist es schlimmer geworden.Frustriert fahre ich mit den Händen durch meine kurzen Haare. Konzentriert versuche ich mich zu erinnern. Zumindest irgendetwas. Aber da steht nur eine dunkle schwarze Wand vor mir. Diese beschissene Wand die ins Nichts führt. Mies gelaunt räume ich meinen leeren Teller weg und mache mich auf mich oben im Zimmer endlich häuslich einzurichten. Das gesamte Wochenende lang versuche ich verzweifelt die verlorene Erinnerung zurückzubekommen, jedoch erfolglos. Mit meinem Mitbewohner Phil verstehe ich mich blendend was das zusammenleben sehr angenehm gestaltet.Am Sonntagabend hänge ich mit ihm und ein paar anderen Studenten in einem der diversen Wohnzimmer herum und unterhalten und angeregt über morgen. Den allerersten Studientag. Anscheinend sind hier alle solche Nerds wie ich.


Schnell bin ich mit der morgendlichen Routine fertig und begebe mich zur ersten Vorlesung meines Lebens. Neben einer äußerst hübschen jungen Frau nehme ich Platz und lasse den ein oder anderen Blick zu ihr rüber gleiten. „Hi, ich bin Daniel.", stelle ich mich etwas ungeschickt vor.„Milena, oder einfach nur Mila." Sie nickt etwas schüchtern und fängt gleich zu quatschen an. Der Tag vergeht schneller als ich zunächst vermutete. Und auch der Rest der Woche huscht ereignislos vorüber. Die Bekanntschaft zwischen Phil und mir hat sich nach dieser kurzen Zeit zu einer richtigen Freundschaft ausgebildet und auch mit meinen Mitkommilitonen komme ich ziemlich gut klar. Auch mit Milena entwickelt sich etwas, nur weiß ich nicht genau was. Freitagabend bin ich dabei den Stoff der Woche grob zu wiederholen, als ich von einer Sekunde auf die andere die Tür meines Zimmers öffne und hineintrete. „Nicht schon wieder!", brülle ich schimpfend vor mich hin. Phil, der auf seinem Bett liegt und liest, sieht mich verstört an. „Was ist denn los?", fragt er.„Wie spät ist es?"„Halb vier, warum?"„Samstag?", hacke ich nach.„Nein Sonntag."„BITTE WAS!?", entfährt es mir zunehmend geschockt. Mir wird leicht schwindelig, wenn ich höre, dass ich über einen Tag verpasst habe. Schleunigst muss ich mich hinsetzen. Wie kann ich nur über 24 Stunden lang „weg" gewesen sein?


„Daniel, was ist los?" Nun ist Phils Stimme mit einem ernsthaft besorgten Ton belegt, der ungesund deutlich in meinen Ohren ankommt. „Ich habe schon seit meiner Kindheit immer wieder Black-Outs. An das, was in der Zeit der Outs passiert ist kann ich mich nicht erinnern. Es ist so als wäre ich eben vom Schreibtisch hier zur Tür reingegangen. Ich habe absolut keine Ahnung was passiert ist seit Freitagabend. Verdammt für mich ist es noch Freitagabend!"Frustriert stehe ich auf und ziehe auf dem Teppich unter meinen Füßen Kreise. „Das schlimmste ist diese quälende Ungewissheit was ich während dieser Zeit getan habe. Ich weiß gar nichts. Es ist als wäre ich direkt hier her gebeamt worden. In der letzten Zeit ist es schlimmer geworden. Ich glaube sogar, dass das eben die längste Zeitspanne war, in der in der dieses Nichts war."Mein Puls erhöht sein Tempo und die Kreise im Teppich werden tiefer. Phil starrt mit ausdrucksloser Mine in den Raum hinein. Keine Emotion gar nichts. Hoffentlich hält er mich nicht für komplett verrückt. Früher als erwartet fängt er an zu sprechen. „Ich...glaube dir. Nur ist das schwer vorstellbar."

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