Jungs lieben sich nicht (BoyxBoy) - Otakas

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„Also ich finde Käsewürfel schmecken besser.“

„Scheibenkäse ist genauso wie Würfelkäse. Nur in Scheiben.“

„Es schmeckt aber anders.“

„Es schmeckt genau gleich.“

„Für mich nicht.“

„Das erklärt alles.“

Ich drehe meinen Kopf in seine Richtung. Seine grünen Augen glänzen belustigt und ihm entkommt ein leises lachen. „Lachst du mich aus?“, frage ich gespielt empört, muss allerdings grinsen.

Er hebt abwehrend die Hände. „Würde ich niemals wagen! Ich finde deine Logik nur so bereichernd für mein Leben.“

„Bereichernd für dein Leben?“ Ich hebe eine Augenbraue. „Oh Gott wie geschwollen.“ Ich lache.

„Hey, jetzt lachst du mich aus!“, lacht er ebenfalls und schlägt mir spielerisch auf die nackte Brust.

„Würde ich niemals wagen“, ahme ich ihn nach und stoße ihn sanft zurück in sein Kissen. Während er noch leise vor sich hin lächelt, setzte ich mich auf. Ich sehe auf das Bild auf seinen Nachttisch. Eine Frau mit silbergrauem Haar und blassgrauen Augen umarmt einen Mann mit ebenfalls grauem Haar, aber mit kleegrünen Augen. Beiden sieht man ihr Alter an, und doch sehen sie nach all den Ehejahren noch so glücklich aus. „Sag mal … wann erzählst du es deinen Eltern?“, fragte ich ohne den Blick von dem Bild abzuwenden.

„Was meinst du?“
Ich verdrehe die Augen und sehe ihn an. „Das mit uns … das du schwul bist. Und mit mir zusammen bist.“

Ich sehe wie er schluckt und nervös an meiner Bettdecke zieht. „Wenn der richtige Zeitpunkt da ist … ich verspreche dir, bald.“

Ja klar … bald. Wie oft hatte ich das schon gehört? Ich frage mich, ob ich seine Eltern je mal kennen lernen werde. Ich bezweifle es fast. Aber ich kann es ihm ja nicht vorwerfen. Es ist immer schwer seinen Eltern erklären zu küssen, dass man selber als Mann einen Mann liebt. Trotzdem wünsche ich mir einfach nur, dass unsere Beziehung so läuft wie jede andere auch. Aber das wir wohl nie der Fall sein.

„Hey ...“, wispert er und umarmt mich von hinten. Er haucht mir einen warmen Kuss auf die Schulter. „Bitte … mach dir nicht so viele Gedanken um das alles. Das Thema hatten wir doch schon. Ich werde dich meinen Eltern vorstellen. Das verspreche ich dir.“ Er küsst meinen Hals. Ich kann seinen stetigen, warmen Atem spüren und muss lächeln.

„Okay.“

Ich spüre sein Lächeln an meinem Hals. „Ich liebe dich.“

„Ich dich auch“, lächle ich und streichle über seine Hand, die auf meinem Bauch liegt. „Sag mal, soll ich uns Frühstück machen? Ein schönes, herzhaftes Frühstück mit Speck und Eiern. Dazu ein schönes, knuspriges Brötchen mit Marmelade und einem frisch gepresstem Orangensaft?“

„Klingt super!“, sagt er begeistert küsst mich diesmal auf die Wange. „Was täte ich nur ohne dich?“

„Verhungern“, grinse ich.

Er lacht und knabbert sanft an meinem Ohrläppchen. „Sag mal … bekomme ich auch ein Rührei, wenn ich es schaffe dich noch etwas länger im Bett zu behalten?“

Ich kichere und drehe meinen Kopf zu ihm. „Du bekommst dafür alles von mir.“

„Klingt gut“, murmelt er und beginnt mich zu küssen.
Ich öffne die Augen. Mein Herz beginnt zu schmerzen, als ich sehe, dass ich nicht in seinem Bett liege … und ihn küsse. Ich bin ja nicht einmal zu Hause. Ich stehe auf abgetretenem Gras mit vereinzelten, verblühten Blumen. Die Blumen in meiner Hand sind hier das einzig schöne und selbst an denen kann ich mich nicht erfreuen. Ich sehe auf den großen Stein vor mir, bis ich Schritte höre. Eine ältere Frau stellt sich mit ihrem Mann neben mich. Ihre Augen sind trüb und wirken fast leblos und sie folgt meinem Blick. Ihr Mann hat den selben Ausdruck in seinen kleegrünen Augen. „Kannten Sie ihn?“, fragt sie mich mit leiser und zittriger Stimme. An mich gewandt. Ich schlucke den Kloß herunter, will etwas sagen, ihr es erklären, doch meine Stimme versagt. Sie scheint es nicht zu stören, als sie weiter redet. „Er war mein Sohn ...“ Ihre Stimme geht in ein leises schluchzen über. Fürsorglich legt ihr Mann ihr eine Hand auf die Schulter und legt dann eine einzelne Rose vor den Grabstein vor uns. Ich bin unfähig etwas zu sagen, beobachte nur das trauernde Paar neben mir. Die Eltern des Menschen, den ich am meisten geliebt habe. Die Frau holt Luft und versucht sich zu beruhigen. „Er hätte sein Motorrad einfach reparieren lassen … dann wäre das nicht passiert.“, schluchzt sie und fährt dann fort, „Er hätte diesen schrecklichen Unfall nicht gehabt. Dann hätten die Bremsen nicht versagt und er wäre nicht gegen den Baum gerast.“ Nun war alles vorbei. Die Tränen flossen ihre Wange hinunter und von der freundlichen Frau auf seinem Bild ist nichts mehr zu sehen.
Ich spüre, wie auch mir die Tränen kommen. Schnell lege ich die Blumen vor den Grabstein ab und sehe die Frau an. „Sie hatten einen wundervollen Sohn“, flüstere ich und wende mich dann zum gehen ab.

Ich hätte es ihr sagen können. Hätte ihr von unserer Beziehung erzählen können, doch ich konnte nicht. Es ging einfach nicht und es fühle sich … falsch an. Ebenso bereue ich es nicht, ihr nicht verraten zu haben, dass ihr Sohn nicht durch einen Unfall gestorben ist. Er hatte sein Motorrad erst ein paar Tage vor seinem Tod kontrollieren lassen. Es kann niemals ein Unfall gewesen sein. Er erzählte mir am Abend vor dem Unglück, dass ein paar Kollegen uns beide zusammen gesehen hätten. Als Paar. Er lächelte und sagte, dass es okay wäre. Er wollte seine Liebe zu mir nicht verstecken, egal was für Spott er aushalten müsse. Doch es war mehr als Spott … Aber ich konnte es ihr nicht sagen. Es ging einfach nicht. Es reicht, wenn ich daran schon so sehr zu Grunde gehe.

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