Teil 4: Die Akademie der Elemente

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Ein Sog zog mich immer weiter hinein und als eine kalte Hand mich packte schrie ich ängstlich auf. Plötzlich bekam ich keine Luft mehr, als wenn ich durch eine enge Röhre gezogen werden würde, und röchelte: ,,Hilfe". Ich dachte schon ich würde in Ohnmacht fallen, aber im letzten Moment bekam ich wieder Luft. Ich atmete tief ein und blickte mich schüchtern um. Hinter mir stand ein Spiegel, der noch ein wenig glimmte, und daneben mindestens noch dreißig andere. Ich stand in einem riesigen Saal, mit gewölbtem Dach und Malereien. Ein großes Mädchen lehnte sich an eine Wand und blickte mich freundlich, aber zurückhaltend an. Sie erinnerte mich etwas an Selena, weil das Mädchen genau die gleichen Augen hatte. ,,Hi, mein Name ist Cherry. Ich freue mich, dass du den Weg hierher gefunden hast," begrüßte sie mich. ,,Hey, ich bin Felina. Bin ich hier richtig in der Akademie der Elemente?" fragte ich höflich und sie antwortete gelassen: ,,Ja genau, wir haben schon auf dich gewartet. Die Chefin hat mich zu deiner Mentorin gemacht. Das ist sowas wie eine persönliche Lehrerin. Du musst wissen, hier gibt es drei Häuser, du bist in Jahrgang eins und wirst mit anderen Mädchen in einem Haus am See wohnen,"
Ich freute mich sehr, dass Cherry meine Mentorin geworden war, denn sie war mir sehr sympathisch. Ich war so in Gedanken, dass ich ihr garnicht mehr zuhörte. Man, das war irgendwie viel cooler als gedacht. Ich war wohl tatsächlich so eine Elementbändigerin, oder wie auch immer das hieß.
,,Felina, hörst du mir eigentlich zu?" fragte Cherry und ich murmelte: ,,Ja klar". ,,Gut, es gibt vier Arten von Elementbändigern. Feuer-, Wasser-, Erd- und Luftbändiger. Ich werde dich jetzt einmal rumführen!" Mit den Worten ging sie und mir blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.

Cherry zeigte mir zuerst die Wohnhäuser der Bändiger. Erst zuletzt kamen wir zu einem kleinen See. Ein breiter Steg führte bis hin zu Häusern, die weit auf dem See lagen. ,,Siehst du die Häuser dort? Da wirst du mit zwei anderen Mädchen wohnen," sagte Cherry und lächelte. Das Wasser war so klar, dass ich es kaum abwarten konnte darin zu schwimmen. ,,Leider ist nur ein kleiner Teil des Sees zum Schwimmen und üben," murmelte Cherry in dem Moment. Naja, besser als nichts. ,,Was meinst du denn mit üben? Ich kann schon schwimmen!" fragte ich irritiert. Damit war bestimmt das Bändigen gemeint, doch ich wusste ja noch garnicht was das war. Sie lachte geheimnisvoll: ,,Dazu kommen wir später. Jetzt kannst du deine Sachen in das Häuschen c 3 bringen und deine Mitschülerinnen kennen lernen. Ich will dich pünktlich um vier wieder hier treffen!" Jetzt ging sie, ohne etwas weiteres zu sagen.

Ich wollte gerade einen Fuß auf den Steg setzen, als ich eine Stimme hinter mir hörte: ,,Hi, du bist neu hier, oder?" Schüchtern drehte ich mich um. Dort stand ein Mädchen, das ungefähr in meinem Alter war. ,,Ja, ich heiße Felina," hauchte ich leise. ,,Ich bin Océane. Komischer Name, ich weiß," kicherte sie und ich lächelte vorsichtig. ,,Wohnst du in c 3 ?" fragte sie mit hoffnungsvoller Stimme. Als ich endlich begriff, dass sie das Haus meinte, antwortete ich schnell: ,,Ja, du auch?" Sie nickte mit glänzenden Augen.

Gemeinsam gingen wir den Steg entlang und erzählten uns gegenseitig etwas über uns. Océane war auch noch nicht lange hier.
Als wir bei den Häusern angekommen waren zeigte sie mir die Häuser c 1 und c 2 für die Jungen und c 3 und c 4 für die Mädchen. Als wir unser Haus betraten standen wir in einem gemütlichen Raum. Sogar einen kleinen Fernseher und eine große Couch gab es. Drei Schränke standen neben den Betten. Es gab ein Hochbett- und ein Einzelbett.
Auf der Couch saß ein Mädchen mit einem Handspiegel und Lippenstift in der Hand. Als wir eintraten hob sie den Kopf und sah uns mit abschätzigen Blicken an, widmete sich dann aber schnell wieder ihren Schminksachen. ,,Kümmer dich nicht um Sandy. Sie hält sich für was Besseres," murmelte Océane genervt. Solche gab es wahrscheinlich immer.

Ich teilte mir mit Océane das Hochbett. Sie schlief oben und ich unten. Schnell packte ich meine Sachen aus, denn ich hatte mich ja noch mit Cherry verabredet. ,,Ich treff mich noch mit meiner Mentorin, also bis später," rief ich aufgeregt und ging.
Cherry wartete schon auf mich und meckerte gespielt: ,,Du bist zwei Minuten zu spät. Folg mir ich werde dir jetzt den Trainingsplatz zeigen." Gelehrig folgte ich ihr und wir gingen den See entlang. Als wir schließlich an einer Stelle angekommen waren, in der sich der See ein wenig "ausbeulte", blieb Cherry stehen. ,,Hier ist der Trainingsplatz der Wasserbändiger. Ich werde dir jetzt etwas zeigen, doch die regulären Stunden fangen erst Übermorgen an," sagte sie mit ernster Stimme und ich schluckte. Sie hielt die Hände vor sich gestreckt, doch nichts passierte. Plötzlich erhob sich eine Wasserblase aus dem Wasser. Gespannt hielt ich den Atem an. Das wollte ich auch können! Die Blase, die doch so friedlich schien, raste plötzlich mit einem Ruck auf mich zu und automatisch streckte ich die Hände schützend vor mich. Ich zitterte vor Angst, denn die Blase hatte so eine Geschwindigkeit, dass es sicher wehtun würde.
Nach einiger Zeit stand ich immer noch so da. Es war rein gar nichts passiert, außer das ich auf einmal eine geringe Last auf meinen Händen fühlte. Erstaunt öffnete ich die Augen. Dort schwebte doch tatsächlich diese Wasserblase direkt vor meiner Nase. Wie konnte das sein? Vor Schreck zuckten meine Hände zurück, die Blase platzte mit lautem Knall und Cherry lobte mich: ,,Perfekt, so lange wie du hat bisher noch keiner die Blase am ersten Tag gehalten." Ich konnte ein bisschen Stolz in ihrer Stimme hören, welcher sich sofort auf mich übertrug. In dem Augenblick war ich so stolz wie noch nie!

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