Teil 9: Der unheilvolle Brief

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Das Monster streckte seine aschegrauen Arme nach mir aus und ein fieses Lächeln umspielte sein Gesicht. Als es mich berührte musste ich schreien, denn ein schrecklicher Schmerz pochte durch meine Schulter, dort wo es mich berührt hatte. Mit verzerrtem Gesicht sackte ich auf den Boden und sah, wie das triumphierende Gesicht des Monsters sich über mich beugte. Seine spitzen Zähne blitzten mich an, ich kreischte nur noch denn der Schmerz breitete sich in meinem ganzen Körper aus, dann viel ich vor Schmerz und Angst in Ohnmacht.

Blitzschnell schlug ich die Augen auf und blickte nervös um mich. Ich lag in meinem Bett. Zuhause in der Akademie. Wahrscheinlich war das alles nur ein Traum, der allerdings ziemlich real gewirkt hat, vermutete ich, bis mein Blick auf Océane fiel, die besorgt zu mir guckte. Okey, dann wohl doch kein Traum!
,,Zum Glück bist du wach. Ich habe immer gehofft das sie deine Seele nicht bekommen haben," murmelte sie leise und mit müden Augen, ,,ich bin die ganze Nacht wach geblieben um auf dich aufzupassen." Sie lächelte sanft. Meine Seele genommen? Was faselt die denn da?
Océane hatte wohl meinen verwirrten Blick gemerkt und sagte: ,,Ja, Du willst bestimmt wissen was ich meine aber dazu später. Jetzt müssen zuerst der Cheffin bescheid sagen, denn sie hat mir aufgetragen ihr zu sagen wenn du wach bist." ,,Hast du ihr unser Geheimnis etwa verraten?" Wie konnte sie mich nur so hintergehen. Ich dachte ich könnte ihr vertrauen.
Komischerweise war Océane die, die mich verletzt anschaute. ,,Denkst du wirklich ich hätte das getan? Misstraust du mir etwa so sehr?" Gut, sie hat mich nicht verraten. ,,Nein, das war nicht so gemeint...Ich dachte nur weil du die Idee von Anfang an blöd fandest." beruhigte ich sie, aber überzeugt sah sie nicht aus.

Als es an der Tür klopfte fing Océane allerdings gleich wider an zu lächeln und rannte los. Das müsste die Cheffin sein.
Und kurze Zeit später kam tatsächlich Ms. Halligen herein. Mit besorgter Mine setzte sie sich neben mich und begutachtete jeden Zentimeter an meinem Körper. ,,Anscheinend haben sie dir nichts Weiteres angetan außer ein paar Kratzer," meinte sie schließlich mit zufriedener Stimme. ,,Nichts getan außer ein paar Kratzer? Wissen sie eigentlich wie grausam das alles war? Außerdem möchte ich endlich wissen was sie mit diesen gestohlenen Seelen meinten!" Ich musste mich echt zusammenreißen um nicht aufzuspringen und Ms. Halligen die Augen auszukratzen. Naja das war vielleicht etwas übertrieben aber anscheinend wussten ja alle was sie meint..außer ich. Sie blinzelte belustigt und machte eine beruhigende Handbewegung. Sogar Océane kicherte jetzt. Hatte ich irgendwas verpasst oder war ich einfach nur zu dumm um das zu kapieren.
,,Natürlich wirst du es erfahren. Dieses Monster das du gesehen hast; davon gibt es noch viele Weitere...man kann sie nur an ihren Augenfarben unterscheiden. Die wirklich mächtigen haben kräftige Farben, so wie grün oder Rot.." Grün? Das Monster vorhin hatte Grüne Augen. ,,...sie kommen nur zu wichtigen Ereignissen in unsere Welt. Sie müssen erfahren haben das du zwei Elemente beherrscht." Gut damit ist wohl klar das Océane nichts erzählt hat. Ms. Halligen sprach weiter: ,,in ihrer Welt haben sie eine Seelensammlung. Nur davon bekommen sie ihre Kraft. Wenn es keine mehr gibt müssen sie sterben oder welche klauen...und ich schätze das ist auch der Grund weshalb sie zu dir gekommen sind, denn die Seelen von ganz besonderen Menschen erhalten sie alle ein ganzes Jahr lang am Leben," mit den Worten endete sie. Jetzt war ich erstmal sprachlos. Ich hatte ja mit allem gerechnet aber das war wirklich unglaublich...ekelig! Aber eine Frage blieb immer noch: ,,Und was passiert mit den, ähm Seelenlosen," murmelte ich angespannt. ,,Entweder sie bleiben ihr ganzes Leben lang in der Irren Anstalt, oder sie ermorden sich vorher selbst." Ich schluckte. Wenn das alles mit mir passiert wäre...daran mag ich gar nicht denken. Sogar eine winzige Träne schlich sich jetzt in mein Gesicht, doch schnell streifte ich sie mit meiner Hand beiseite. Das war nicht passiert und wird auch nicht passieren.

Nach einer langen Schweigeminute kramte Océane plötzlich ein kleines Stück Papier aus ihrer Tasche und reichte es mir. Dabei sah sie mir keine Sekunde in die Augen, daher wusste ich gleich das noch etwas passiert war. Ms. Halligen reusperte sich und ging schnell aus dem Zimmer.
Auf dem Umschlag des kleinen Briefes prangte eine goldene Eidechse, die mit Perlen geschmückt war, doch man konnte sehen das... ,,Du hast ihn schon gelesen oder?" vollendete ich meinen Satz. Die nickte und wurde Rot.
Vorsichtig zog ich das Papier heraus und entfaltete es sorgsam.

Mach dich bereit, das erste Grauen wird kommen!

Nur diese acht Worte standen dort in riesiger, handgeschriebener Schrift. ,,Er lag vor der Tür. Weißt du was das bedeutet?" hauchte Océane besorgt. Ich las diesen einen Satz bestimmt noch zwanzigmal, doch es war sinnlos. ,,Auf jeden Fall nichts Gutes!" Das war klar.

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