Teil 15: An der dunklen Grenze

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Er verzog keine Miene als ich endete. Es war unmöglich zu sehen was er dachte. ,,Ich habe auch noch eine Rechnung mit diesen Biestern offen. Wenn es dir nichts ausmacht würde ich liebend gerne mit dir kommen," knurrte er schließlich. ,,Und du bist tatsächlich der neue Elementbändiger? Es ist mir eine Ehre dich kennen gelernt zu haben. Hab hier schon lange keinen mehr von deiner Art getroffen." ,,Äh ja, freut mich auch. Und...hättest du zufällig etwas zu Trinken?" fragte ich vorsichtig. ,,Klar," meinte er grinsend und reichte mir eine Flasche mit trüber Flüssigkeit. ,,Ähm, was ist das?" ,,Ich denke mal eine Mischung aus allem Möglichen." Na toll das beruhigt mich jetzt echt. Aber was soll's. Angeekelt trank ich ein paar Schlücke. ,,Also Kamelkacke und sowas," fügte Jason nach leise hinzu.
Sofort spuckte ich alles in den Sand. ,,Das ist nicht dein Ernst," knurrte ich. Er zuckte nur mit den Schultern.

Am nächsten Morgen zogen wir weiter, in der Hoffnung, die Karte würde größtenteils stimmen.
Jason und ich verstanden uns immer besser. Abends saßen wir zusammen am Lagerfeuer und erzählten uns Geschichten aus unserer Vergangenheit.
,,Seit wann lebst du eigentlich schon hier?" fragte ich. Unsicherheit und Trauer schlich sich in sein Gesicht. ,,Seit mir meine Mutter von den Monstern genommen wurde und Vater verrückt geworden ist. Er hat mich ständig geschlagen, bis ich es nicht mehr aushielt und abgehauen bin. Als ich aber doch wieder zurückkam war er verschwunden. Die Wohnung war einfach leer. Nur mein Zimmer hatte er unberührt zurückgelassen." ,,Das tut mir schrecklich leid," hauchte ich und schlang meine Arme um seinen Hals.
Es war komisch, Ich kannte ihn erst zwei Tage und fühlte mich trotzdem so zu ihm hingezogen. Er berührte mich mit seiner Art. Was er schon alles durchgemacht hatte...
Schließlich löste ich mich von ihm. ,,Als ich dich gerettet habe hast du gesagt, Ich hätte schöne Augen. Meintest du das Ernst?" fragte er leise. Mein ganzes Gesicht wurde rot. Musste er mich das jetzt fragen. ,,Wenn ich es nicht ernst gemeint hätte, warum sollte ich es dann gesagt haben," kicherte ich. ,,Nein es ist nur...Das hat noch nie jemand zu mir gesagt. Noch nie hat mir jemand ein Kompliment gemacht."

Die nächsten Tage verliefen ohne Zwischenfälle, bis wir an die Grenze zum Dunkelwald kamen. Eine große Mauer streckte sich mitten durch die Landschaft. Auch der Himmel hatte sich verdunkelt. Kein Vogel zwitscherte mehr am Himmel. ,,Wie kommen wir da rüber?" zischte Jason. ,,Räuberleiter..." ,,Magie!" rief er bestimmt. ,,Ich weiß nicht ob das geht...Ich hab noch nicht viel geübt und...Ich will dich nicht verletzen." Meine Stimme zitterte. ,,Das wirst du nicht. Ich vertraue dir." Mir war wirklich alles Recht. Doch ich wollte auf gar keinen Fall die Elemente benutzen. ,,Ich geh dieses Risiko nicht ein. Egal was..." plötzlich hob er den Kopf und küsste mich. Einfach so. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, doch gleichzeitig war dieses Gefühl unglaublich. ,,Tu es für mich," hauchte er und sah mich mit einem Blick an, zu dem man einfach nicht Nein sagen konnte. ,,Ja ok von mir aus...aber was ist mit den Pferden?" ,,Die kommen auch eine zeit lang ohne uns zurecht. Wenn wir heil wieder hier raus sind können wir sie ja wieder mitnehmen," schlug er vor. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Gut, ich würde es wagen. Für ihn, für Océane, ach, eigentlich für die ganze Welt.

Plötzlich stieß Winny ein klägliches Wiehren aus. Sie lag am Boden un wälzte sich hin und her. ,,Was hast du meine Kleine? Ist ja gut, ich bin bei dir. Jason, weißt du was mit ihr los ist?" Jason schüttelte nervös den Kopf. ,,Aber ich muss ihr doch irgendwie helfen," schrie ich panisch und mit Tränen in den Augen. Verdammt wieso sagte er nichts?
Voller Angst schtreichelte ich Winny über den Hals um sie zu beruhigen. Zu meiner Erleichterung atmete sie nicht mehr so hektisch und sah mich mit liebevollen Augen an. In diesem Blick lag so viel. Liebe, Dankbarkeit, Hoffnung...Ich merkte gar nicht das ihr Herz ausgesetzt hatte, denn ihr Blick blieb der gleiche. Ruhig lag sie da. Ohne jene Form von Anspannung. Ich schluchzte vor Trauer auf und kuschelte mich in ihr noch warmes Fell. ,,Jetzt geht es ihr gut. Sie wird dich immer beschützen und da sein wenn du sie brauchst," murmelte Jason. ,,Bei mir ging es ihr auch gut."schrie ich. ,,Ich hätte mich immer um sie gekümmert." Aber wahrscheinlich hatte er mal wieder Recht und ich wollte es nur nicht verstehen.
,,Ruhe in Frieden," flüsterte ich.

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