Teil 1: Mein vierzehnter Geburtstag

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Zitternd schreckte ich aus dem Schlaf, als eine kühle Hand über meine Wange strich. Kurze Zeit später saß ich auch schon senkrecht in meinem Bett, ließ mich aber sofort wieder zurückfallen, als ich die Person neben mir erblickte. ,,Oh Mama, musst du mich so früh wecken?" maulte ich genervt und zog die Decke bis unter meine Nase.
,,Ach Schätzchen, heute ist doch dein Geburtstag." Seufzend drehte ich mich von ihr weg.
Sie gab jedoch nicht wie sonst auf und ging. ,,Mäusezähnchen, um 14 Uhr kommen die Gäste und dann wollen wir doch ins Schwimmbad," rief Mama. Ich rollte mit den Augen. Wenn um 14 Uhr erst die Gäste kommen, muss man doch nicht schon um sechs aufstehen. Außerdem vermießte sie die Stimmung allein schon mit diesen bescheuerten Spitznamen. Schnuckelputzel, Mäusezähnchen, Schätzchen...
,,Ja, ich komme gleich," seufzte ich, damit Mama endlich ging.
,,Na toll, jetzt kann ich auch nicht mehr schlafen," murmelte ich und setzte mich. Noch kurz Whats App- Nachrichten checken, dann stand ich endgültig auf.
Nach gefühlten zwei Stunden vor dem Kleiderschrank stehen entschied ich mich letztendlich für ein graues Kleid, borgte mir Mamas roten Lippenstift, den ich ihr letztes Jahr geschenkt hatte, und flocht mir einen schnellen Seitenzopf.

Als ich die Küche betrat, sah Mama mich begeistert an. Ich machte eine Drehung, denn ich liebte es, wenn das Kleid so flatterte. Meine Laune war, wie man sehen konnte, auch schon wieder gestiegen.
Als Papa durch die Tür kam, blieb er staunend stehen: ,,Wow, eine richtige junge Dame." Ich rollte nur mit den Augen und grinste.
Als ich mich an den Küchentisch setzte, sah ich fünf Geschenke vor mir liegen.
,,Sind die für mich?" fragte ich höflich. Papa schnaubte: ,,Wer hat denn heute Geburtstag?"
Vorsichtig nahm ich mir das erste: Für Felina stand dort drauf und ich öffnete das Kärtchen, was an dem Geschenk hing:

Liebe Felina,
es tut mir unendlich leid, dass ich an deinem besonderen Tag nicht da sein kann. Leider bin ich schon wieder im Krankenhaus und werde morgen operiert. Trotzdem wünsche ich dir noch einen schönen Tag,
Deine Tante Emma.

Traurig legte ich die Karte beiseite und schnappte mir das Geschenk. Als ich das Innere erblickte, fing mein Gesicht an zu strahlen: ,,Wow, guck mal Mama, den hab ich mir doch gewünscht." Stolz hielt ich den wunderschönen Badeanzug in die Höhe. In der Mitte war ein vierzackiger Stern und an jeder Zacke war ein Bild von einem der vier Elemente.
,,Wunderschön, eine Flamme, der Himmel, ein Wald und das Meer," flüsterte ich.

Schnell nahm ich das nächste Geschenk und riss es auf. Ein großer Spiegel kam zum Vorschein. Er hatte einen blauen Rahmen, und man konnte deutlich Wasser und Wellen erkennen. Ich sah erfreut hienein und blickte in meine meerblauen Augen. Meine Haare flossen mir über die Schulter. Als ich mich schließlich losreißen konnte strahlte ich meine Eltern an und quietschte: ,,Danke, Ich hab euch lieb."

Als es klingelte rannte ich sofort zur Tür. Das müsste eine von meinen Freundinnen sein. Als ich die Tür aufschlug umarmte Selena mich stürmisch. Sie war eine meiner besten Freundinnen, obwohl sie ein Jahr jünger war als ich.
,,Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag," rief sie. ,,Vielen Dank, ich freu mich, dass du hier bist," flüsterte ich fröhlich. Selena hatte schwarze Haare und freundliche braune Augen. ,,Wer kommt denn noch?" fragte sie neugierig.
,,Ich hab dieses Jahr nicht so viele eingeladen. Ewelyn und Chelsea kommen garantiert noch. Ob Vivi kommt, weiß ich nicht genau. Du kannst dich ruhig schon an den Tisch in der Küche setzen. Wenn alle da sind gibts Kuchen. Schokokuchen!" Ich machte einen vielversprechenden Gesichtsausdruck und rieb mir die Hände.
Selena setzte sich und ich schenkte ihr etwas zum Trinken ein. ,,Hast du deine Schwimmsachen eingepackt?" fragte ich. Sie antwortete: ,,Na klar, das hast du mir doch mindestens schon drei mal gesagt, dass ich die mitnehmen soll." Sie kicherte und ich wollte gerade etwas erwidern, als es klingelte. Mit einem Seufzer ging ich aus der Küche und öffnete die Tür. Ich erblickte Ewelyn, die mich bewundernd ansah: ,,Erstmal herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Du siehst echt toll aus." ,,Vielen dank," rief ich und umarmte sie. Ewelyn holte aus ihrer Schwimmtasche ein kleines Päckchen. ,,Das ist für dich," sagte sie. Vorsichtig nahm ich das Geschenk und Ewelyn setzte sich neben Selena.
Als ich das Geschenkpapier aufriss kam eine kleine Box zum Vorschein. Als ich sie öffnete lag darin ein Armband mit einem Wassertropfen und einem Delfin.
,,Ich dachte das ist genau das Richtige, weil du das Meer doch so gerne magst," sagte Ewelyn mit fragender Stimme. ,,Ja, da hast du recht. Es ist einfach perfekt, vielen dank."

Wir warteten noch eine Viertelstunde auf Chelsea, doch sie kam nicht. ,,Sie hat mir versprochen, dass sie kommt," rief ich mit ärgerlicher Stimme, aber Selena tröstete mich. ,,Denk dir da nichts bei. Auf Chelsea kann man sich nie verlassen. Deswegen ist sie auch nicht mehr meine Freundin. Lass uns doch schon mal anfangen." ,,Du hast Recht," stöhnte ich und holte den Kuchen. Trotzdem war ich etwas enttäuscht, und wollte Selena in dieser Hinsicht einfach keinen Glauben schenken. Chelsea war sonst immer zuverlässig und für mich eine gute Freundin. Naja, vielleicht war einfach nur etwas dazwischengekommen.

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