Und dann warst du plötzlich da... (Manuel Neuer FF)

Kapitel 15

„Nach Frankreich? Nici bist du sicher dass du dahin mit willst?" Marcel sah seine beste Freundin Schrägstrich Ziehtochter skeptisch an.
Dass sie mit Manuel zusammen war, war die EINE Sache, dass sie jetzt mit nach Frankreich zur EM wollte, eine ganz andere.
Er wusste was das bedeutete. Die Öffentlichkeit würde von ihr erfahren.
Sie würde in Klatsch Magazinen sein als 'DIE NEUE' und dann gäbe es kein Zurück mehr.
Seine Frau sah ihn von der Seite an.
Er wusste was ihr Blick ihm sagen sollte. Es ist ihr Leben.
„Manu und Nici sind jetzt drei Monate ein Paar und er ist nun einmal der Torwart der deutschen Nationalmannschaft." Seine Frau sprach ruhig. „Wir wussten alle dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie der Öffentlichkeit vorgestellt wird."
„Und ich werde ja gar nicht wirklich der Öffentlichkeit vorgestellt. Ich soll bei den Spieler Frauen sitzen und ihn so unterstützen. Als Vorbereitung für die Öffentlichkeit."
Die Öffentlichkeit muss nicht auf dich, sondern du auf sie vorbereitet werden!
Eine Hand legte sich auf seine Schultern und seine Frau sah ihn wieder mit diesem durchdringenden Blick an, wie ob würde sie sagen wollen dass er sich keine Sorgen machen soll.
„Bist du dir sicher dass du dir das alles antun willst? Ist ER das Wert?"
Er sah ihr in die Augen. „Ja. Das ist er Wert und noch viel mehr."
In ihrer Stimme und in ihren Augen lag so viel Ernsthaftigkeit und Liebe... ausgerechnet für den Nationalkeeper. Einen Bayern Spieler. Einen... einen Verräter!
Klar war er ein netter Kerl und Marcel mochte ihn. Er tat Nici gut, hatte ihr bis jetzt gut getan! Doch nun würde er sie in seine Welt mit rein ziehen.
Sie! Das kleine Mädchen was vor Trauer und Schmerz fast drei Wochen nichts gegessen hatte, als Oliver sich das Leben genommen hatte.
Das Mädchen was sich immer zurück gehalten hatte, nie im Mittelpunkt stehen WOLLTE.
Das Mädchen welches einen mit seinem Lächeln verzaubern konnte, aber selber nicht wusste, was sie für eine Wirkung auf andere hatte.
Würde die Öffentlichkeit sie akzeptieren?
Ja. Ohne jeglichen Zweifel. Sie war ehrlich, höflich und sympathisch. Sie würde viele Leute verzaubern, die die sie an Manuels Seite akzeptieren würden.
Doch leider war das nur circa die Hälfte.
Die andere Hälfte, die Neider, die würden alles dran setzen sich das Maul über sie zu zerreißen. Einen Fehler an ihr zu finden.
Als junge Frau hatte sie keine, über die man nicht schmunzeln könnte, als Spielerfrau?
Rauchen, Partys, schlechte Herkunft....
Sie würden sich das Maul zerreißen.
Einen SKANDAL würden sie es nennen wenn sie mit einer Kippe in der Hand über die Straße gehen würde.
ALKOHOL PROBLEME, würden sie schreiben wenn sie mal nach einem Mädelsabend mit Jessy aus einer Bar kommen würde.
IST NUR HINTER SEINEM GELD HER, weil sie ein 'Armes Pflegekind' war.
Seine Frau konnte doch nicht wirklich erwarten, dass er es einfach so akzeptieren konnte. Diese Sachen über Nici lesen zu müssen! Zu wissen dass es ihr niemals so egal sein würde, wie sie versuchte zu sagen.
„Nici...", fing er an. Doch sie unterbrach ihn.
„Marcel du hast mal gesagt, dass man auch mal über einen steinigen Weg gehen muss um an sein Ziel zu kommen. Ich will mit Manu zusammen sein. Egal wie steinig der Weg dir erscheinen mag."
Er nickte langsam.
„Wann fliegt ihr?"
„In einer Woche fliege ich nach Berlin, wo wir dann noch eine Nacht im Hotel bleiben und er, beziehungsweise die ganze Mannschaft verabschiedet wird. Dann fliegen wir am nächsten Morgen gemeinsam nach Paris, wo die Willkommensfeier aller Mannschaften stattfindet."
Wieder nickte er langsam, dann seufzte er und stand auf.
„Dann kann ich wohl jetzt nicht mehr tun, als dir viel Spaß zu wünschen Prinzessin."

Manuel sah nach links zum Fensterplatz, auf dem Nici saß und das Treiben am Flughafen betrachtete.
Ein kleines Team von Stylisten hatten sie und die anderen Spielerfrauen am Morgen noch fertig gemacht, da Paparazzi schon darauf warteten die Spieler und sie zu fotografieren wenn sie aus dem Flugzeug in Frankreich steigen würden.
Sie hatten ihre Haare zu einem Zopf zurück gebunden, der jedoch perfekt war. Keine Strähne stand ab. Dazu trug sie leichtes Make-up.
Manuel hatte von Anfang an klar gestellt, dass Nici, Nici bleiben sollte. Egal welches Ereignis anstand. Er wollte nicht dass aus ihr eines dieser Modepüppchen gemacht wurde, wie es viele der anderen Spielerfrauen waren.
Durch den Lautsprecher wurde mitgeteilt dass die Maschine bald starten würde und schnell merkte Manu das Nici unruhig wurde, als sie auf die Startbahn fuhren. Er griff ihre Hand und blickte ihr in die Augen.
Auch nach dem sie jetzt drei Monate lang fast jede zweite Woche zu ihm und wieder zurück geflogen war, schien ihr fliegen immer noch nicht angenehm zu sein.
Er wusste dass sie es nur für ihn tat, denn sonst würde sie jedes Mal mit dem Auto kommen, doch Manuel hatte von Anfang an klargestellt dass er das nicht wollte.
Bei fünf Stunden Autofahrt konnte mehr passieren als bei einer Stunde Flug.
Der Motor des Flugzeuges wurde lauter und der Pilot begann zu starten. Ihre Hand verkrampfte sich, doch Manu hielt sie weiterhin ruhig fest.
Sie hoben ab.
Und er sah wie Nici aus dem Fenster blickte. Fasziniert davon wie alles kleiner wurde und dennoch irgendwie nachdenklich, skeptisch.
Es dauerte keine zehn Minuten dass die Anschnallzeichen erloschen und die Stewardessen durch die Reihen gingen und die Spieler mit ihren Frauen fragten was sie trinken wollten.
„Was möchtest du?" Nici sah kurz von dem Buch auf was sie mittlerweile in die Hand genommen und zu lesen begonnen hatte.
„Cola light." Sie warf ihm ein Lächeln zu und er wandte sich wieder der Stewardess zu.
Diese füllte zwei Gläser und reichte sie ihm. Er reichte Nicis ihres.
„Was liest du?" Sie blickte wieder auf.
„Stolz und Vorurteil." Er runzelte die Stirn. „Noch nie gehört. Worum geht's?"
„Um eine Frau mit vier Schwestern im 16. Jahrhundert. Das einzige was damals wichtig war, war einen reichen Mann zu heiraten und so für sein Wohl zu sorgen. Zumindest als Frau."
Manuel schüttelte innerlich seinen Kopf. Sowas konnten auch nur Frauen lesen.
Sie klappte das Buch zu und legte es auf Seite.
„Weißt du eigentlich dass das unser erster Flug zusammen ist?" Sie drehte seinen Kopf zu ihm und er schaute ihr direkt in die Augen die in einem Grün strahlten.
„Ja, aber es wird nicht der letzte sein." Er nahm wieder ihre Hand in seine. Sie sah so klein und zerbrechlich in ihnen aus.
Die Stimme des Piloten ertönte wieder und teilte mit, das sie in zwanzig Minuten zum Landeanflug ansetzen würden.
Wieder beobachtete er wie Nici hinunter auf das durch viele winzig kleine Häuser zu erkennende Frankreich blickte.
Es würde für sie kein Schritt in ein neues, fremdes Land werden.
Mit dem Moment wo sie an seiner Seite aus dem Flugzeug steigen würde, würde sie ein Teil eines anderen Lebens werden.
Er schloss seine Finger um ihre und wusste, dass er sie genau vor diesem Leben schützen musste, aber nicht konnte.
Denn es war SEIN Leben.