Kapitel 11

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Harry POV

Ich lag in meiner Wohnung und hatte meinen Kopf in den Kissen meines Bettes vergraben. Ich verstand einfach nicht, was ich falsch gemacht hatte. Bis Samstag war alles gut gewesen und ich verstand nicht ganz was ich falsch gemacht hatte, dass Louis mich jetzt so ignorierte und sogar beschimpfte. Ich meine als ich mich vor ihm geoutet habe, fand er das ja noch okay, also wieso hatte er mich heute nach der Schule „Faggot", genannt und noch schlimmer warum hatte er mich nicht vor seinem Freund verteidigt, als dieser mich gegen die Bushaltestelle gedrängt hatte? Ich dachte wir wären Freunde? Fragen über Fragen und ich konnte mir keine einzige davon beantworten. Ich konnte mir vorstellen, dass ich ihn irgendwie verärgert hatte, doch egal wie sehr ich mein Gehirn anstrengte oder wie oft ich unseren Chatverlauf durchlas, ich konnte nicht herausfinden, was genau ich Falsch gemacht hatte. Von dem ganzen Nachdenken bekam ich langsam Kopfschmerzen. Verzweifelt vergrub ich meinen Kopf tiefer in meinem Kissen und versuchte die Tränen zurückzuhalten. Der Gedanken, dass ich Morgen erneut in die Schule musste, machte es nicht grade besser. Abgesehen von Louis und seinen blöden Freunden hatte ich auch sonst nicht wirklich Freunde finden können. Alle Leute waren schon in festen Cliquen und niemand hatte Lust sich mit dem komischen neuen zu beschäftigen.

Ich seufzte als ich die Türklingel hörte und schwerfällig quälte ich mich aus dem Bett und lief zur Wohnungstür. Ich öffnete sie und ich war nicht überrascht Gemma vor mir stehen zu sehen. Sie grinste mich an. „Kommst du runter essen?", fragte sie gut gelaunt und ich seufzte innerlich auf. Ehrlich gesagt hatte ich nicht wirklich Hunger und auf Gemmas gute Laune konnte ich im Moment ehrlich gesagt auch verzichten. Doch ich wusste ganz genau, dass wenn ich ablehnte Gemma nicht mehr aufhören würde zu fragen was mit mir los war und wahrscheinlich nicht mehr meine Wohnung verließ. Widerwillig schnappte ich meinen Wohnungsschlüssel und folgte meiner großen Schwester auf Socken durch den Flur zu ihrer Wohnung. Toni saß schon an dem gedeckten Tisch und sah uns mit einem ungeduldigen und gleichzeitig hungrigen Blick an. Ich schmunzelte leicht und setzte mich ihm gegenüber. Mein Blick fiel auf den wirklich lecker aussehenden Auflauf, welcher vor uns dampfen auf dem Tisch stand. In dem Moment begann mein Magen zu knurren und Gemma lachte. Na, dann werde ich meine zwei hungrigen Lieblingsmänner mal das essen auftischen. Toni und ich sahen uns an und lachten los. Es war schon lustig wie sich meine Laune innerhalb von Sekunden ändern konnte. Gemma lud mir, sowie Toni und auch sich selber ein großes Stück des Auflaufs auf. Sofort fingen wir alle glücklich an den wirklich leckeren Auflauf zu verspeisen und für einen Moment waren die Gedanken an Louis und wie schrecklich mein erster Schultag gewesen war, wie vergessen, doch dieser Moment hielt blöderweise nicht lange an. „Wie war eigentlich dein erster Schultag Hazza?", fragte Gemma unschuldig und ich verschluckte mich fast an meinem Auflauf. „Ganz okay", nuschelte ich undeutlich und Gemma seufzte. „Geht's vielleicht ein bisschen genauer?" „Nein", antwortete auch ich nun genervt. Konnte sie mich damit nicht einfach in Ruhe lassen? Ich wollte ihr wirklich nicht erklären, dass der Bruder ihrer besten Freundin, mit dem ich mich bis neulich so gut verstanden hatte, mich heute in der Schule beschimpft hatte und sein Freund mich gegen die Bushaltestelle geschubst hatte. Ja, vielleicht übertrieb ich etwas, schließlich kannte ich Louis nicht lange und wir hatten uns nur zweimal wirklich getroffen, doch es verletzte mich einfach. „Hast du neue Freude gefunden? Sind deine Lehrer nett? Wie sieht es denn mit der Sauberkeit dort aus? Hast du heute schon Hausaufgaben aufbekommen?", Gemma löcherte mich weiterhin mit Fragen und langsam wurde ich echt sauer. „Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Merkst du nicht, dass ich dich darüber reden will? Und wenn du es genau Wissen willst, nein ich habe keine neuen Freunde gefunden und ich bezweifle, dass ich so schnell welche finden werde. Und jetzt lass mich in Ruhe, du bist nicht meine Mutter!", schrie ich meine große Schwester an. Noch während ich ihr diese Wörter ins Gesicht schrie, sprang ich auf und stürmte aus der Wohnung. Ja, es tat mir leid, dass ich sie so angeschrien hatte, genaugenommen konnte sie ja gar nichts für meine schlechte Laune, doch ich musste mich jetzt erst mal abreagieren. Ich stürmte durch den Flur die Treppen hoch und schloss hektisch meine Wohnungstür auf. Ich trat ein, schmiss die Tür hinter mir zu und schmiss mich zum zweiten Mal heute auf mein Bett. Erschöpft und auch ein wenig verzweifelt vergrub ich mein Gesicht im Kissen und atmete tief ein und aus, um mich zu beruhigen.

Half a Heart ||L.S.||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt