Kapitel 4: Bindungen

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Delilas Sicht:

Daryell war wieder bewusstlos, also konnte ich ihr die Tinktur weiter auf die Wunden schmieren, ohne das sie viel davon mitbekam. Dieser Thunder hatte sie wirklich ziemlich schwer verletzt, aber Sadiki würde das sicher wieder hinbekommen. Ich sah ihn schon in der Ferne, wie er auf das Krankenzelt zulief. Ich wusch den Schwamm noch aus, wartete bis der Schamane da war und lief hinüber zu Leo. Ich hatte verdammte Schuldgefühle, ich hatte ihm immerhin das Schlüsselbein durch gehackt...

Zu meinem Erstaunen, war er bei Bewusstsein und lag mit schmerzverzerrtem Gesicht auf der Liege. „Wird er wieder gesund?“, fragte ich leise eine Wächterin des Königs, die neben ihm Stand und ein Tuch auf seine Rippen presste. „Es wird ein paar Stunden oder Tage dauern, bis der Knochen wieder zusammengewachsen ist, aber er wird es überleben. Leo ist zäh, er hat schon schlimmeres überstanden, glaub mir“, erklärte sie mir mit sanfter Stimme und lief zu einem kleinen Schränkchen um ein frisches Tuch zu holen. „Hi“. Eine schwache Stimme drang in mein Ohr und ich drehte mich um. Leo starrte mich aus müden Augen an und versuchte zu lächeln. „Es tut mir so leid! Ich hab dich fast in Stücke gehackt! Ich bin doch eigentlich Pazifist! Aber seit ich das erste mal hier oben war konnte ich es kaum noch abwarten zu kämpfen!“ Ich plapperte vor mich hin und fing an zu schluchzen. „Das ist normal. Hier oben in Dreamian wird dein Kampfgeist geweckt! Ob Pazifist oder nicht, das ist hier oben einfach so. Mach dir keinen Kopf.“ Leo grinste und verzog kurz darauf wieder das Gesicht, aber er sah schon besser aus, dieses Knochenheilmittel wirkte wirklich Wunder! „Da fällt mir ein, der König hat mich darauf hingewiesen euch das hier zu erklären, beziehungsweise zu zeigen. Streif meine Decke bitte mal ein wenig runter, nur bis zu meinem Brustkorb.“ Ich hatte fasziniert zugehört, doch als Leo meinte ich solle ihm die Decke runter ziehen, wurde mir ein wenig schwummrig, jedoch tat ich was er sagte. Ich sah eine feine Narbe und eine Art schwarzes Tattoo, welches aussah wie eine kleine Ranke gekreuzt mit einer Axt. „Was hat es zu bedeuten?“, fragte ich und fing an es von allen Sinnen mit meinem Finger nach zufahren. „Es ist meine erste Kampfnarbe. Wir Dreamianer sind unsterblich, man kann uns nicht töten. Eigentlich. Jeder hier oben hat eine Stelle, wo er bei seinem ersten Kampf verletzt wurde. Genau diese Stelle ist es, an der man dieses Tattoo bekommt. Nur an dieser einen Stelle kann man getötet werden. Aber nur wir sehen das Tattoo die dunklen Raben können es nicht sehen, sonst könnten wir uns ja auch gleich: „Bitte hier einstechen auf den Arm tätowieren.“ Er lachte und ich stellte fest, das ich ihn immer noch berührte. Ich zuckte zurück und lief rot an. „Ich habe doch gegen dich gekämpft, dann müsste ich...“ Ich blickte auf meinen Verband, der an meinem rechten Oberarm war und wickelte ihn ab. Tatsächlich. Ein schwarzes kleines Tattoo. Es sah aus wie eine Art Pflanze, ehrlich gesagt konnte ich es kaum beschreiben was es darstellen sollte. Alles was ich genau wusste war, das vier kleine Sterne darum waren. „Wow das ist verdammt... cool.“ Ich schaute zu Leo und blickte in ein entspanntes, schlafendes Gesicht. Vorsichtig zog ich die Decke wieder hoch und lief zu Daryell. Wenn sie wieder wach werden würde, musste ich ihr das unbedingt erzählen! Sie würde es mir nicht abkaufen, es war einfach zu abgefahren.

Daryells Sicht:

Langsam öffnete ich meine Augen, die mir unendlich schwer erschienen, und blickte mich um. Ich befand mich in einem kleinem Raum, in dem sich nur ein Bett befand in dem ich lag und ein einziger Stuhl, der vor dem Bett stand und auf dem Justin saß. „Was... ist passiert?“, murmelte ich und wollte mich aufrichten, jedoch wurde mir plötzlich so schwindelig das ich mich wieder nach hinten, in die weichen Kissen die sich wie Wolken anfühlten (vielleicht waren es ja welche?!) fallen ließ. „Du ziemlich schwer verletzt und wenn wir dich nicht mit dieser Tinktur behandelt hätten, dann wärst du höchst wahrscheinlich gestorben, denn du hattest ungefähr die Hälfte deines Bluts verloren“, erklärte er. Erstaunt sah ich ihn an und musste unwillkürlich wieder an dieses Brennen von vorhin denken. „Aber wenigstens hast du Thunder Fire besiegt und das war wirklich eine große Leistung“, meinte er. Lächelnd sah ich ihn an und freute mich über dieses Lob.

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