Ein Besuch im Kloster

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Wir verließen die Bibliothek und machten uns auf den Weg in Jonas' alte Schule. Keiner ging mehr auf diese Schule. Aber sie wurde von Nonnen genutzt, die sich dort ihr Kloster eingerichtet hatten.
Als wir vor einem Tor hielten, sahen wir schon das Kloster. Es wurde eingehüllt von Geheimnissen. Hinter diesem Tor war die Welt ganz anders. So richtig. Das Tor öffnete sich und wir betraten einen Hof. Das war wohl früher Jonas' Schule.
Denn er wohnte früher mal hier. Bis zu seinem 7. Lebensjahr. Danach war er oft hier gewesen mit seinen Eltern im Urlaub.
Wir betraten das ehemalige Schule Gebäude. Innen war sah es aus, wie Jonas es mir beschrieben hatte. Der Putz bröckelte von der Wand ab und lag in kleinen Stücken auf dem Boden. Das Schulgebäude war schon sehr alt. Jonas wollte mit seinen Freunden zum ehemaligen Fußballplatz. Ich wollte mich aber ein wenig hier umsehen, also blieb ich hier und hielt nach einer der Nonnen Ausschau, damit sie mir von der ehemaligen Schule etwas erzählen konnten.

Lange lief ich alleine durch die leeren Gänge und schaute mir die Bilder an der Wand an. An einer der Wand waren die Schüler mit ihren Eltern abgebildet. Jonas fand ich erst einen Gang weiter. Neben ihm standen eine Frau und ein Mann. Beide sahen glücklich aus und doch War etwas nicht richtig. Als ich eine weile das Foto betrachtet hatte, fiel mir af, dass es gar nicht Jonas Eltern waren. Wie konnte das denn sein? Ich kannte Jonas Eltern gut genug, um zu wissen, dass sie es waren. Und sie waren es nicht. Ich werde später Jonas danach fragen, dachte ich mir und verließ den Gang. Ich wollte mir darüber keine Gedanken mehr machen.
Gerade als ich eines der Klassenzimmer betreten wollte, kam mir eine der Nonnen entgegen. Sie hatte blasse Haut und sah traurig aus. Sie blieb stehen und fragte mich:" wer bist du ? Wieso bist du hier ?" Ich antwortete etwas verlegen:" Jaa also.... ich bin hier wegen meinem Freund....Also nein es ist nicht mein Freund....Also nur mein Kumpel...." Nach einem Räuspert fuhr ich fort:" Mein Freund wollte dieses Kloster hier besuchen, weil er früher hier zur schule ging. Und ich wollte ein bisschen mehr darüber erfahren." " Achso. Wenn du etwas darüber erfahren möchtest, wie es hier früher war, dann bist du bei mir genau richtig! Ich heiße übrigens Rosalinde und bin hier eine der Nonnen. Du kannst mich aber auch einfach Rosa nennen." " Hallo Rosa. Ich heiße Mila. Mein Freund heißt Jonas. Vielleicht kennst du ihn ja."

Rosa zeigte mir ein wenig von der alten Schule und machte mich mit den anderen Nonnen bekannt. Doch ich wollte auch etwas über Jonas Familie erfahren. Darum gingen wir zum Dachboden. Dort wollte mir Rosa etwas darüber erzählen.
Auf dem Dachboden herrschte ziemliche Unordnung, doch Rosa ließ sich dadurch nicht stören und ging zielstrebig auf einen der vielen Kartons zu. Sie kramte darin und hob einige Sekunden später ein Buch in der Hand. Sie führte mich in einen Nebenraum des Dachbodens, wo sich ein Sofa befand. Rosa schüttelte den Staub com Bezug ab und nahm Platz. Ich machte ihr es nach und setzte mich neben sie. Sie öffnete das Buch und blätterte ein wenig darin. Es stellte sich heraus, dass dieses Buch ein Album der Familien der Schüler war. Als sie bei Jonas' Familie stehen blieb, blickte sie mich an und fragte:" Du möchtest sicher etwas darüber erfahren oder wolltest du wirklich etwas über diese alte Schule erfahren ?" Anscheinend hatte sie mich durchschaut. Deshalb konnte ich es schlecht erwidern und nickte. Dann fing sie an zu erzählen:

"Jonas war schon immer ein sehr lieber und hilfsbereiter Junge. Im Gegensatz zu seiner Mutter." Sie unterbrach und überlegte. Dann fuhr sie fort:" Viel über seine Mutter kann ich dir nicht erzählen, aber so viel ich weiß ist sie Deutsche. Sie gab dieses Kind, also Jonas, eines Abend bei mir im Kloster ab. Damals war das Kloster noch woanders. Sie kam noch nicht einmal persönlich zu mir, sondern hatte das Kind in einem Korb vor das Kloster gelegt. Ich beobachtete sie dabei aus dem Fenster. Sie wusste, dass Jonas hier gut aufgehoben sein würde. Einen Tag später kam eine Freundin von ihr und sagte, dass es Jonas ' Mutter leid tun würde, aber sie keine Kraft hätte sich darum zu kümmern. Sie sprach davon das sie schon ein Kind habe, aber mit einem anderen Mann. Und das Jonas von einem italienischen Mann gezeugt wurde und sie sich nicht um 2 Kinder kümmern könnte. Deswegen gab sie ein Kind ab. Und das war wohl Jonas gewesen. Ich habe mich lange um ihn gekümmert. Doch als er dann in die schule musste, konnte ich mich nicht mehr länger um ihn kümmern. Ich gab ihn einer anderen Nonne. Ich dachte, er wäre dort auch gut aufgehoben. Doch das war er nicht. Mit 7 Jahren wurde er nach Deutschland verschickt und kam zu seiner jetzigen Familie. Weiter weiß ich es aber auch nicht. Da musst du ihn selber fragen." Sie beendete ihre Geschichte mit einem Seufzer.

Ich war so bald darüber, dass Jonas mir die ganze Zeit etwas vorgespielt hatte. Dann sagte ich:" Aber Jonas geht es gut. Er braucht nicht seine leibliche Mutter. Sie ist ihm nichts wert. Sie hat ihn einfach abgeben!" Weiter konnte ich nicht reden, weil ich auf einmal ein Knarren der alten Treppe hörte. Kurz danach öffnete sich die Tür und die Jungs betraten den Raum. Rosa schlug schnell das Album zu und kam den Freunden entgegen. Dann sagte sie:" Lasst uns herunter gehen und etwas essen."
Beim Essen war ich immer noch ziemlich aufgewühlt und ich hoffte, dass Jonas das nicht merkte. Doch er beachtete mich gar nicht, sondern führte mit Rosa ein anregendes Gespräch. Ich sah in Rosas Augen, dass sie sich freute, Jonas wieder zu sehen.

Eine schwere VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt