Die Friedenswächter die ich ausbilden muss, wechseln nun immer schneller. Seit die ersten Auspeitschungen ausgestrahlt worden sind, habe ich immer größere Gruppen trainieren müssen und die Schnelligkeit meiner Betreuungsphasen wurde gesteigert.
Ich habe immer weniger Zeit um auf die jungen Friedenswächter einzugehen, ihnen wirklich zu zeigen, was ihre Arbeit sein wird. Doch es scheint niemanden zu interessieren, ob sie vorbereitet sind oder nicht.
Sie müssen einfach losgeschickt werden.
In jedem Distrikt sind die Zahlen der Friedenswächtern erhöht worden.
Überall laufen mittlerweile von mir trainierte junge Friedenswächter herum.
Die wenigsten sind dort, wo sie aufgewachsen sind, obwohl ihnen dies versprochen worden war.
Kael und ich sehen uns kaum noch, da wir beide alle Hände voll zu tun haben. Um die TV-Ausstrahlungen des Kapitols mache ich mittlerweile einen Bogen, ich möchte nicht sehen, wie noch mehr junge Männer und Frauen ausgepeitscht oder sogar getötet werden.
Nichts davon sollte geschehen und schon gar nicht im Fernsehen übertragen werden.
Immer wieder erinnere ich mich an die Bilder wie Katniss Everdeen sich schützend vor einen jungen Mann wirft.
Ihr ist egal gewesen, was mit ihr selbst geschieht.
Doch ihr ist nichts geschehen.
Wut durchströmt mich, immer wenn ich höre wie Kael von der Hochzeit spricht.
Es ist das Thema Nummer eins.
Katniss Everdeen und Peeta Mellark, die glorreichen Sieger der 74. Hungerspiele, heiraten.
Alle sind völlig aus dem Häuschen und es scheint die ganze Welt nur noch zu interessieren was für ein Kleid sie tragen wird und wer alles auf der Gästeliste stehen wird.
"Ja, ich werde mit Sicherheit dort sein.", höre ich gerade Kael sagen, als ich nach Hause komme.
Entnervt hebe ich meine Augenbrauen, nicht, dass ich gerne auf die Hochzeit gehen würde oder es mich interessieren würde, wie sie aussehen. Ich bin genervt davon, dass sich für Kael alles nur noch um seine Arbeit dreht.
"Schön dass du auf die Hochzeit des Siegerpärchens gehen kannst. Ist mit Sicherheit toll dort."
Kael legt den Hörer auf und grinst mich an.
"So bissig wie eh und je meine Schöne.", er kommt auf mich zu und ich will ihm eine schallende Ohrfeige geben. Doch im selben Moment muss ich auch wieder lächeln.
"Du bist ein Idiot."
Er nimmt mich einen Moment in den Arm und küsst mich auf die Stirn.
"Es tut mir Leid, dass ich mal wieder keine Zeit habe. Aber wenn diese Hochzeit über die Bühne gegangen ist, dann wird sich meine Arbeit wieder auf Distrikt 2 beschränken. Sofern alles andere wieder in Ordnung gekommen ist, wovon ich ausgehe."
Ich nicke. Sofern alles in Ordnung geht. Nichts wird in Ordnung kommen. Seine Arbeit wird sich nie mehr nur noch auf Distrikt 2 beschränken.
Er weiß, dass ich mir dessen bewusst bin, denn ich kenne die Anzahl an Friedenswächter die Tag um Tag in verschiedene Distrikte geschickt wird. Ich kenne all die Zahlen. Es werden immer mehr. Viel zu viele eigentlich.
"Du kannst nicht versetzt werden oder? Ich meine, versetzt in einen anderen Distrikt?", meine Stimme klingt plötzlich viel höher als normal, doch ich habe Angst davor. Angst, dass er geht und nicht mehr zurückkommt.
"Ich denke nicht, dass es für mich notwendig sein wird, in einen anderen Distrikt zu wechseln."
"Nicht notwendig? Das heißt es ist nicht ausgeschlossen?"
"Im Moment kann ich keine Aussagen dazu treffen. Ich weiß es schlicht und ergreifend nicht. Aber so wie die Lage im Moment aussieht, braucht man mich hier. Hier in Distrikt 2. Bei dir."
"Das hoffe ich. Ich möchte nicht von hier weg, aber ohne dich kann ich auch nicht hier bleiben."
"Nach der Hochzeit werden wir mehr wissen Reva.", wieder küsst er mich und in diesem Moment fühle ich mich wieder sicher. So sicher, wie früher, als alles noch gut war.
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Reva Scott 3 - Die 75. Hungerspiele
FanfictionNach den 74. Hungerspielen scheint sich alles zu verändern. Plötzlich wehren die Menschen in den Distrikten sich, lassen sich nicht mehr alles gefallen. Während es in vielen Distrikten Aufstände gibt, verhält sich Distrikt 2 eher ruhig. Bis Kael...