Kapitel 14

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Mein Fuß trat das Gaspedal voll durch und der Motor jaulte protestierend auf, als ich aufs Revier raste. Ich rempelte eine junge Polizistin an und sie sah mir wütend hinterher, als ich ohne ein Wort der Entschuldigung, in den Aufzug sprang. In diesem Moment fuhr der Fahrstuhl viel zu langsam und ich tigerte nervös in der Kabine auf und ab. Als die Türen sich endlich öffneten, baute ich beinahe den nächsten Unfall, weil ich beinahe in Detective Ryan rannte, aber er wich mir noch rechtzeitig aus.

"Beckett, was...", ich ließ ihn nicht aussprechen und rannte an ihm vorbei, auf Captain Montgomerys Büro zu. Ohne an zu klopfen trat ich ein und der Captain beendete abrupt sein Telefonat.

"Beckett! Was fällt Ihnen eigentlich ein, ein Treffen mit Jordan zu vereinbaren, ohne mir Bescheid zu geben?", fuhr er mich an. Beinahe wäre ich vor seinem Zorn zurückgeschreckt, aber mein Stolz verbot es mir.

"Sir...", versuchte ich es, aber er ließ mich nicht weiter sprechen.

"Wissen Sie wer das war?", er deutete auf das Telefon und wartete meine Antwort gar nicht erst ab, "Das war Staatsanwältin Candace Robinson und sie ist sehr wütend, um es korrekt aus zu drücken, sie ist außer sich vor Wut."

Seine Augen waren weit aufgerissen, an seiner Schläfe pochte eine Ader und man sah ihm an, dass er dieses Mal wirklich sauer auf mich war.

"Sir...", versuchte ich es wieder.

"Nein Beckett, ich habe Ihnen die Chance gegeben sich zurück zu nehmen und das haben Sie nicht mal einen Tag lang geschafft. Es tut mir leid Kate, aber ich will Sie hier bis nach Abschluss Ihrer Reha nicht mehr sehen."

Ich wusste, dass ihm die Härte seiner Worte leid tat und dennoch funkelte ich ihn an. Ich knirschte mit den Zähnen und starrte auf den Fußboden.

"Ihre Waffe und Ihre Marke, bitte", er streckte mir die Hand entgegen und ich sah nach oben in sein Gesicht. Währenddessen holte ich meine Dienstwaffe aus dem Holster und gab sie ihm. Als meine Finger sich um meine Marke schlossen hielt ich kurz inne, bevor ich sie langsam unter meiner Jacke hervor zog. Einen Augenblick lang verharrten meine Finger und mein Blick auf der mir so vertrauten Dienstnummer und ich strich leicht darüber. Dann brannte irgendetwas in meinem Inneren durch und ich sah Montgomery fest in beide Augen: "Behalten Sie sie."

Ich drückte ihm die Marke in die Hand: "Ich quittiere den Dienst."

Noch bevor ich realisierte, was ich gerade gesagt hatte, hatten meine Füße mich bereits zielsicher aus dem Raum getragen und meine Hände die Tür hörbar ins Schloss geknallt. Ich wusste, dass der Captain mir sprachlos hinterher sah. Ich konnte es beinahe vor mir sehen, wie er sich auf seinen Stuhl sinken ließ und sich erstmal einen Schluck aus seinem Flachmann genehmigte. Die 'Medizin der armen Leute', wie er es nannte. Mein Blick streifte Ryan und Esposito, aber ihre angesetzten Fragen würgte ich ab, indem ich einfach an ihnen vorbei rauschte. Auch sie sahen mir sprachlos hinterher.

Als ich in meinem Auto saß, gab ich in das Navi die Adresse des Polizeireviers in den Hamptons ein und raste los. Tief in mir drinnen begann etwas zu brodeln und war kurz davor aus zu brechen, während ich noch dabei war das zu verhindern, zeigte mir ein Blick in den Rückspiegel, dass die Tränen bereits an meinen Wangen herunter liefen. Soeben hatte ich den Job aufgegeben, den ich angenommen hatte, um den Tod meiner Mutter zu vergelten und Arbeitskollegen... nein, Freunde ohne ein Wort der Erklärung zurückgelassen, die wie eine Familie für mich waren. Es fühlte sich an, als hätte ich sie alle verraten. Besonders meine Mum. Ich hatte den Drahtzieher hinter ihrem Mord nicht gefunden. Ich hatte sie enttäuscht, da war ich mir sicher. Nicht, weil ich den drechsack, der hinter all dem steckten nicht gefunden hatte, sondern weil ich aufgegeben hatte. Beinahe konnte ich ihren Blick auf mir spüren und eine traurige Beklemmung breitete sich in meiner Magengegend aus. Ich fuhr mir mit der einen Hanf übers Gesicht, während ich die andere am Lenkrad ließ.

Castle -Always or never- (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt