Kapitel 8

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Ryan und Esposito schnitten die Kabelbinder, mit denen Castles Hände gefesselt waren, durch und kamen dann zusammen mit ihm auf mich zu. Ich stand noch immer wie versteinert neben dem toten Russen, während die SWAT Leute die restlichen Mafiosi im Raum in Handschellen abführten. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich atmete schneller, als ich es eigentlich sollte. Ich war nicht in der Lage meinen Blick von dem Blut, das den Boden und meine Kleidung bedeckte, zu lösen. Unmittelbar neben jemandem zu stehen, der erschossen wurde, war ein ganz anderes Gefühl, als nur an einen Tatort zu kommen. Es war nicht das erste Mal für mich, aber ich hatte es noch lange nicht so oft miterlebt, dass ich es als alltäglich abtun konnte. Ich spürte wie jemand mir sanft eine Hand auf den Arm legte, langsam hob ich mein Kinn und sah, dass die Hand zu Castle gehörte.

"Alles okay mit Ihnen?", fragte Espo, während sein Partner stumm hinter ihm stand. Castle sah mich einfach nur an und er schien die Antwort auf Espositos Frage schon zu kennen, ohne, dass ich es aussprach. Mein Blick fiel wieder auf das Blut, das auch an meinen Händen klebte und ich nickte wenig überzeugend. Erschrocken stellte ich fest, dass meine Hände zitterten, also presste ich sie, um es zu verbergen, fest an die Seite.

"Sie müssen hier raus", murmelte Castle und fasste mich sanft am Oberarm. Zuerst ließ ich mich von ihm führen, aber dann blieb ich stehen. Ich durfte keine Schwäche zeigen. Nicht während der Arbeit.

"Castle, es geht mir gut", sagte ich und versuchte meine Stimme dabei möglichst ruhig und gefasst klingen zu lassen. Ich konnte ihm nicht ins Gesicht lügen, also sah ich wieder hinunter auf meine Hände.

"Das ist nicht wahr."

Seine Hand ruhte noch immer auf meinem Oberarm und ich sah nach oben in seine blauen Augen. Langsam strich er von meinem Oberarm bis zu meinem Handgelenk und griff schließlich nach meiner Hand. Sein Daumen strich ganz leicht über meinen blutigen Handrücken.

"Ich muss mal an die Luft", ich entzog ihm meine Hand und flüchtete nach draußen. Als ich vor dem Club auf die Straße trat, blieb ich noch nicht stehen, sondern ging weiter die Straße hinunter. Der Bereich um den Club war großräumig abgesperrt worden und die Straße wurde von dutzenden Streifenwagen zu geparkt. Ein Detective fragte mich ob alles in Ordnung mit mir wäre, aber ich hastete einfach an ihm vorbei. Ich bog nach rechts in eine Seitengasse ab und ließ mich, sobald ich um die Ecke verschwunden war, gegen die kalte Backsteinmauer fallen. Ich spürte wie meine Knie weich wurden und meine Sicht verschwamm, während ich tief ein und aus atmete. Beruhig dich Kate! Ich versuchte krampfhaft die Kontrolle über meine Gefühle zu behalten, aber schließlich rutschte ich mit dem Rücken an der Mauer bis auf den schmutzigen Boden herunter.

"Kate! Hier bist du, Süße!", rief Lanie, als ich den Club nach einigen Minuten wieder betrat. Allem Anschein nach, war sie gerade dabei wieder zu gehen, was also bedeuten musste, dass Kowaljows Leiche schon abtransportiert worden war. Sie sah mich forschend an: "Wie geht es dir?"

"Ich komme klar", antwortete ich schlicht und zwang mir ein Lächeln auf. Sie hob eine Augenbraue, sagte aber nichts. Als sie aber an mir vorbei ging sagte sie leise: "Wir reden später."

Sie legte mir kurz eine Hand auf die Schulter und war dann auch schon verschwunden. Ich atmete noch einmal tief durch und lief dann mit gestrafften Schultern auf die Tür zum Hinterzimmer zu. Dort fand ich Ryan und Espo vor, die sich mit einem anderen Detective unterhielten. Er war gut gebaut und hatte markante Gesichtszüge, die von dunkelblondem Haar umrahmt wurden. Als Espo mich heran winkte, drehte er sich zu mir und schenkte mir ein mitfühlendes Lächeln.

"Detective Beckett. Ich bin Detective Jordan, wie ich gehört habe, sind Sie die leitende Ermittlerin?"

Ich nickte mit einem kleinen Lächeln, ergriff seine angebotene Hand und schüttelte sie.

Castle -Always or never- (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt