Kapitel 4

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Mit Höchstgeschwindigkeit fuhren wir aufs Revier zurück und Castle versuchte ununterbrochen Esposito oder Ryan zu erreichen. Ich tippte nervös mit der Fußspitze auf den Boden, während der Aufzug uns langsam nach oben beförderte und sobald die Türen beiseite glitten, spurtete ich auch schon den Gang entlang. Ich entdeckte den Phantombildzeichner, den ich zu Fallen geschickt hatte, er hielt eine Zeichnung in der Hand und beäugte sie kritisch.

"Wo ist Mr Fallen?", rief ich ihm aus einigen Metern Entfernung zu.

"Gerade gegangen", gab er kurz angebunden zurück. Ich fluchte und bedeutete den beiden Detectives, die bei der Espressomaschine lehnten, dass sie draußen nach sehen sollten. Castle beugte sich derweil über die Zeichnung: "Also entweder ist der Typ von den Softdrink-Werbeplakaten ein Krimineller oder Fallen hat sich das Ganze nur ausgedacht."

Ich warf ebenfalls einen Blick auf das Bild und sah sofort, dass Castle recht hatte. Ein paar Minuten später kamen die beiden Detectives wieder und schüttelten entschuldigend die Köpfe. Ich fuhr mir frustriert durch die Haare.

"Schicken Sie jemanden in seine Wohnung, wenn er nicht da ist, geben Sie eine Fahndung raus."

Einer der beiden nickte und der andere griff zum Telefon, ich winkte Castle zu und er folgte mir zum Fahrstuhl.

"Kommen Sie trotzdem mit zum Abendessen?", fragte er hoffnungsvoll. Ich schüttelte bedauernd den Kopf: "Tut mir leid, wir müssen das nochmal verschieben, ich bin nicht in der Stimmung für einen entspannten Abend."

"Wir könnten auch Lasertak spielen und Horrorfilme ansehen", schlug er, mit der Unschuld eines Kindes in der Stimme, vor. Ich lächelte: "Nein, tut mir leid. Ich brauche etwas Zeit für mich."

Er ließ betrübt die Schultern hängen, folgte mir aber zu meinem Wagen.

"Aber Sie fahren mich noch nach Hause oder?"

Ich bejate und wir stiegen ein.

Als wir vor dem Gebäude ankamen, in dem sich seine Wohnung befand, blieb er sitzen obwohl ich den Motor schon längst abgeschaltet hatte. Er sah mich, mit einem Ausdruck in den Augen, an, den ich beim besten Willen nicht deuten konnte? Ich wollte fragen worauf er wartete, aber meine Stimme hatte sich verabschiedet und so sahen wir uns in einem Moment, der durch nichts hätte ruiniert werden können, tief in die Augen. In seinem Blick begann etwas zu Funkeln und ich hatte das Gefühl, dass der Raum zwischen uns sich elektrisch auf lud. Das war der Augenblick, indem ich mich räusperte und abwandte.

"Beckett...", flüsterte Castle, aber ich unterbrach ihn.

"Sie sollten jetzt gehen."

Sein Blick blieb auf mir liegen, aber ich sah ihn nicht mehr an. Er verabschiedete sich und stieg ohne ein weiteres Wort aus. Ich fuhr los, noch bevor er das Gebäude betreten hatte.

Das einzige, was das Gefühlschaos in meinem inneren besiegen und mir einen klaren Kopf verschaffen konnte, war zu trainieren, also fuhr ich zurück aufs Revier. Ich parkte draußen an der Straße, da ich keine Lust hatte jemandem im Parkhaus zu begegnen, der womöglich fragen könnte, warum ich schon wieder da war. Während ich mit mir selbst beschäftigt war, trugen meine Füße mich wie von selbst zu den Trainingsräumen des Gebäudes. Meine Hände zogen mich ohne mein zutun um und schlossen meine Habseligkeiten in einen Spind ein. Ich begab mich zu dem Boxsack und bandagierte mir unterwegs die Hände. Die nächste Stunde bestand nur aus Schlägen und Schweiß. Ich redete so lange stumm auf mich ein, bis das seltsame Gefühl in meinem Inneren nicht mehr, als ein kleines Pochen in der Tiefe war.

Erschöpft ließ ich mich in dem Umkleideraum auf den Boden sinken und lehnte mich an die kühle Fliesenwand. Müde fuhr ich mir mit den Händen übers Gesicht, als ich hörte, wie die Tür geöffnet wurde: "Alles okay mit Ihnen?"

Castle -Always or never- (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt