Fremde [CroFf]

1| KifferGang26

Ich lehne mich nach hinten in den Sitz. Meine Augen sind geschlossen und wachsam höre ich dem tockendem Geräusch des fahrendem Zuges zu.
Es ist so gleichmäßig, dass ich beinahe einschlafe, dennoch schaffe ich es gerade noch wach zu bleiben. Zum Glück, denn bei einer Klassenfahrt einzuschlafen bringt nichts gutes mit sich.
Das ist einfach so, wenn man mit Jungs unterwegs ist.
Was sie mit mir machen würden, kann ich mir gut vorstellen und es ist wirklich nichts nettes dabei.
Da hilft selbst die Anwesenheit unseres lieben Klassenvorstandes nichts mehr.
Denn Herr Blöck ist zwar in der Schule sehr streng, aber bei Klassenausflügen lässt er uns meistens machen was wir wollen.
Deshalb fällt der Schlaf für mich heute auch aus. Zu riskant.
Leises Rollen von Rädern ist zu hören und anschließend fragt uns eine nett klingende Frau, ob wir etwas zum Essen oder Trinken kaufen möchten.
Das Klirren von Münzen und ein Durcheinander von Stimmen ist nun zu hören.
Ich lächle leicht und öffne meine Augen einen Spalt, um zu sehen wie überfordert die junge Frau mit unsere Klasse doch ist.
Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich auch gesagt dass sich hier 5-jährige Kindergartenkinder um das letzte Snickers streiten, aber in Wahrheit sind es nur Markus, Johannes und Carlo.
Alle drei sind sie schon deutlich über 5, dennoch verhalten sie sich genauso.
Das sie alle schon 17 oder sogar 18 sind, denkt man bei diesen Verhalten wohl eher nicht.
Aber so ist es nun halt.
"Jungs, könntet ihr bitte aufhören zu streiten?", fragt Chantal mit ihrer hohen quietsche Stimme.
Arg. Ich könnte schon kozen, wenn ich nur schon ihren Namen höre. Und wenn sie dann noch anfängt zu reden, furchtbar.
Zwar ist sie nicht so assozial, wie die Chantal aus dem Film "Fuck ju Göthe", aber mindestens genau so nervig.
Da möchte man sie doch am liebsten mit einer Farbkanone abschießen.
Ach wie süß es doch sicherlich wäre ihr dummes Gesicht zu sehen, wenn ihr wunderschönes, Pinkes Rüschkleid plötzlich einen schwarzen Fleck darauf hätte.
Ich würde es zu gerne sehen, aber erstens habe ich keine Farbkanone hier und zweitens würde die liebe Chanti mich sicher Petzen.
Und ich zahle sicher keinen Cent für dieses pothässliche Kleid.
"Chantal, heul leise", gibt Tim genervt von sich und rollt mit seinen Augen.
Der Gag ist zwar ein wenig alt, dennoch lachen viele. Auch ich.
Ich halte ihm meine Hand zum einschlagen hin.
Endlich hat er mal etwas halbwegs gemeines Gesagt.
Und auch wenn es nicht so wirklich fies war, wie ich es immer bin, so bin ich doch ein wenig stolz.
Langsam wirklich langsam färbe ich auf ihn ab.
Und wenn er so weiter macht kann ich es mir auch vorstellen, dass er ein Teil von der KifferGang26 wird. Obwohl ich gegen Nachwuchs bin. Die wissen ja noch nichts.
Ich beginne ein kurzes Gespräch mit Tim, als Carlo sich zu uns gesselt.
Die Stimmung schlägt schlagartig um.
Er mustert Tim genau. Es ist schon fast gruslig wie genau.
Doch wenn man zu unserer Crew gehören will, muss man immer zuerst Carlo gegenüber treten.
Er ist der Anführer unserer Gang.
Wie das kam weiß niemand, denn Johannes ist eindeutig der größere Kiffer von Ihnen, aber was will man auch schon machen? Gegen Carlo traut sich eh niemand was zu sagen.
"Joe, wir müssen bald den Zug wechseln", gibt mir Carlo dezent unauffällig bekannt und schaut mehrmals um sich, nur um zu sehen ob uns niemand belauscht.
Ich nicke. Ich glaube nämlich ich weiß auf was er hinaus will. "Blöck gibt uns 10 Minuten Zeit um Essen zu kaufen"
Er will noch etwas sagen, aber ich schneide ihm seine Satz ab. "Wo?", murmle ich nur leise und plötzlich lächelt Carlo. Er lächelt leicht, das tut er normalerweise nie in meiner Gegenwart. "Hinterm Kiosk. Du, Johannes, ich" Kurz ziehe ich eine Augenbraue hoch. Frage dann aber nicht nach warum Markus nicht mitkommt. Es hat immer seine Gründe.
"Verstanden", während ich das sage lächle ich. Den Rauch kann ich schon jetzt fast richen.

Sorgsam sieht sich Carlo nocheinmal um, kontrolliert erneut ob uns niemand belauscht hat. Dann steht er auf und geht zu Markus nach hinten zurück.
Eine Weile schaue ich ihn einfach nur nach. Als wäre mein Kopf in dieser Position eingefroren.
Dann aber wende ich mich wieder Tim zu.
Dieser schüttelt aber nur lächelt seinen Kopf und wiederholt ein paar mal meinen Namen.
Josi.
Wie ich diesen Name doch hasse und das weiß er.
Doch heute beherrsche ich mich und schreie ihn nicht an. Nein diesesmal meine ich nur wütend was denn dein Problem sein. Daraufhin ist er aber plötzlich wirklich leise.
Kein Wunder er hat Angst von mir.
Das ist sein gutes Recht.
Ich bin gemein, fies und ich habe nicht das Bedürfnis, dass so schnell zu ändern.
Carlo, Johannes, Markus und ich sind sozusagen die Kiffer hier.
Schüler, die normalerweise die Schule abbrechen.
Aber nicht mit uns wir bleiben hier.