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Schweiss gebadet wachte ich auf. Ich konnte mich nur noch wage an den Traum erinnern. Das einzige Bild das ich noch hatte, war als der schwarzhaarige Junge nach meiner Kette griff. Gedankenverloren griff ich automatisch nach der Kette auf meiner Brust. Sie war noch da. Ich spürte das kalte Metall in meiner Hand. Es war ein beruhigendes Gefühl. Müde sank ich wieder in mein Kopfkissen. Durch das Fenster drang das Licht des Mondes. In ein bis zwei Tagen war Vollmond. Irgendwie macht mich das nevös. Kaum hatte ich die Augen geschlossen fiel ich wieder in einen tiefen Schlaf.

Da Heute Sonntag ist musste mich meine Mutter aufwecken, damit wir noch pünktlich zum Gottesdienst kamen. Ich hasste es. Mal Freiwillig in die Kirche gehen ist eine Sache. Aber jede Woche am Sonntag den Gottesdienst zu besuchen verabscheute ich. Ich wehrte mich gegen meine Mutter. Auch wenn es total kindisch ist. Ich wollte nur schlafen.

Sie zog mir die Decke weg und legte mir meine Kleider auf das Bett. Ein schlichtes blaues Kleid. Es betonte sehr meine Tallie und war bei der Brust ineinander geschwungen. Es reichte mir bis kurz über das Knie.

Ich gab auf und zog mir das Kleid an und machte mich fertig. Ich band meine Haare streng nach hinten und wusch mein Gesicht noch kurz. Unmotiviert trottete ich die Treppe nach unten in die Küche. Schnell deckte ich den Tisch, kochte Tee und setzte die Gemüsesuppe über das Feuer.

Bei uns war das alte Tradition, dass man am Sonntag vor der Kirche eine Schüssel voll Gemüsesuppe gemeinsam verspeiste.

Ich zog mir noch schlichte schwarze Schuhe an, bevor wir Richtung Kirche aufbrachen. Der Himmel war rötlich gefärbt bis blau und ohne eine Wolke. Die Wälder von Thorek waren in ein sattes grün getaucht und die Blätter der Bäume glänzten im Licht der aufgehenden Sonne leicht rötlich. Als ich den Wald erblickte konnte ich mein Blick nicht mehr von ihm abwenden. Es schien mir, als würde er mich in den Wald hineinziehen. Der Wald ruft nach mir.

Zum Glück merkten meine Eltern nichts davon. Wir streiften durch die Felder, bis wir zur Stadtmauer kamen. Die Wachen Liesen uns problemlos vorbei und in die Kirche.

Wir setzten uns etwa in die Mitte der Bankreihen. Vor uns war der Altar. An der Wand hing ein riesiges Kreuz mit Jesus. Oben war die Inschrift INRI eingraviert. Der Altartisch selbst war unter einem grossen Baldachin aus Eichenholz. Die Säulen waren geschwungen und verziert. An den Wänden links und rechts von uns hingen Gemälde von Szenen aus der Bibel. Ich drehte mich um und erblickte an der Wand die grosse Orgel. Sie war zum teil Vergoldet und wunderschön Verziert. Als ich mich wieder umdrehte blickte ich direkt in Jakes Gesicht. Er musste seit neustem auch in die Kirche gehen. Oder seine Eltern haben ihn mitgenommen. Als ich in seine Kastanienbraunen Augen blickte huschte ein Lächeln über meine Lippen. Bei ihm spiegelte sich mein Verhalten in seinem Gesicht wieder.

Ich weiss nicht wieso aber während dem gesamten Gottesdienst musste ich Jake anstarren und an die Wälder denken. Nicht zu vergessen was er darüber gesagt hatte. Wieso waren die Wälder eigentlich so gefährlich? Und spielte mein Traum auch in diesen Wäldern?

Nach der Kirche sagte ich zu meiner Mutter, dass ich noch auf den Markt möchte. Ganz in Gedanken versunken schlenderte ich die Strassen hinauf auf den Markt. Hinter mir hörte ich Schritte. Sie kamen immer näher und ich fühlt mich augenblicklich verfolgt. War ich nun auch nicht Paranoid? Ich warf einen kurzen Blick über meine Schultern und konnte die Schritte ausfindig machen. Jake rannte hinter mir her. Ich blieb stehen und drehte mich um. Als er vor mir stand lächelte er mich an. „Jake, was machst du hier und wieso warst du heute in der Kirche?" „Mia, ich wollte dich sehen. Ich weiss das dich die Wälder sehr beschäftigen. Und mein Vater hat gestern erwähnt, dass angeblich Magische Wesen in dem Wald leben sollten." Verdattert starrte ich ihn an Magische Wesen, die gibts doch gar nicht. „Entschuldigung Mia, aber ich muss wieder los. Kommst du mit?" „Nein Jake, ich hab noch was zu erledigen." Ich drehte mich wieder um und setzte meinen Weg fort.

Ich steuerte direkt auf die Palastmauer zu. Ich wollte mit Claire reden. Jetzt. Ich klopfte an der Tür und sie wurde leise geöffnet. „Ich wusste, dass du kommen wirst meine Süsse."

Die Wälder von ThorekWo Geschichten leben. Entdecke jetzt