Das Kennenlernen

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Da mich eben Tante Pia angerufen hat und fragte, ob ich Lust hätte ihr beim kochen zu helfen, machen Felicia und ich uns auf den Rückweg. Dabei frage ich, wer dieser Kian und die anderen beiden sind. »Du hast vorhin von drei Personen gesprochen, die du mir vorstellen willst. Sind das unsere Nachbarn?« Feli nickt. »Ja. Kian, Freya und Tristan wohnen zusammen mit ihren Eltern bei uns gegenüber. Ich kenne sie schon von klein auf. Freya ist so alt wie wir und die Jüngste. Tristan ist der Ältere. Ich habe sie seit genau vier Jahren nicht mehr gesehen, deswegen freue ich mich ja so sie wiederzusehen. Nur auf Tristan musst du aufpassen. Er flirtet jede an und das ist dann extrem nervig.« erklärt sie mir. Ich senke den Blick. »Ist das Haus von denen auch ein Ferienhaus oder wohnen sie dort?« «Sie wohnen in dem Haus.« plötzlich funkeln ihre grünen Augen auf. Sie sehen aus wie kleine Smaragde. »Ich muss dir etwas erzählen. Und zwar bin ich seit meiner Kindheit...« sie kommt nicht dazu den Satz zu beenden, weil Tante Pia am Fenster steht und sie unterbricht. »Da seit ihr ja endlich! Ich habe gerade Freya getroffen und ihr gesagt, dass sie, Kian und Tristan zum Essen kommen können. Die drei sind eben in die Stadt gefahren.« berichtet Tante Pia und Felicias Augen weiten sich freudig. »Genial! Kommen Sonja und Torsten auch?« Daraufhin schüttelt Tante Pia betrügt und mit feuchten Augen den Kopf.
»Ich habe Freya gefragt, doch sie sagte mir das...das Sonja und Torsten...« Tränen laufen ihr mittlerweile über die Wangen. Ich ahne schon, was sie sagen will. Feli offensichtlich auch, denn sie schüttelt fassungslos den Kopf. »Wann?« fragt sie mit erstickter Stimme. Tante Pia antwortet ihr zögernd: »Gestern vor zwei Jahren.« Ich erstarre. Mir fällt das Gespräch mit dem Jungen wieder ein. Alles passt zusammen: Seine Eltern sind vor zwei Jahren gestorben. Er hat auch eine jüngere Schwester und ein älterer Bruder. War der Junge am See etwa dieser Kian? Tante Pia reißt mich aus meinen Gedanken und sagt samft:
»Kommt. Wir müssen das Essen vorbereiten und kochen.« Feli ist immer noch benommen und ich lege einen Arm um sie, um ihr halt zu geben. Nachdem sie die Schuhe ausgezogen hat, nimmt sie ihre Badesachen und läuft zur Treppe. »Savina sei mir nicht böse, aber bevor die anderen kommen möchte ich für mich sein. Außerdem seid du und Mama sowieso mit kochen beschäftigt.« Ich nicke und kann sie verstehen. Feli kannte die Eltern schließlich schon von Klein auf. Da ich sowieso schon so neugierig bin, würde mich mal interessieren, wie die Eltern gestorben sind. Ich gehe in die Küche und stelle mich neben den blauen Herd. »Felicia ist in ihrem Zimmer. Sie wollte alleine sein.« Tante Pia nickt und reicht mir Kartoffeln zum schälen und schneiden. »Wir kochen heute Kartoffelauflauf. Dass ist das lieblingsessen von Kian und Freya.« Tante Pia seufzt und fährt fort, während ich am Esstisch die Kartoffeln schäle.
»Es macht mich fertig, dass jetzt auch noch Freya und ihre Brüder ihre Eltern verloren haben. Freya hat mir nicht gesagt was geschehen ist, denn sie hatten es eilig. Doch das Tristan seid zwei Jahren für Freya und Kian verantwortlich ist, ist sicher nicht leicht für ihn. Er ist jetzt gerade mal neunzehn...« Tante Pia seufzt noch einmal und schüttelt dann den Kopf. Ich kann gut verstehen, wie sehr es die beiden mit nimmt. Schweigend kochen wir weiter.

Das Essen ist fast fertig und ich bin gerade dabei den Tisch zu decken, als Feli die Treppe hinunter stürmt und die Haustür aufreißt. Von draußen höre ich lautes lachen. Kurz darauf höre ich meinen Namen. »Savina komm mal.« ruft Felicia mich mit ihrer lauten Stimme. Ich gehe zur Tür und tatsächlich: Ein paar Meter von mir entfernt steht der Junge von heute morgen. Unsere Blicke kreuzen sich und er weitet überrascht die Augen. Feli legt einen Arm um mich. »Leute, das ist meine Cousine Savina. Savina das sind Freya, Kian und Tristan.« sie zeigt auf die einzelnen Personen. Freya kommt zu mir und umarmt mich. Perplex weite ich verwirrt die Augen. »Freut mich dich kennen zu lernen.« sagt Freya, bevor sie sich von mir löst. Ich lächle sie zögernd an. »Freut mich ebenso.« kaum ist Freya von mir zurück getreten, kommt auch schon Tristan auf mich zu. Hat mich Feli nicht vor ihm gewarnt? Wenn er wirklich so ist, wie Kian ihn mir beschrieben hat, kann ich nichts mit ihm anfangen. Ich kann Leute, die meinen sie wären etwas besseres und denken sie können und wissen alles besser als andere, nichts anfangen. Sollte er versuchen sich an mich ran zu schmeißen, werde ich ihm die Eier persönlich abschneiden! Na schön.Vielleicht ist das ein bisschen übertrieben, aber ich werde mit Sicherheit - sollte er mir zu nahe kommen und mich betatschen-ihm in die Eier treten, so dass er sie nicht mehr benutzen kann! Vor mir angekommen - mit nur ein paar Zentimeter Abstand - beugt er sich vor und haucht mir einen Kuss auf die Wange. »Hey süße. Es gefällt mir, dass du von außen hin genau das Gegenteil von Felicia bist.« Aha. Okaaay. Das ist das erste, was er zu mir sagt? Ich muss sagen, ich bin wirklich sprachlos! War das eine Anmache? Gefall ich ihm etwa? Hat Feli nicht noch gesagt, das Tristan sie jedes Mal angeflirtet hat? Ich versuche leicht zu lächeln und hoffe dass ich keine Grimasse ziehe und das Lächeln überzeugend wirkt. »Feli und ich sind nicht nur von außen hin sehr verschieden.« stelle ich klar und hoffe, das Tristan sich von mir zurück zieht. Doch er grinst nur breit und zeigt eine Reihe weißer Zähne. Felicia ergreift das Wort: »Das stimmt. Wir haben wirklich ganz andere Hobbys und Interessen. Ihr kennt mich ja und daran hat sich auch nichts geändert. Ich bin immer noch laut, ein Partygirl und gehe gerne Shoppen. Savina ist ein Mauerblümchen und hält sich eher im Hintergrund, ist leise, liebt die Natur, kochen und lesen. Wir haben nichts gemeinsam und genau das schweißt uns irgendwie zusammen.« Ich hoffe dass ich für Tristan so langweilig bin, dass er von mir ablässt. Doch stattdessen legt er den Arm um mich und flüstert mir zu:
»Also bist du eher das graue Mäuschen?« nickend löse ich mich aus seinem Arm. »Wir sollten rein gehen. Das Essen wird kalt.« sage ich und gehe voraus, um Abstand zwischen mich und Tristan zu bringen. Hoffentlich sitzt er nicht neben mir. Ich setze mich an den Rand der einen Seite und Feli setzt sich zum Glück neben mich. Tristan nimmt mir gegenüber Platz. Neben ihm sitzt Kian-der mich ansieht, aber noch kein Wort zu mir gesagt hat - und daneben sitzt Freya. Tante Pia stellt das Essen ab und setzt sich neben Felicia an den Tisch.
»Guten Appetit!« sind die letzten Worte von ihr und wir stürzen uns kurz darauf aufs Essen.

Bis In alle EwigkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt