Das Geständnis und der Stich

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Zurück im Ferienhaus gehe ich sofort duschen. Ich habe Feli gebeten Tante Pia nichts von der fast Vergewaltigung zu erzählen. In der Dusche mache ich mir mindestens drei Mal eine Hand voll Duschgell auf meinen Körper. Ich bin jetzt schätze ich schon eine halbe Stunde in der Dusche, doch es stört mich nicht. Es ist so entspannend und tut mir ausgesprochen gut. Noch eine Weile lasse ich mich verwöhnen und trockne mich anschließend ab, bevor ich in eine Jogginghose und in ein T-Shirt schlüpfe. In meinem Zimmer schaue ich auf die Uhr am Nachttisch. Es ist jetzt achtzehn Uhr. Tante Pia wird jetzt bestimmt das Abendessen vorbereiten. Da ich nicht weiß, was ich machen soll, beschließe ich ihr zu helfen. Im Esszimmer sitzt Felicia am Tisch und ihre ganze Aufmerksamkeit, schenkt sie ihrem Handy. Ich wollte gerade vorbei in die Küche, als sie den Blick von ihrem Handy löst und mich ansieht. »Hey. Wie gehts dir?« Ich lächle sie an.
»Mir gehts gut und die Dusche hat gut getan.« Feli steht auf und umarmt mich. »Ich bin so froh, dass es nochmal gut ausgegangen ist.« sagt sie im Flüsterton. »Ich auch.« flüstere ich zurück. Als ihr Handy klingelt, löst Feli sich von mir und nimmt ab. Dabei winkt sie mir noch kurz zu und verzieht sich die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Ich dagegen gehe in die Küche. Tante Pia steht am Herd und macht Würstchen warm. »Kann ich helfen?« Tante Pia stoßt ein schreckenslaut aus und fasst sich an ihr Herz. Dabei sieht sie mich erschrocken an.
»Gott Savina! Musst du mich so erschrecken?« darauf reagiere ich nicht und nehme die Kartoffeln, die neben dem Herd liegen und gehe damit zum Esstisch. »Was hast du denn heute so gemacht?« kommt die Frage, bei der ich unwillkürlich zusammenzucke. »Nichts besonderes. Ich war den ganzen Tag am See.« Tante Pia nickt. Nachdem ich die Kartoffeln geschält und geschnitten habe, mache ich daraus ein Kartoffelsalat. Eine halbe Stunde später ist das Abendessen auch schon fertig. Das Abendessen verläuft schweigend. Ich helfe Tante Pia noch das Geschirr in die Spülmaschine zu räumen, bevor ich in mein Zimmer gehe. Ich setze mich auf mein Bett und fange an zu lesen. Doch weit komme ich nicht, denn kurz darauf klopft es an meiner Tür.  »Ja?« die Tür öffnet sich und Felicia kommt herein. »Ich wollte fragen, ob wir jetzt mit Freya ein Filmabend veranstalten wollen.« Ich schüttel den Kopf. »Ich möchte nur noch ein bisschen lesen und dann schlafen gehen. Vielleicht morgen Okay?« »Okay.« Sie kommt näher und setzt sich auf mein Bett. Dabei nimmt sie meine Hände in ihre. »Ich muss dir etwas sagen. Ich wollte es dir eigentlich schon gestern sagen, aber ich wurde von Mama unterbrochen.« Ich nicke und bin neugierig, was sie mir zu sagen hat. Ich kann mich erinnern, dass sie gestern - als wir vom schwimmen nach Hause gelaufen sind - auch mit den Wörtern: "Ich muss dir etwas sagen" angefangen hat. Sie lächelt leicht, wird rot und senkt den Blick. Feli atmet noch einmal tief durch, bevor sie mir gesteht:
»Ich bin in Kian verliebt. Schon seit Jahren. Eigentlich schon immer. Gott Savina er ist einfach so toll. Ich liebe seine Art und sein unschuldiges Aussehen...« sie redet noch weiter, doch meine Gedanken schweifen ab und ich kann nur an eins denken: Feli liebt seit Jahren Kian. Sie liebt ihn! Ich kann nichts anderes tun, als sie anzustarren. Wahrscheinlich noch mit offenem Mund. Aber ich kann es einfach nicht glauben. Es versetzt mir einen Stich, so dass mein Herz zerbricht. Ich fühle mich bei Kian angekommen. Zuhause. Ich dachte er wäre mein Gegenstück. Ich wollte mit ihm bis in alle Ewigkeit zusammen sein. Und jetzt? Okay wir waren nie wirklich zusammen, aber ich bilde mir das alles doch nicht ein! Zwischen uns ist mehr als Freundschaft. Das habe ich gespürt. Doch mir wird auch klar, das Feli ihn schon seit ihrer Kindheit liebt. Deswegen war sie auch als erstes wütend, als sie mich in seinen Armen sah und hat mich von ihm weggezogen. Ich kann ihr das nicht antun. Ich muss mich von Kian vernhalten, bevor ich mich in ein Gefühlschaos stürze. Ich kenne Felicia, wenn sie mitbekommt, dass ich auch in Kian verliebt bin, wird sie mir das nie verzeihen. »Weißt du, ich war ganz schön eifersüchtig, als du gestern Abend mit Kian einfach verschwunden bist und ich dich vorhin in seinen Armen gesehen habe.« Ich seufze und habe schweren Herzens eine Entscheidung getroffen. »Das brauchst du nicht. Er ist nur ein Freund. Die Umarmung hat nichts bedeutet. Ich war nur so aufgelöst und froh ihn zu sehen. Ich verspreche dir, dass ich mich von ihm vernhalten werde, wenn es dich beruhigt. Ich will dir Kian nicht wegnehmen.« Ich hatte keine Wahl, als sie anzulügen, was meine Gefühle für ihn angeht. Ich weiß das Felicia mich dann nicht aus den Augen lässt. Aber das Versprechen und dass ich Kian ihr nicht wegnehme, ist ehrlich gemeint. Außerdem weiß ich nicht mal, was Kian für mich empfindet. Das will ich jetzt auch gar nicht mehr wissen. So sehr es auch schmerzt ihm aus dem Weg zu gehen und das Gefühl von Vollkommenheit und Zuhause zu verlieren. Ich will meine Freundschaft zu Feli nicht riskieren. Dafür werde ich alles tun.

Bis In alle EwigkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt