Wut und Panik

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Ich widerstehe dem Drang, jede Sekunde am Fenster zu stehen und zu warten, bis Felicia kommt, um sie vor Tristan zu erwischen. Doch da ich Tristan gesagt habe, dass ich das Mittagessen koche, kann ich ja nicht die ganze Zeit über am Fenster stehen. Es ist jetzt eine dreiviertel Stunde vergangenen seit ich Tristan gesehen habe, eine dreiviertel Stunde warte ich jetzt schon auf Felicia und eine dreiviertel Stunde hoffe und bete ich, dass sie Tristan nicht in die Arme läuft. Doch gleichzeitig kraut mir seit einer dreiviertel Stunde davor, dass ich morgen mit ihm den ganzen Tag verbringen würde und das schlimmste dabei ist: Ich weiß nicht mal, was er mit mir vorhat. Ich höre die Haustür zuschlagen und renne praktisch in den Flur. Feli sieht mich überrascht an.
»Endlich bist du da! Hör zu! Wenn dich Tristan auf einen Filmabend anspricht musst du sagen, dass wir heute einen veranstalten! Es ist wichtig, denn du hattest recht. Er rückt mir so dermaßen auf die Pelle, dass es unerträglich und widerlich ist. Er hatte vor, heute Abend mit mir schwimmen zu gehen. Weißt du wie romantisch so etwas ist und wie schlecht mir dabei geworden war? Ich hatte anschließend lauter Bilder im Kopf und habe mich vor ekel geschüttelt. Da hat er mich in den Arm genommen und gesagt, dass ich heiß aussehe und er mich gerne wärmt. Sein Honig Duft stieg mir in die Nase und ich musste mich fast übergeben! Ich...« weiter komme ich nicht, da ich dringend Luft holen muss und Feli mich unterbricht. »Jetzt mal langsam. Du tust ja gerade so, als ob er hässlich wäre! Jedes Mädchen würde alles dafür geben, seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Und du? Ich will dich ja nicht beleidigen, aber die Typen stehen nicht gerade Schlange bei dir. Und Tristan ist sehr, sehr begehrenswert und sexy.« sie kommt zu mir und packt mich an den Oberarmen. »Und er hat Interesse an dir! Verstehst du? Das darfst du nicht kaputt machen. Wer weiß, wann das nächste Mal ein so gut aussehender Typ auf dich steht. Du musst die Chance ergreifen Savina! ER. WILL. MIT. DIR. HEUTE. ABEND. SCHWIMMEN. GEHEN. Niemand würde ihn von sich stoßen Savina. Das du ihn eklig findest, verschlägt mir regelrecht die Sprache. Du bist doch nicht von dieser Welt!« kopfschüttelnd und fassungslos sieht sie mich an. »Ich verabscheue solche Typen einfach Feli. Da kann ich nichts dafür. Sein Duft widert mich an! Wenn er mir einen Kuss auf die Wange gibt, muss ich mich zusammenreißen um nicht zurück zu weichen. Die Vorstellung morgen mit ihm einen ganzen Tag verbringen zu müssen, ist schrecklich! Ich weiß das Tristan gut aussieht, aber wenn ich etwas mit einem Jungen anfangen sollte, dann weil ich Gefühle für ihn habe und nicht aus Spaß. Das weißt du genau. Also, kannst du mir den gefallen tun und ihm sagen, dass wir einen Filmabend veranstalten?« frage ich nochmal. Dieses Mal flehend. Doch Felicia schüttelt betrübt den Kopf. »Ich bin ihm schon begegnet und habe gesagt, dass wir noch nicht wissen, was wir heute machen. Tut mir leid Savina. Dir bleibt nichts anderes übrig, als Tristan zu sagen, dass du nichts von ihm willst. Da führt kein Weg dran vorbei. Ansonsten musst du entweder heute Abend mit ihm schwimmen gehen oder morgen den Tag mit ihm verbringen.« Ich seufze. Feli hat recht. Ich muss Tristan sagen, dass ich nichts von ihm will. »Ich werde gleich nach dem Mittagessen mit ihm reden.« sage ich entschlossen und Feli nickt bedauernd. Bedauernd!? Hat sie etwa so sehr gewollt, dass ich was mit ihm anfange, dass sie jetzt enttäuscht ist? Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen. Ich muss das mit Tristan klären. Komme was da wolle!

Nach dem Mittagessen suche ich Tristan auf. Dabei treffe ich unten am See auf Freya, weil niemand bei ihnen Zuhause war. Ich muss sagen, dass ich Sehnsucht nach Kian habe. Ich habe ihn heute noch nicht gesehen. Was er wohl gerade macht? »Hallo Freya. Weißt du wo ich Tristan finden kann?« Freya lächelt mich an. »Hey Savina. Er ist irgendwo dort hinten am See.«
»Danke. Ach und wegen der Kochnachhilfe...Ich hätte morgen den ganzen Tag Zeit.« Freya strahlt mich an. »Super! Wie wäre es nach dem Mittagessen? So um vierzehn Uhr?« Ich nicke und winke zum Abschied. Freya winkt zurück. Ein paar Meter weiter sehe ich Tristan auch schon. Er trägt nur eine dunkelblaue Badehose und steht mit dem Rücken zu mir. Er sieht aus, als wolle er gleich ins Wasser springen. Hoffentlich ist er nicht sauer, dass ich ihn angelogen habe. Ich möchte Tristan nicht gerade als Feind haben. Ich atme nochmal tief durch und mache anschließend auf mich aufmerksam. »Tristan? Können wir kurz reden?« er dreht sich zu mir um und ich blicke in sein vor Zorn verzogenes Gesicht. Oh oh. Ich glaube ich stecke so richtig in Schwierigkeiten. Selbst meine innere Stimme flüstert jetzt ängstlich: Gefahr. Lauf weg, solange du noch kannst. Doch ich ignoriere sie. Ich muss das mit Tristan klären. Er verschränkt die Arme vor der Brust.
»Warum hast du mich angelogen? Das mit Freya war bestimmt auch eine Lüge, hab ich recht?« Ich schüttel den Kopf. »Ich hatte wirklich vor ihr heute Nachhilfe zu geben. Doch ich habe es auf morgen verschoben.« Tristan verengt die Augen zu schlitzen und sie sind nicht mehr strahlend blau, sondern Eis blau. Ich muss gestehen, dass er mir Angst macht. »Du hast es auf morgen verschoben? Hattest du da nicht schon was vor?« zischt er wütend. Ich schlucke mühsam. »Tristan... ich...« verdammt! Ich muss ihm doch lediglich sagen, dass ich nichts von ihm will und dann einfach wieder gehen. Doch natürlich bekommt er mein Stottern in den falschen Hals. Er kommt zu mir und nimmt mich in den Arm, bevor ich mich wehren konnte, wenn ich den Mut dazu hätte.
Tristan presst sein Gesicht in mein Haar und flüstert leise in mein Ohr: »Felicia hat mir erzählt, dass du noch keine Erfahrung mit Jungs und nicht wirklich Verehrer hast. Ich kann verstehen, dass du überrumpelt bist und nicht verstehst, warum ausgerechnet ich dich will. Doch für mich bist du süß und ich will dich so sehr Savina. Mein Verlangen nach dir ist so unendlich groß und es muss gestillt werden. Spürst du es? Meine Begierde nach dir?« Ich weite meine Augen panisch und halte entsetzt den Atem an. Mir wird auf einmal schrecklich kalt und richtig übel, als ich sein bestes Stück an meinem Bauch spüre, dass sich aufgerichtet hat. Da spüre ich den Mut wieder, den ich vorhin vermisst hatte. Ich habe auch ein unbändiges Verlangen. Doch nicht die selbe Art Verlangen, die er hat. Als er sein Gesicht von meinen Haaren löst, spüre ich nicht nur sein Verlangen, sondern sehe es auch in seinen Augen, die glühen als würde er sich nicht mehr unter Kontrolle haben. Ich muss das abrechen. Und zwar sofort! Er ist so sehr in meine Augen versunken, dass er mein Knie - dass ich an sein Glied ramme - nicht sieht. Er zuckt zusammen, flucht und lässt mich los. Ich entferne mich von ihm und sage das, was mir die ganze Zeit schon auf der Zunge brennt. »Merkst du nicht, dass ich nichts von dir will? Tristan lass mich einfach in ruhe und geh mir in Zukunft aus dem Weg. Es gibt so viele andere Mädchen, die nur darauf warten von dir angesehen zu werden.« Tristan richtet sich auf und ballt die Hände wütend zu Fäusten. Seine Augen sind zu schlitzen verengt. »Ich will aber dich! Und was ich will das bekomme ich auch! Verstanden?« knurrt er wütend und kommt auf mich zu. Ich zucke bei seinem Knurren zusammen und erstarre anschließend zur salzsäule, obwohl alles in mir schreit: Lauf weg!!! Doch meine Beine bewegen sich nicht. Sie sind wie fest gewachsen und scheinen am Boden fest zu kleben. Tristan ist schon fast bei mir angelangt und unter seinem Zorn, lodert Begierde auf. Meine innere Stimme schreit panisch: Nun mach schon! Willst du, dass er dich kriegt? Jetzt lauf endlich!!! Kurz bevor er mich erreicht, befreie ich mich endlich aus der Starre, weiche aus und renne davon. Ich bin nicht gerade sportlich und Tristan ist sehr sportlich gebaut. Unwillkürlich muss ich daran zurück denken, als Feli und ich gestern im See herum gealbert haben. Ich die Schildkröte, die sich in einen Hai verwandelt hat. Es hat sich in dieser Hinsicht nichts geändert, nur das Tristan nun der Hai ist und auf die Schildkröte fixiert ist. Es ist klar, dass er mich einholen würde, doch ich gebe nicht auf! Eher erschieß ich mich. Ich werde noch panischer, als ich bemerke, dass ich in die falsche Richtung renne. Anstatt mich zu den anderen in Sicherheit zu bringen, entferne ich mich immer mehr und dazu kommt, dass ich keine Ahnung habe wo ich bin. Ich weiß nur, dass ich in meine eigene Falle getappt bin. Die Erkenntnis bringt mich aus dem Gleichgewicht und ich stürze zu Boden. Panisch versuche ich aufzustehen, doch Tristan ist schon bei mir, schlingt einen Arm um meine Taille und zerrt mich auf die Beine. Seine Wut ist noch präsent, doch seine Begierde und sein Verlangen hat oberste Priorität für ihn. Er macht mir richtig Angst und sein Griff um mich verstärkt sich, sobald ich versuche mich zu wehren. Tränen strömen mir über die Wangen. »Tristan bitte...Tus nicht. Du hast es nicht nötig jemanden hinterher zu laufen. Es gibt so viele schönere Mädchen als mich.« schlurze ich. Doch er reagiert nicht, sondern drückt mich noch enger an sich. Seine Hände wandern meinen Rücken hinab, zu meinem Hintern.
»Bitte Tristan. Ich flehe dich an. Tus nicht.« seine einzige Reaktion die ich von ihm bekomme, ist ein brummen und er beginnt meinen Hals zu küssen, meine nackte Schulter. Tristan krallt sich an mir fest, als würde er sich von mir ernähren. Ich zappel in seinen Armen herum, versuche ihn zu treten, jedoch ohne Erfolg. Ich spare mir die Mühe um Hilfe zu schreien. Bringt sowieso nichts. Er bewegt sich vorwärts, während ich mich rückwärts bewege. Plötzlich stoße ich mit dem Rücken gegen etwas hartes, raues. Doch ich kann durch meinen Tränenschleier nichts erkennen. Seine Lippen wandern zu meinem Mund und ich presse meine Lippen ganz fest zusammen. Als sich seine linke Hand zu meinem Oberschenkel bewegt, versuche ich noch einmal ihn von mir zu schieben und presse meine Beine fest zusammen. Doch mit einem kehligen knurren, spreizt er meine Beine, ohne dass ich etwas dagegen tun kann. Als ich seine Hand unter meiner nackten Haut spüre und er an meiner Unterhose angekommen ist, schreie ich auf, so laut ich kann. Tristan sieht mich wütend an.
»Komm schon. Es wird dir Spaß machen. Willst du wirklich noch mit dreißig Jahren eine Jungfrau sein?« er lacht amüsiert und ich trete ihm gewaltig in den Bauch. Daraufhin wird sein Blick so düster, dass ich glaube mein letztes Stündlein hat geschlagen. Er ballt seine Hände erneut zu Fäusten und ich sehe nirgends einen Fluchtweg. »Oder ist es wegen meinem Bruder? Willst du lieber von ihm entjungfert werden?« Seine Augen werden feindselig und das Wort Bruder hat er förmlich ausgespuckt.
»Das geht dich ein Scheiß an! Lass mich gefälligst in ruhe!« schreie ich aufgebracht. Doch jetzt ist jegliche Wut aus seinem Gesicht gewischen und er grinst breit. »Du bist also doch nicht so schüchtern, wie Felicia behauptet hat. Das erregt mich sogar noch mehr.« mein Puls steigt in Höchstgeschwindigkeit in die Höhe und mein Herz schlägt so schnell, dass es weh tut. Er betatscht mich wieder, drückt mich gegen dieses etwas in meinem Rücken und er presst sich an mich. Seine Lippen berühren meine, bevor ich auch nur die Gelegenheit habe, sie zusammen zu pressen. Er stöhnt auf, als seine Zunge auf meine trifft und seine Hand wieder meine Unterhose berührt. Zeitgleich beiße ich ihm auf die Lippe und schreie nochmals auf. Doch meine Hoffnung, dass mich jemand hört, ist gleich null. Ich komme nicht gegen ihn an und ich habe auch keine Kraft mehr mich zu wehren. Wenn das mein Schicksal ist, dann soll es so sein. Ich lasse es über mich ergehen, während sich meine Gedanken um Kian kreisen und wie sehr ich mir wünsche, jetzt bei ihm zu sein.

Bis In alle EwigkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt