Der Streit

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Der Rückweg verlief schweigend. Es war schwer den steilen Felsweg hoch zu humpeln, doch Kian stand mir zur Seite. Jetzt stehen wir vor meiner Haustür und verabschieden uns. »Danke, dass du mir das Leben gerettet hast.« Kian lächelt leicht. »Das war Selbstverständlich.« Ich schüttel den Kopf. »Nein war es nicht. Ich weiß dass ich ganz weit draußen war und nicht in der Nähe der Bucht.« Kian senkt betrübt den Kopf. »Du bist mir ausgewichen, weil du meine Frage nicht beantwortet hast. Denkst du ich lasse dich einfach so gehen? Ohne eine Erklärung, warum du dich von mir vernhälst?« Ich weiche seinem Blick aus und sehe zum Fenster, an der eine vor Wut kochende Felicia steht. Ich seufze und versuche das Gespräch zu beenden. »Ich muss rein. Man sieht sich.« murmel ich und wollte mich abwenden, aber Kian hält mich am Arm fest. »Bitte sag es mir. Was habe ich dir getan?« Ich schaue wieder zu Felicia. Sie hat ihre Augen zu schlitzen verenkt. Wenn Felicia mal wütend ist, dann richtig! Sie will man nicht als Feindin haben und erst recht keinen Streit. Ich seufze nochmal. »Nichts! Es liegt nicht an dir! Bitte halte dich einfach von mir fern!« flehe ich aufgebracht und kehre ihm den Rücken zu, um ins Haus zu gehen und mit Felicia zu reden.
»Savina was ist denn nur los? « fragt Kian hinter mir verzweifelt. Ich ignoriere ihn und lasse die Tür ins Schloß fallen. Felicia erwartet mich aufgebracht im Wohnzimmer. Sie hat den Platz am Fenster verlassen und steht jetzt - mit verschränkten Armen vor der Brust - in der Mitte des Raumes. »Das verstehst du also unter einem Versprechen?« Ich seufze. »Es ist nicht so, wie du denkst. Ich war schwimmen, habe einen Krampf im Bein bekommen, hatte keine Kraft mehr und konnte mich nicht mehr an der Oberfläche halten. Kian hat mich aus dem Wasser gezogen und hier her gebracht, weil ich nicht alleine zurück humpeln konnte. Vor der Tür habe ich mich bei ihm bedankt und als er fragte wieso ich ihm aus dem Weg gehe, bin ich ins Haus geflüchtet. Das wars!« erzähle ich atemlos und schnappe nach Luft. Felicia sieht alles andere als überzeugt aus.
»Denkst du eigentlich, ich bin total bescheuert?! Denkst du ernsthaft ich merke nicht, dass du was von ihm willst?! Hör mir jetzt mal gut zu! Kian gehört mir! Halt dich gefälligst von ihm fern! Verstanden?!« so hat Felicia mich noch nie angeschrien. Sie tut so, als wäre ich ihre schlimmste Feindin und Konkurrentin, die ihr den Freund ausspannen möchte. Ich wusste das Felicia eine Diva und eine Zicke sein kann. Ich wusste, dass man sich nicht mit ihr Anlegen sollte, aber dass sie zu mir so ist, hätte ich nicht gedacht. Schon gar nicht wegen einem Jungen. »Weißt du noch, was wir uns mal versprochen haben, kurz nachdem ich bei euch eingezogen bin? Das wir uns nicht wegen Jungs streiten und unsere Freundschaft riskieren?« erinnere ich sie an unser Abkommen. Sie reagiert allerdings anders als erwartet und Felicia wird dadurch nur noch wütender. »Das Versprechen zählt ab heute nicht mehr! Ich sehe ja, wie du Versprechen einhältst!« sagt sie abfällig. »Feli bitte! Ich wäre ertrunken, wenn Kian mich nicht gerettet hätte! Verstehst du das denn nicht?« frage ich hilflos. Felicia schnaubt. »Das kommt dir doch gerade recht, das Kian mal wieder dein Retter ist. Hab ich recht?« Ich seufze verzweifelt.  »Nein hast du nicht! Ich wäre ihm auch lieber weiterhin aus dem Weg gegangen. Glaub mir, aber...« weiter komme ich nicht, da Felicia mich unterbricht. »Da haben wir es doch. Aber! Du willst Kian für dich! Wahrscheinlich hast du ihn sogar gesehen und dann so getan, als hättest du einen Krampf und würdest ertrinken, nur damit er dich rettet!« Ich schüttel fassungslos den Kopf. »Weißt du eigentlich, was du mir gerade unterstellst?« Felicia sieht mich provozierend und heraus- fordernd an. »Unsere Freund- schaft ist vorbei! Du hast nicht mehr das Recht mich "Feli" zu nennen! Da dein Versprechen sowieso nicht mehr zählt und wir keine Freunde mehr sind, kannst du dein Glück bei Kian versuchen! Ab jetzt sind wir Feinde und Konkurrenten! Der bessere gewinnt!« damit läuft sie die Treppe hoch in ihr Zimmer und lässt mich verwirrt zurück. Ich kann die Tränen, die in mir hoch steigen, nicht unterdrücken. Schweigend laufen sie mir über die Wangen, während ich wie mechanisch das Weite suche und an unseren Streit zurück denke. Der Streit hat also damit geändet, dass wir jetzt Feinde und Konkurrenten sind und Kian der Preis ist. "Der bessere gewinnt!" Ich sehe kaum noch wohin ich gehe, doch eins weiß ich: Ich werde nicht mit Felicia konkurrieren. So bin ich nicht. Außerdem habe ich Kian sowieso von mir fort getrieben. Er ist bestimmt sauer und enttäuscht von mir, weil ich ihm nicht gesagt habe, warum ich mich von ihm verngehalten habe. Aber sollte er es noch einmal Versuchen, dann werde ich ihm alles sagen. Auch, dass ich in ihn verliebt bin.

Bis In alle EwigkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt