▶ Rangordnung ◀

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Montag 13:56

In jeder Schule gibt es eine Rangordung. Grob ist sie eingeteilt wie das Kastensystem in Indien. Ganz oben die Brahmanen. Die Besten der Besten. Die Coolsten der Coolen. Die Reichsten der Reichen. Direkt darunter die Kshatryas. Ihr Anhängsel. Ihre Clique. Die Menschen, die es drauf haben, sich einzuschleimen um von der Genialität der anderen zu profitieren. Die Politiker unter den Schülern. Darauf folgen die Vaishyas. Die Mittelschicht. Der Durchschnitt. Zu diesen Leuten zähle auch ich mich. Irgendwo in der großen weiten Menge, unsichtbar für die meisten. Unter uns sind die Shudras. Die Arbeiter. Die Sklaven. Die, die gezwungen sind, die Hausaufgaben für die Coolen zu machen, weil sie sie mit einem Klick auf Facebook vollkommen zerstören könnten. Die, die kein eigenes Leben haben sondern nur für das Wohl der anderen leben. Und die letzte Gruppe, die Unberührbaren. Die, mit denen nicht mal die Lehrer etwas zu tun haben wollen. Die mit den fettigen Haaren und den Alkoholikereltern.

Dieses System ist mindestens genauso fest und unverrückbar wie das in Indien. Traurig aber wahr.  Ich würde nicht sagen, dass ich dieses System unterstütze. Aber ich tue auch nichts dagegen. Zwar habe ich schon mehrmals versucht, einen Rang weiter nach oben zu kommen, allerdings bisher mit recht wenig Erfolg. Und bei dem Versuch, mich mit jemandem aus der "Unterschicht" anzufreunden, habe ich mir den Hass von Jenna, dem mit Abstand beliebtesten Mädchen der Schule, aufgehetzt. Seitdem tue ich das, was ich sowieso am Besten kann. Unsichtbar sein. Nicht auffallen. Über die Schulflure laufen, ohne etwas peinliches zu veranstalten oder in irgendetwas rein zu geraten. Einfach möglichst aus allem raus halten. Die Brahmanen zu ignorieren, wenn sie wieder die Shudras verarschten und möglichst keinen Kontakt mit den Unberührbaren haben.

Höchstwahrscheinlich hätte ich noch ewig so weiter gemacht, wenn nicht etwas ganz besonderes passiert wäre. Ich bin heute angesprochen worden. Von. Einem. Jungen! Das erste Mal in meinem Leben, dass diese vollkommen andere und doch irgendwie gleiche Spezies mich wahrnimmt. MICH! Es ist unglaublich. Und es hat mir etwas bewiesen. Nämlich, dass ich nicht auf diese Rangordnung angewiesen bin, dass Ausbrechen nicht unmöglich ist. Das ich es schaffen kann, dieses brutale System zu sprengen. Zu zerbrechen. Um die zu befreien, die darin gefangen sind und die zu zerstören, die davon provitieren.

Noch habe ich keinen genauen Plan, wie ich das schaffen will. Aber schließlich stehe ich auch erst ganz am Anfang. Wer weiß, vielleicht hilft dieser sonderbare Junge, der heute in der Pause wie aus dem nichts aufgetaucht und wieder verschwunden ist, mir dabei. Ich meine, schlecht aussehen tut er nicht. Und wenn da wirklich was daraus wird...

 Und wenn da wirklich was daraus wird

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Just kiss herWo Geschichten leben. Entdecke jetzt