29.02.2016
5 – Angeekelt
Grinsend erhob ich mich und ging in die Richtung in die sie auch fortgegangen war. Sie war schnell, oder sie war gerannt als sie hinter der Ecke verschwunden war, denn nirgends war sie zu sehen. Vielleicht war sie allerdings auch nur in einen der endlos vielen Räume hier unten gegangen. Relativ schnell fand ich den Weg zur Umkleide, ohne Komplikationen, zurück. Was aber auch gut daran liegen konnte, dass ich diesmal nicht weit in dieses Labyrinth hinein gestolpert war. Als ich vor dem Raum ankam, kam gerade ein frisch geduschter Harry heraus.
„Wo zur Hölle warst du, Niall?", war ich lange weg gewesen? Ich legte den Kopf schief, sah den wütenden Harry an.
„Hab was essbares gesucht. Und war auf Toilette."
„Niall, wir haben beides im Raum drin. Ein angrenzendes Bad und das mini Buffet was der Veranstalter hergeschleppt hat.", irritiert sah er mich an.
„Oh ach echt? Hmm gut. Dann kann ich ja noch mehr essen.", ich grinste, schob ihn beiseite und trat ein. Als ich über meine Schulter hinweg noch einmal zu Harry sah, musste ich mir das auflachen verkneifen. Er fuhr sich ratlos durch die nassen Locken, sein Gesichtsausdruck dabei war göttlich. Vermutlich fragte er sich, wie es sein konnte, dass er jünger war als ich. Ich würde es ihm zutrauen und nicht einmal mehr verübeln. Wer dachte das denn auch nicht?
Ich war immer der kleine, knuffige, süße und Milchbubi-artige Niall. Niall ohne Freundin und ohne Skandale. Ich tickte nicht aus, betrog meine nicht vorhandene Freundin nicht, ich trank nicht zu viel Alkohol, ich schwängerte keine Stylistin und ich verließ auch nicht von jetzt auf gleich die Band. Ich war einfach Niall der zu gut und vernünftig war um irgendetwas Unanständiges zu machen.
Ich war mal ausgerastet, ich hatte schon zu viel getrunken. Aber ich war lange nicht so Medienpresent wie gewisse andere Menschen in meinem Umfeld. Mir lag es zu singen und ich liebte das Auftreten. Aber gleich deswegen noch extra Schlagzeilen produzieren und am laufenden Band in den Medien zu stehen – mehr als ich es ohne hin schon war – war nicht mein Stil.
Jeder dieser Jungs lag mir am Herzen wie mir das Singen am Herzen lag. Aber darauf begrenzte es sich dann auch schon wieder. Ich brauchte das nicht. Ich hatte das nicht nötig. Und ich war weder mir selbst noch irgendeinem anderen diesbezüglich Rechenschaft schuldig. Harry räusperte sich, weil ich in angestarrt hatte. Ich grinste wieder, winkte einmal, obwohl ich nur weiter in den Raum rein lief, und sah mich dann nach der Tür zum Badezimmer um.
Die Tür war mir beim Styling und Haare machen und was auch immer gar nicht aufgefallen. Da war ich wohl zu sehr damit beschäftigt gewesen Lou durch den Spiegel hindurch zu beobachten. Ich lachte auf. Vermutlich brach die Hysterie so langsam aber sicher über mich herein. Woher sie kam war mir unbewusst. Vielleicht nicht gleich unbewusst, aber die Ursache unerklärlich. Denn wieso sollte ich hysterisch werden, nur weil so viel passiert war? Wobei das dann doch der Grund war und ich mir erneut nur wieder etwas vor machte. Denn ich wollte nicht versagen. Was das anging, wollte ich nicht versagen. Jetzt glaubte ich einmal das perfekte Mädchen gefunden zu haben, hatte es bereits geschafft, dass sie sich mit mir treffen würde. Da durfte nichts mehr schief gehen. Alles musste laufen wie am Schnürchen.
Ich drückte die Tür auf und trat in das Zweckeingerichtete kleine Bad. Falls man es ein richtiges Bad nennen konnte. Denn außer einem für mich verbliebenen Handtuch und drei nicht sehr einladenden Duschen war hier drin nichts. Die Duschen waren nicht einmal begrenzt. Die einzige Begrenzung die es gab war eine kleine befließte Mauer hinter der eine Toilette stand, wie ich mit einem Blick über diese feststellte. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass hier jemand wie Beyonce duschen gehen würde. Denn der Queen of Luxus wäre das hier viel zu dreckig, ekelig und herunter gekommen.
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Million Faces √ - Wattys2016
Fanfiction»Rastlos ließ ich meinen Blick durch die Masse vor der Bühne gleiten, während ich sang. Millionen von Gesichtern, verschiedene Facetten und doch waren alle gleich. Dann sah ich sie. Die Eine, unter Millionen. Sie stach völlig aus der Masse heraus u...