Chirurgie am Kriegsgericht

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"Hat Henry es dir gesagt?", fragte Hawkeye und trottete ihr nach. "Ja." "Also wurdest du eingeteilt?" "Ja, als deine Assistentin." "Was?!", beide standen nun in dem Raum, um sich steril zu machen. Fertig für die Operationen. Sie halfen sich auch gegenseitig anzuziehen, während sie leicht diskutierten. "Ja, als deine Assistentin." "Wieso denn? Du bist eine super Chirurgin." "Das ist jetzt so. Ich bin leider kein Bastler und Werkbank zu gleich." "Du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Du kannst das doch. Du hast studiert." "Ich habe nicht einmal einen Doktortitel.", hauchte sie nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt, "Ich möchte niemanden umbringen." "Na gut, das reicht mir. Los, wir haben viel zu tun." Er hielt ihr die Schwingtür auf und zog sich den Stoff vor den Mund. Sie gingen an den letzten Tisch und hatten einen sehr jungen Mann vor ihnen. Er sah aus, als wäre er keine 16 Jahre alt. "Blinddarm. Man, die werden auch immer jünger.", knurrte Hawkeye leicht genervt. "Glaubst du, dass der volljährig ist?" "Skalpell. Nein. Bei dem fangen erst die Pickel an zu sprießen." "Wie dumm sind die doch nur bei der Einberufung." "Du weißt doch. Je mehr Sterne, desto weniger Hirn." Beide lachten. "Kann man nicht einmal Ruhe haben.", schrie Burns von hinten. "Wir müssen still sein, sonst verpatzt er die Nähte.", flüsterte er dem Sergeant zu. Sie sah dem Patienten noch einmal in das Gesicht. "Bitte zunähen und dann kannst du zu Trapper gehen. Du wirst einen Magneten brauchen um das ganze Eisen aus seinem Körper zu bekommen." "Kann der Meister nicht den Faden durch die Haut ziehen?", fragte sie Hawkeye und griff nach Nadel und Faden. "Nein, dafür bin ich zu überqualifiziert.", lächelte er und ließ sich neue Handschuhe anziehen. Nachdem sie die fingerlange Naht zusammen hatte, wurde er weggebracht und sie ging zu Trap. "Hey neue Schwester, ich hätte heute Abend nichts vor. Ich könnte Ihnen ja das Lager zeigen." "Jaja.", schmunzelte sie. "Michaela?", er schob sich die Kappe etwas aus der Stirn. "Nein. Die First Lady. Was soll ich tun?" Er sah sie noch einmal an, damit er sich vollkommen versicherte und wandet sich wieder dem fließenden Blutstrom des durchlöcherten Soldaten zu. "Kannst du gut suchen?" "Hängt davon ab was es ist.", sie schnappte sich eine lange Pinzette und begann zu suchen. "Ähm Trapper?" "Ja." "Die H-Hauptschlagader, s-sie ist..." "Schnell eine Zange. Und gebt ihm noch eine Bluteinheit." "Schwacher Puls. 80 zu 60. 70 zu 50. Schnell sinkend.", sagte der eine, der Michaela vor ein paar Tagen erschreckt hat. "Bitte mal absaugen." "Absaugen." "Lappen." "Lappen." Trapper kämpfte wirklich, doch es kamen schlechte Nachrichten: "Kein Puls mehr." Er begann sein Herz zu massieren. Nichts. Gar nichts. Trapper rief den Father und dieser gab dem Mann das letzte Gebet. Michaela stand nur da. Wie gelähmt. Die Stimmen wurden verzerrt. Wie konnte es nochmal passieren? Diese Frage hallte ihr durch den Kopf und Erinnerungen kamen, die sie schon längst vergessen hatte. Auch ihre Augen wurden nun schwach. Sie konnte am stärksten ihren Atem hören und ein schwaches Michaela.

Michaela erwachte erst etwas aus der Starre, als sie jemand am Arm packte, ihr tief in die Augen sah und noch sagte: "Bleib hier sitzen. Ich bin gleich da." Nach einigen Minuten wurde sie von Hawkeye aus dem Saal genommen. Er half ihr sich die weißen Kleider auszuziehen. Sie musste sich abstützen um ihn jetzt nicht vor den Füßen umzufallen. Hawkeye war nun auch wieder in grün und nahm sie in den Sumpf zurück. Dort setzte er sie auf das Bett und drückte ihr, standartgemäß, eine Martinischale in die Hand, die sie ablehnte. "Geht es dir wirklich gut?", fragte er und betrank sich mit dem Gebräu. "Ja, alles ok." Er stellte ihn zur Seite, setzte sich neben sie und drückte sie an sich: "Was ist los? Den alten Doktor Hawkeye kannst du nichts vormachen." "Ich will nur..." "Was?" "Ich möchte das nicht mehr tun." "Wie? Operieren?" "Ja....es gab mal eine Zeit, da habe ich nur das getan. Wir waren wenig Ärzte, die Chirurgin auch noch und dann wurde ich kräftig eingespannt. Es war zwar hart, aber ich konnte viele Leben retten und das war mir wichtig. Eines Tages nach einer 20 Stundenschicht am Basteltisch ist etwas passiert, weswegen ich nie wieder operieren wollte.", während sie sprach, rannten warme Tränen über ihr Wangen und so klang auch ihre Stimme, worauf Hawk sie in den Arm nahm, "Die Aorta war geplatzt und keiner hatte uns gesagt, dass er so ein dünnes Blut hat, dass wir mit den Einheiten nicht mehr nachgekommen sind. Er ist gestorben. Alle Ärzte und Schwestern haben gesagt, dass ich mich nicht so hart ins Gericht nehmen soll und es nicht meine Schuld war. Die hohen Tieren haben mich vor das Krieggericht gestellt, wegen fahrlässiger Tötung eines Armysoldaten. Dabei habe ich gar nichts getan. Ich habe nur versucht ihn zu retten." Er drückte sie an sich. Michaela war so vertieft, dass sie Trapper in der Tür nicht gesehen hatte, doch der ist jetzt auch gegangen. Zu Blake. Er möchte nicht, dass sie etwas tun muss, das sie nicht möchte.

Normalerweise wäre es ja Hawk's Aufgabe, doch er wollte ihm eine Last abnehmen. Er musste sie trösten das war schon Arbeit genug. "Hey Henry.", platzte Trapper in das Büro. Blake und Radar waren gerade dabei jeder eine Zigarre zu rauchen und soffen sich mit Gin voll. "Hey Trapper. Was gibt's?", murmelte er mit dem Stängel im Mund, den er nun herausnahm. "Ich muss mit dir reden. Es geht um Michaela's Versetzung." "Und?" "Sie wäre mir heute fast weggekippt, als die Hauptschlagader eines Patienten sich getrennt hat." "Geht es ihr gut?" "Ja, aber ihr nicht." "Wieso? Du hast doch gesagt, das es ihr gut geht." "Ihre Seele meine ich. Hast du gewusst, dass sie vor einem Kriegsgericht gestanden ist?" "W-Wieso?" "Nach einer 20 Stunden Schicht ist ihr ein Soldat verblutet. Ohne irgendwelchen bestimmten Grund. Sie wurde wegen fahrlässiger Tötung vors Kriegsgericht gestellt. Denn Rest hat sie mir nicht gesagt, doch du kannst es dir wohl vorstellen." "Das ist..." Radar sprang auf und schrie: "Hubschrauber!"

[1] M*A*S*H | Chemical EssentialWo Geschichten leben. Entdecke jetzt