Kapitel 17- Thea

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Überraschend prallten seine vollen Lippen auf meine und ich erwiderte hingebungsvoll seinen Kuss. Ich vergas die komplette Umwelt um mich, denn Harrys Küsse hatten eine berauschende Wirkung auf mich.
Keuchend und nach Luft ringend standen wir, nur Zentimeter voneinander entfernt, da und schauten uns lustvoll in die Augen.
„Warum hast du das nicht schon eher gemacht?", fragte ich ihn mit frechem Unterton.
„Hey, wir befinden uns im Jahr 2016, schon mal was von der Emanzipation der Frau gehört? Sie darf auch den ersten Schritt machen", neckte er mich und stupste mir mit seinem langen Zeigefinger auf meine Nase.
„Schon mal was von dem Begriff ‚Romantik' gehört?", kicherte ich leise.
„Das kann man essen, nicht wahr?"
„Hm, Recht hast du. Apropos Essen, ich habe Hunger, wollen wir noch irgendwo 'ne Pizza essen gehen?"
Nachdenklich fuhr er sich über sein rasiertes Kinn und schaute gen Decke. „Ich müsste erstmal in meinen Terminplaner schauen, ob sich das einrichten lässt, Sekunde." Harry tat so als würde er in einem Kalender nach einem freien Termin nachschauen.
„Es wird eng, aber so mag ich das", zwinkerte er mir zu.
Augenverdrehend sagte ich, dass ich mich noch gerne von Theo verabschieden wollte. Wir machten uns also auf die Suche nach meinen Bruder. Relativ schnell fanden wir ihn von einer Menge Frauen umzingelt, jedoch scherte ich mich wenig darum, weshalb ich ihn von den Weibern wegzog und ihm sagte, dass Harry und ich gehen wollten. Er war schon betrunken, denn es kamen kaum brauchbare Sätze aus ihm raus.
„Tschüsssch The-a, tschüss Härrry." Jeder von uns bekam noch einen feuchten Schmatzer von Theo gratis dazu. Lecker.

Gemeinsam liefen Harry und ich schweigend zu seinem Auto. Nach dem ganzen Lärm in der Halle tat mir das Schweigen im Moment sehr gut, besonders da langsam mein Kopf anfing zu schmerzen.


Harry fuhr uns zu einem Fastfood Restaurant, das laut des Neonschildes über der Tür noch nicht geschlossen war. Wir hatten drei Uhr Nachts, da war es nicht gerade einfach, noch etwas zu finden, dass für uns beide gepasst hatte.
Nachdem Harry und ich uns doch für Burger und Pommes, statt der vorher gewünschten Pizza, entschieden hatten, saßen wir uns auf den rotgepolsterten Bänken gegenüber und aßen genüsslich die Kalorienbomben.
„Darf ich mal Bilder von dir schießen?", schoss es plötzlich aus ihm heraus.
Perplex saß ich einige Sekunden still da und wusste nicht, was ich darauf antworten sollte.
„Ähm, was genau stellst du dir denn darunter vor?"
Bevor er mir antwortete schob er sich noch eine in Ketchup getunkte Pommes in den Mund.
„Also, du stehst vor der Kamera, posierst ein wenig und ich stehe hinter der Kamera und betätige den Auslöser", er klopfte sich die salzigen Finger ab, ehe er weitersprach. „Ganz einfach wie du hörst." Sein Grinsen wurde immer breiter.
„Du bist blöd", lachte ich, „Ich hab aber keine Modellerfahrungen."
„Das macht nichts, du arbeitest mit einem wahren Meister seiner Kunst", lachte er. „Du musst dich auch nicht von mir fotografieren lassen, nur wenn du wirklich damit einverstanden bist."
„Hm, eigentlich spricht nichts dagegen, außer, dass du wahrscheinlich keine tollen Bilder von mir bekommen wirst, weil ich zu unfähig bin."
„Thea, es geht hier um keine Kampagne für Calvin Klein oder so, ich will dich bloß vor der Linse haben und dir zeigen, was meine größte Leidenschaft ist", sagte er und schaute mir direkt in meine Augen.
Nach einem Schluck Cola fragte ich ihn mit einem anzüglichen Grinsen: „Deine größte Leidenschaft also?"
„Ja, meine größte Leidenschaft. Die zweitgrößte Leidenschaft ist es mit dir Sex zu haben."
„Wir hatten doch nur einmal Sex, hat dich das etwa alle anderen Frauen davor vergessen lassen?"
„Ich muss zugeben, zum Teil. Aber soll ich dir mal was erzählen?", fragte er und kam mir dabei immer näher.
Leicht nickte ich und wartete auf seine Antwort.
„Ich würde dich am liebsten jetzt in dieser Sekunde ficken, außerdem bist mir noch einen beendeten Blowjob schuldig."
Schlagartig wurde mir immer heißer und ich begann leicht zu schwitzen. Seine direkte Art machte mich an und ließ auch mein Verlangen nach ihm steigen. Doch ich hatte Lust zu spielen, also sagte ich, dass ich aber keinen Sex mit ihm haben wollte.
„Du lügst", stellte er fest.
„Nein, ich lüge nicht. Ich will einfach nur ins Bett und schlafen, gerade nach dem Essen habe ich noch weniger Hunger", versuchte ich ihn weiterhin zu veräppeln.
„Du hättest die Chance auf einen Nachtisch den ich mir an deiner Stelle nicht entgehen lassen würde."
„Harry, du kannst mich nicht damit locken dir einen Blowjob zu geben, damit ich danach von dir ‚naschen' kann." Glücklicherweise waren in unmittelbarer Nähe keine anderen Gäste, das hätte sonst peinlich werden können.
„Dein versautes Mundwerk gefällt mir, und deine Gedanken auch, dabei wollte ich dich nur auf ein Stück Apfelstrudel einladen. Mit Vanilleeis. Vollkommen unverbindlich, auch wenn es mir schwerfallen wird, nicht von dir naschen zu wollen", zwinkerte er mir spielerisch zu.
Nach einer kurzen Denkpause, stimmte ich zu und schon fuhren wir zu ihm nach Hause, nachdem wir in sein Auto gestiegen waren. Kurze Zeit später fanden wir uns in seinem Apartment, auf der schwarzen Ledercouch im Wohnzimmer, wieder und aßen den wirklich leckeren Apfelstrudel. Auf meine Frage, ob er diesen selbst gebacken hätte, bejahte er und erzählte mir, dass es ein altes Rezept seiner Oma war.
„Du hast da was", sagte er plötzlich und deutete auf meinen rechten Mundwinkel. Ich strich mir darüber, doch es war nichts, sogar auf der anderen Seite waren keine Krümel zu entdecken.
Harry kam mir näher und küsste mich auf meinen Mundwinkel. Sofort erwiderte ich und ließ mich rückwärts auf das Sofa gleiten.

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