Teil 33
Er lächelte mich an und strich mir Haarsträhnen hinter's Ohr. Obwohl ich das hasste ließ ich es so, denn er sah mich mit diesem Blick an, der meinen ganzen Körper zum schmelzen brachte. Seine Finger strichen sanft über meine Wange und ich genoss seine zärtliche Berührung. Seine Hand war so warm. Sie sorgte für ein angenehmes Gefühl auf meiner Haut. Ein Vogelschwarm flog über uns. Sie zwitscherten sich etwas zu, was nur sie verstanden. Trotzdem war das Geräusch angenehm. Ich war mir sicher, dass sie kommunizierten, doch bei ihnen hörte es sich so friedlich an. Als würden Vögel niemals schlecht miteinander reden. Ich sah den Vögel hinterher, bis sie nur noch kleine schwarze Punkte im hellblauen Himmel waren. Heute war so ein schönes Wetter, so dass ich ein Kleid trugen konnte. Es ging mir bis zu den Oberschenkel und war weiß, wie die Feder einer Friedenstaube. Meine gebräunte Haut glitzerte in der warmen Sonne. Es war kein einziger Fleck zu sehen, was mir gefiel und Damian anscheinend auch. Er blickte lächelnd auf mich herab. Seine zähne strahlten beinahe heller als seine grünen Augen es taten.
„Magst du es?" fragte er mich. Seine Stimme war sanft und so friedlich, wie der Ort hier. Ich blickte mich um und nickte stumm. Wir befanden uns in einer Art Hölle. Um uns herum waren hellbraune Steinplatten aufgestellt, so als würden sie uns einsperren, doch das taten sie nicht. Sie waren zwar hoch, aber es kam mir eher so vor als würden sie uns beschützen. Unter uns befand sich leuchtgrünes gras. Die Wiese roch so frisch und natürlich. Es war so still, dass ich mir sicher war hier war vor uns noch niemand gewesen. Der Platz war nicht groß, doch es fühlte sich so an, als würde dieses kleines Stück Erde nur uns gehören. Auf dem Boden wuchsen hellrosa Blumen, die je heller die Sonne wurde aufblühten.
„Ich liebe es hier." erwiderte ich und drehte mich auf der Stelle. Ich streckte meine Arme aus. Die Sonnenstrahlen kribbelten auf meiner Haut, als würden kleine Ameisen drauf tanzen. Damian stoppte meine Bewegung, indem er seine Hand um meine Taille legte und mich vorsichtig an sich zog. Er lehnte sich gegen die Steinplatte und zog mich mit sich. Ich konnte aufgrund der leuchtenden Sonne nur noch seine Augen erkennen, da sein ganzes Gesicht geblendet wurde. Die runde Kugel, würde bald genau auf unser Stück Erde strahlen.
„Ever ich liebe dich so sehr." flüsterte er und kam mit seinen Lippen auf mich zu. Ich stellte mich auf Zehnspitzen, weil ich seinen Mund auf meinem spüren wollte. Seine Hand verschwand plötzlich von meiner Taille und als ich die Augen öffneten war er plötzlich verschwunden und alles wurde so hell, dass ich dachte ich würde jede Sekunde erblinden.
„Damian?!" schrie ich und tastete nach ihm. Doch ich fühlte nur die eiskalte Steinplatte. Die Sonne befand sich direkt über uns. Über mir. Ich war alleine. Die Steinplatten wurden immer höher und kamen auf mich zu.
„Damian!" kreischte ich panisch und versuchte wegzurennen. Die Wände kamen immer näher und drohten mich zu erdrücken.
„Ever!" hörte ich eine Stimme sagen, doch es war nicht der klang, den ich mir erhoffte. Ich öffnete meine Augen und wir war wieder ganz kalt. Tea rüttelte fest an meinen Schultern.
„Du hast wieder geträumt." klärte sie die Situation auf, da sie wohl meinen verstörten Gesichtsausdruck bemerkt hatte. Ich schluchzte auf und bemerkte erst jetzt, dass ich weinte.
Ohne ein Wort zu sagen, zog mich Tea an ihren Oberkörper und drückte mich fest, so wie es an jedem Abend tut, seitdem er mich verlassen hatte. Ich drückte mich vorsichtig von ihr weg, da ich das Gefühl hatte die Steinplatten würden jeden Moment erscheinen und mir tatsächlich die Luft wegschnappen.
„Du hast schon wieder seinen Namen gesagt." flüsterte Tea. Weder Blake noch Tea nannte seinen Namen, wahrscheinlich weil sie beide wussten, dass ich ihn nicht hören wollte. Ich hatte die letzten zwei Wochen in meinem Bett verbracht, Musik gehört und geschlafen. Wenn Tea nicht da war, ging ich ins Klo um mich zu übergeben. Das war das einzige war mir half die leere in mir für ein paar Stunden verschwinden zu lassen. Was objektiv gesehen total unlogisch ist. Doch es ging mir dadurch tatsächlich besser. Das schlimmste war, wenn sich der Tag dem Ende zuneigte. Ich träumte, aber nicht mehr das was ich sonst träumte, sondern ich sah ihn. Jede Nacht. Und es war immer der gleiche Traum. Jedesmal befanden wir uns in dieser Hölle und eines Tages, als ich alleine war begann ich den Ort zu zeichnen. Ich hatte mittlerweile so oft davon geträumt, dass ich dachte dieser Platz existierte wirklich. Doch es gab ihn nur in meiner Fantasie. Obwohl ich nicht zeichnen konnte, begann ich zu malen. Meine Hände glitten wie von selbst über das Papier und skizzierten am Ende tatsächlich den Ort, in dem ich ihn jede Nacht weiter traf. Ich konnte nicht genau sagen ob es Albträume waren. Anfangs war ja immer alles schön. Er und ich standen da und jedesmal sagte er mir, dass er mich liebte. In jedem verdammten Traum und dann verschwand er einfach. Jedesmal wenn die Sonne über der Hölle war, verblasste er und alles was mir blieb war sein kurzer Anblick. Jedesmal wirkte es so echt, dass es umso schlimmer war, als ich aufwachte. Wenn ich aufwachte war ich erstmal erleichtert, dass mich die Wände nicht zerquetscht hatten doch dann dachte ich daran, wie schön es für eine Sekunde gewesen war. Und dann tauchte er wieder zurück. Der zerstechende Schmerz in meiner Brust. Alle sagten immer es würde leichter werden, doch dass tat es nicht. Es wurde schlimmer. Und ich wusste, dass das keine Trauerphase war, ich war wirklich am Ende. Das schlimmste war nicht zu wissen was Damian machte oder dachte und ich glaube das war auch besser so. Vielleicht war auf irgendwelchen Partys oder schickte jeden morgen ein anderes Mädchen aus seinem Zimmer.
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Defenseless
Romance„Ich kann es ernsthaft nicht fassen, dass du ihn wegen mir geschlagen hast. Wieso hast du das getan Damian?" Er sah endlich vom Fenster ab und wandte sich zu mir. Seine grünen Augen suchten meine. Er atmete leise, dennoch hörbar aus. „Er hat dich ve...