Teil 25

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Teil 25

Erst jetzt fiel mir auf, wie groß Damian's Familie war und wie sie irgendwie alle eine Gemeinsamkeiten miteinander hatten. Ich wusste nur nicht was es war. Vielleicht lag es daran, dass sie alle dunkle Haare hatten, oder irgendwas an ihren genetischen Gesichtszügen war identisch. Mittlerweile hatte das Festessen schon begonnen und alle begannen nach der kurzen Ansprache von Damian's Vater zu reden und lachen. Damian's Cousins saßen uns gegenüber. Aleandro direkt gegenüber von mir. Ich sah Damian an, dass er sich beherrschen musste. Seine Händen waren heiß, er hatte sein Jackett ausgezogen und die Ärmel seines Hemdes bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt. An seinen Armen stachen die Adern hervor, während er kaum was aß, sondern nur Aleandro anstarrte, der mich anstarrte. Sein Blick machte mir angst und ich versuchte mich ernsthaft mit irgendwas abzulenken, also begann ich mit Nando ein Gespräch anzufangen. Ich war froh, dass er neben mir saß.

„Ever wann hast du eigentlich Geburtstag?" fragte er mich und schob sich die goldene Gabel ohne Vorsicht in den Mund. Nando's Wangen war aufgebläht, wie die eines Hamster.

Mir war aufgefallen, dass Nando immer die unpassendsten Fragen stellte, aber er konnte ja nichts dafür. Das waren ganz übliche Fragen, die jeder ohne Probleme beantworten konnte, Jeder außer mir.

„Nächstes Jahr." antwortete ich und bemühte mich zu einem lächeln.

Nando legte den Kopf schief und rollte mit den Augen.

„Und wann genau?"

„Äh..."

Ich wischte mir mit meinem Handrücken über die Stirn, da sich dort Schweißperlen gebildet hatten. Nando sah mich forschend an, als könnte er die Antwort in meinem Gesicht finden, doch dass würde er nicht. Das würde niemand.

„Ever, richtig?" fragte eine Stimme. Ich ließ meinen Blick in die Runde schweifen und sah zu der Frau, die mich lächelnd ansah. Höchstwahrscheinlich eine von Damian's Tanten.

„Ja genau." bestätigte ich nickend und richtete mich in meinem Stuhl auf.

„Erzähl uns doch mal etwas über dich. Jedes Jahr sind es immer die gleichen Menschen am Tisch, es ist interessant, dass auch mal jemand neues am Tisch sitzt." sagte sie und legte ihr Besteck bei Seite. Das Gemurmel am Tisch wurde leiser und aufeinmal war es ganz still. Von Damian's Cousins, Cousinen, seinen Eltern, Tanten, Onkeln, Großeltern, den bekannten bis über zu seinen Brüder sah mich jeder an. Ich schluckte und bohrte meine Fingernägel in die Hand meines Freundes. Wie ungewohnt das klang.

„Sie ist etwas schüchtern." sprach Damian für mich und sah mich beruhigend an.

„Oh." erwiderte seine Tante und sah skeptisch ihre Schwägerinnen an.

Ich schluckte. Das letzte was ich wollte, war das seine Familie einen schlechten Eindruck von mir hatte.

„Was möchtet ihr denn über mich wissen?" fragte ich in die Runde hinein und sprach damit eigentlich niemanden direkt an.

Die Miene von Damian's Tante wurde wieder fröhlicher.

„Woher kommst du Ever?"

„Aus Michigan."

Frage eins überstanden.

Sie zog überrascht eine Augenbraue hoch.

„Was hat dich denn dann nach Ohio verschlagen? In Michigan gibt es doch zig Universitäten."

Frage zwei war schon schwieriger, doch ich war vorbereitet.

„Ach, ich hab einfach mal einen Neustart gebraucht, außerdem ist Ohio ein wunderschöner Bundesstaat."

DefenselessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt