Teil 7

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Teil 7

Mich wunderte es, dass das hier kein normales Wohnheimzimmer war, denn es war eine gesamte Wohnung. Tatsächlich hatten sie hier eine kleine Küche die alles hatte, was man zum kochen benötigte. Einen Backofen, Kühlschrank und eine großzügige Arbeitsfläche.

Die Sonne ging langsam unter und der Himmel färbte sich Lila. Ich genoss es hier zu stehen und mit Damian und Nando Teig zu kneten. Es war so ein befreiendes Gefühl weit weg von dem düsteren Ort zu sein, den ich verlassen hatte. Nando erzählte mit einer fröhlichen Miene über seinen Kindergarten Tag.

„ Die Mädchen haben uns geärgert und deswegen haben mein Freund Theo und ich versucht sie zu fangen. Wir haben sie erwischt und sie in unser Gefängnis gebracht." erzählte Nando stolz.

„ Ihr habt ein eigenes Gefängnis?" fragte ich mit ernster Miene.

Nando nickte stolz und Damian kicherte nur.

„ Wir haben es aus Stöcken gebaut." klärte Nando mich auf.

„ Beeindruckend. Und es ist also dein letztes Jahr als Kindergartenkind?" fragte ich Nando und streute etwas Mehl auf die Arbeitsfläche.

„ Ich bin kein Kindergartenkind mehr, ich bin schon ein Vorschulkind." korrigierte er mich und knete mit seinen kleinen Händen die kleinen Teigkugel, wobei seine schwarzen Locken auf und ab schwangen.

„ Entschuldige. Und freust du dich auf die Schule?" fragte ich während ich zum Kühlschrank ging und die fertige Tomatensauce, den geriebenen Käse und die Salami rausnahm.

Ich spürte wie jemand hinter mir stand und ich wusste auch genau wer es war. Mein Atem stockte als ich seine Hand auf meiner Hüfte fühlte. Damian drehte mich zu sich und sah mich mit erheiterter Miene an.

„ Du hast da Mehl." sagte er grinsend und wischte mir mit dem Daumen über die Nasenspitze.

Seine Berührung machte mich ungewohnterweise verlegen, so dass ich an ihm vorbei ging und mich wieder zu Nando stellte, der so konzentriert in seine Arbeit zu sein schien, dass er meine Frage schon völlig vergessen hatte. Ich hoffte dass Damian meine roten Wangen nicht bemerkte. Es war seltsam solch einen Herzschlag zu haben, weswegen ich mich wieder auf die Pizza konzentrierte. Ich legte die Zutaten zur Seite und sah erwartungsvoll zu Nando.

„Wenn du dann so weit währst, würde ich deinen Teig brauchen, damit ich den Pizzaboden ausrollen kann." sagte ich und wandte mich nach rechts zu Nando.

Er seufzte und reichte mir nur schweren Herzens den Teig.

„ Dafür kannst du gleich die Pizza bestreuen." munterte ich ihn auf, was auch zu funktionieren schien, denn sein Gesichtsausdruck wurde gleich weicher.

Aus dem Blickwinkel bemerkte ich wie Damian uns die ganze Zeit beobachtete. Er hatte sich gegen die Arbeitsfläche gelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt, wodurch sein Bizeps nur noch besser zu Geltung kam. Ich musste mich konzentrieren nicht die ganze Zeit auf seine Adern zu schauen, die ebenfalls herausstachen. Nando hockte mittlerweile auf der Arbeitsfläche und taumelte mit seinen kurzen Füßen vor sich hin während er mir ebenfalls zusah.

„ Ich finde du solltest öfter mit uns Pizza machen." sagte Nando und öffnete die Verpackung der Salami. Er fischte sich eine Scheibe heraus und biss hinein. 

Auf seine Aussage konnte ich nichts anderes machen als lachen. Es war so komisch, aber irgendwie erfüllte mich eine gewisse Wärme, die ich noch nie verspürt hatte. Ich fühlte mich geschätzt und willkommen in Nando's beziehungsweise Damian's Anwesenheit. 

DefenselessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt