-betrachte dein Zuhause nicht als einen Platz in dem du dich versteckst. Betrachte ihn als deine Festung hinter der du Pläne der Rache schmiedest-
-Henry Morgan"Wo sind wir?" Schrie Claude unaufhörlich. Octavia hatte Tränen in den Augen. Sie wusste es nicht. Sie erkannte nichts von all dem wieder. Es war wie ein anderer Ort.
"Ich weiß es nicht!" Schrie sie zurück und hockte sich auf den Boden. Ihre Finger krallten sich in ihren Haaren fest und sie rieb sich das Gesicht, während sie erlösend darauf wartete, dass irgendeine Gottheit ihr helfen würde.
Sie war nie religiös gewesen, aber in letzter Zeit glaubte sie an alles. Alle Straßenschilder waren weg. Alle Stadtpläne zerkratzt, alle Gebäude verändert.
Man konnte von ihr nicht immer erwarten, dass sie die richtigen Entscheidungen trifft! Man konnte nicht erwarten, dass sie alles richtig macht.
Man konnte von ihr nicht erwarten, dass sie einen Jungen groß zieht...
Claude legte seine Hand auf ihre Schulter. "Atme durch" sagte er und streichelte sie.
Sie tat eben das und schien sich ein wenig zu beruhigen. "Versuche dich zu erinnern..." Flüsterte er ihr ins Ohr.
Sie versuchte sich mit aller Kraft an ihre Heimat zu erinnern. Die second Street hatte immer einen kleinen Kiosk mit rosa Türen und 4 Hydranten, die am Wegrand standen.
In ihrer alten Straße waren 4 Wohnhäuser aneinander gereiht, zu denen Steintreppen hinauf führten. Ein olivgrünes, ein hellrotes, ein braunes und ein Backsteingebäude.
Sie sah auf und öffnete die Augen. Am Ende der Straße fiel ihr das zart schimmernde Rosa auf, welches das verkohlte Holz durchdrang. Sie waren tatsächlich in der Second Street.
Sie drückte Claude einen Kuss auf die Stirn. "Danke" flüsterte sie und zog ihn hinter sich her. Sie waren kaum 4 Querstraßen von Zuhause entfernt.
Kaum war sie in die Bedford Avenue einbogen, traf sie ein Schlag von Erinnerungen. Die einst helle, bespielte Straße, geprägt von kleinen Kindern, die Fangen spielten und erwachsenen, die idyllisch auf ihren Treppen saßen und ihnen dabei zu sagen.
Davon war nicht mehr viel zu erkennen. Das dämme Licht der Straßenlaterne, reichte gerade ein Paar Meter. Doch es brauchte nicht mehr. Octavia erkannte das olivgrüne Haus mit der hellbraunen Eichenholz Tür, in das fein der Name 'Morgan' geschnitzt war.
Die Tür war offen. Ihr Schloss vermutlich bereits kaputt. Sie sah nach unten, es fehlte nur ein Schritt und sie wäre zuhause.
Sie trat über die Türschwelle auf den knarrenden Holzboden. Die große Treppe an der Seite des Flurs führte zu einem dunklen Gang im Obergeschoss, in dem sich ihr altes Zimmer befand.
Claude lief vor ihr her. Seine Angst schien wie weggeblasen zu sein. Er freute sich wohl einfach nur wieder zuhause zu sein...
Octavia begab sich zuerst prüfend in die Küche, wo sie aus einer der zahlreichen Schubläden ein Steakmesser hervorzog.
Die Klinge glänzte im Schein des Mondes.
Schritt für schritt versuchte sie sich durch die vertrauten Gänge zu bewegen, wobei ihr jedes Geräusch Gänsehaut verpasste.
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Schneeweiß & Blutrot
RomanceWas würden sie sagen, wenn ich Ihnen eine Geschichte erzähle, in der es um Himmel oder Hölle, Leben oder Tot, Mut oder Macht geht?