18. Kapitel

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,,Autsch!", stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Mein Kopf fühlte sich an als würde er gleich in tausend Teile zerspringen. Zu allem Überfluss fing er nun auch noch an, dumpf zu pochen. ,,Aspirin, ich komme". Doch die Schmerzen waren erträglich. Bis jetzt zumindest. Unheimlicherweise, erinnerte mich das alles ehr stark an meinen Traum auf der Klippe. ,,Nur, dass es kein Traum gewesen ist!", meldete sich eine kleine, hinterhältige Stimme in meinem Kopf, die ich sofort wieder verdrängte. ,,Aber sie hat Recht!", meldete sich eine zweite Stimme und ich musste schlucken. ,,Du hattest Blut an der Hand und sogar Jay hat es gesagt. Mehr oder weniger!"

Ich musste zugeben, da hatte sie Recht. Eine weitere Sache, die ich Jay unbedingt fragen musste. Inzwischen häufte sich das wirklich an. ,,Aber die Schmerzen auf der Klippe waren viel schlimmer gewesen", erinnerte ich mich. ,,Ob sie wohl mit dem unheimlichen Heulen zusammenhingen?" Beim Gedanken daran stellten sich meine Nackenhaare senkrecht auf. ,,War ich wieder hier? Auf der unheimlichen Klippe, dem grässlichen Heulen ausgesetzt?" Für ein paar Sekunden blieb ich wie erstarrt liegen und lauschte. Die erste Sache, die mir auffiel war, dass ich nichts hörte. Ich meine gar nichts, nicht einmal Vögel oder sowas. Es herrschte eine Grabesstille. Die zweite Sache war, dass ich auch nichts roch. Auf der Klippe war mir sofort der salzige Geruch aufgefallen, der in der Luft hing, aber hier- Fehlanzeige! Schließlich entschloss ich mich doch dazu die Augen zu öffnen und blinzelte vorsichtig. Ehrlich gesagt, hätte ich jetzt vermutet in helles Sonnenlicht zu schauen aber es war fast genauso dunkel wie mit geschlossenen Augen. Ich lag mit dem Gesicht zur Seite auf hartem Stein und erst jetzt bemerkte ich den Druck auf meiner Wange, in die sich schon einige Steinchen gebohrt hatten. Ich verzog das Gesicht und setzte mich langsam auf. Meine Hand glitt an dem glatten Felsen, an dem ich mich festgehalten hatte, ab und ich rutschte nach hinten. Gerade noch rechtzeitig stemmte ich meine Füße in den sandigen Boden und verhinderte dadurch, dass ich von der kleinen Anhöhe, auf der ich mich befand, rutschte. Urplötzlich jagte ein stechender Schmerz durch meinen Kopf, dass ich das Gefühl hatte, er würde in der Mitte gespalten werden. Ich presste meine Zähne so fest aufeinander, dass ich den metallischen Geschmack von Blut schmeckte. Na, toll. Genau, das brauchte ich jetzt noch. Ich kniff kurz die Augen zusammen und öffnete sie dann wieder. ,,Nein, ich war immer noch hier. Das funktionierte also nicht." Seufzend richtete ich mich nun auf, wobei ich versuchte den Schmerz in meinem Kopf so bestmöglichst zu ignorieren. Was relativ schwer war, wenn es sich anfühlt als würde jemand dein Gehirn mit bloßer Hand zu Brei zerquetschen. Endlich stand ich auf meinen Beinen, zwar etwas wackelig aber immerhin. Schwankend drehte ich mich um die eigene Achse. ,,Wo zum Teufel war ich? War das wieder so ein Traum?" Die kleine Stimme von vorhin meldete sich und diesmal klang es als würde sie mich auslachen. ,,War das wirklich ein Traum, Belle?", verhöhnte sie mich. ,,Ich glaube nihiicht!" Ich schüttelte wie wild den Kopf was nur herbeiführte, dass nun ein Dröhnen einsetzte, dass mich kaum klar denken ließ. Plötzlich spürte ich etwas Nasses an meiner Wange, das langsam hinablief und schließlich an meinem Kinn zu Boden tropfte. ,,Was war das?? Blut? Schweiß? Weinte ich etwa? Oder... vielleicht war es Sabber? Oh, gott wie in diesen Filmen wo auf einmal hinter dir so ein Riesen Ungeheuer steht und auf deinen Kopf sabbert! Alles klar ich hatte definitiv zu viel Harry Potter gesehen!" Trotzdem traute ich mich kaum en Kopf zu heben und als ich es doch tat, zitterte ich am ganzen Körper. ,,Wasser! Oh gott sei dank, es war nur Wasser!" Über mir hing ein gigantischer Stalaktit, von dem es zäh hinabtropfte. Für einige Sekunden ließ ich meinen Blick über die unzähligen kleinen und großen Stalaktiten wandern, die von der Decke hinabhingen. Plötzlich wurde mir bewusst wo ich mich befand und ich fühlte mich unglaublich blöd, da es mir erst jetzt auffiel. Ich stand mitten in einer unterirdischen Höhle.

Aus dem Boden wuchsen auch Stalagmiten, die bizarrre Formen angenommen hatte und Wasser glänzte auf, das an ihnen herabperlte. Die Luft war kalt und feucht aber nicht unangenehm und die Decke de Höhle war bestimmt dreimal so hoch wie ich. Staunend drehte ich mich um mich selbst und bewunderte die majestätische Höhle. Da fiel mein Blick zu der Mitte der Grotte und mir stockte der Atem. Dort, ein wenig unterhalb von mir, lag ein riesengroßer grün schimmernder See. Für einen Moment wunderte ich mich, wieso er mir erst jetzt aufgefallen war, doch der Gedanke verblasste sofort wieder. Mit angehaltenem Atem krabbelte ich darauf zu, die Schmerzen waren wie weggeblasen. Der See schien von innen heraus zu leuchten, ein schwaches Flackern erglühte. Der See war wie ein Spiegel, keine Welle kräuselte die glatte Oberfläche. ,,So schön!", wisperte ich fast lautlos. Der See zog mich wie magisch an, langsam kroch ich darauf zu. Ich wollte ihn unbedingt berühren, das Wasser zwischen meinen Fingern, fließend, wie seidiger Stoff. Nur noch wenige Zentimeter, ich hatte ihn fast erreicht. Meine Finger krümmten sich, in freudiger Erwartung. So nah.

Belle- Das verbotene Element *wird aktualisiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt