The eyes of the shadows - Verstoßen

Kapitel 4

Cam's POV

„...Was machen meine Freunde, meine Gefährten, meine Familie in diesem Käfig?", flüstert die eisige Stimme. Allison! Er sah schnell auf und sein Herz kam aus dem Takt. Ihr ging es gut. Er hatte schon befürchtet, dass sie bei den Seelenlosen war, wenn sie nicht hier im Käfig saß.

Schnell richtete er sich auf und stürzte zu den Gitterstäben. Dadurch kam der Käfig ins wanken und alle Insassen stolperten und wankten. „Tut mir leid", entschuldigte er sich hastig. „Ally", rief er, während seine Hände sich um die kalten Stäbe schlossen, die ihn von seiner Gefährtin trennten. Er sah eine Träne, die sich ihren Weg an ihrem Gesicht herunter bahnte.

„Nicht weinen. Alles wird gut", sagte er beruhigend, doch er bezweifelte, dass er überzeugend wirkte, nachdem er in einem Käfig steckte, der einige Meter über dem Wasser hing. Irgendein schwarzhaariger Kerl berührte sie vertraut an den Schultern und in diesem Moment dankte Cam den Gitterstäben. „Lass sie los", zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen und der Typ trat einen Schritt zurück.

„Vor mir hast du nichts zu befürchten. Ich will ihr nichts böses und ich weiß, dass du ihr Gefährte bist", erklärte der Unbekannte. „Dann ist ja gut. Trotzdem bin ich noch auf der anderen Seite dieses Käfigs und ich will jetzt eine Erklärung", forderte er den jungen Mann auf. Dieser trat so nah an den Abgrund, wie es nur ging. „Ich erkläre dir alles später. Hab Geduld", flüsterte er und lief dann durch die Menge der Seelenlosen davon.

„Wer ist noch bei dir da drin?", fragte Allison besorgt und stellte sich auf die Zehenspitzen. Cam drehte sich um und sah sich in dem großen Käfig um. „Cathán, Soraya, Naima, Mika und Heilerin Sienna", zählte er auf. „Und Zafrina", ergänzte er mit gesenktem Kopf. „Zafrina? Aber...wieso?", fragte Allison geschockt und schlug sich eine Hand vor den Mund.

„Weil", begann die Rudelanführerin geschwächt und Cam half ihr auf, „mein Gefährte mich betrogen hat. Er hat die Talente auf seine Seite gezogen, um ein neues Rudel zu erschaffen. Er ist gefährlich", sagte sie und ihr blasses Gesicht sprach für sich. Sie stand unter Schock und dieser Sting hatte ihr übel zugesetzt.

Cam war dabei gewesen. Zafrina war in das Zelt der Krieger gestürmt gekommen und hatte Amun wegen den seelenlosen Kriegern zur Rede gestellt. Doch dieser hatte sie nur verspottet und schließlich seinem rothaarigen Handlanger den Befehl gegeben Zafrina auszuschalten. Sting, wie Amun ihn genannt hatte, hatte Zafrina am Hals gepackt und seine freie Hand an den Bauch der Anführerin gehalten.

Schließlich hatte Zafrina sich stöhnend zusammen gekrümmt und ein schwarzer Stachel hatte in ihrem Bauch gesteckt. Amun hatte Cam befohlen, sie zu tragen und so hatte er die verletzte Frau bis zu dem Käfig getragen. „Ihr wartet hier drin. Und später wird sich entscheiden, zu wem ihr gehört", hatte Amun ihnen verkündet und war mit seinem Gefolge zwischen den Zelten verschwunden.

In dem Käfig hatten bereits Naima, Mika, Heilerin Sienna, deren Schattenhündin, Cathán und Soraya auf sie gewartet. Anscheinend hatten die Gitterstäbe seine Gedanken zu Cathán nicht durchdringen lassen. Sie waren aus irgendeinem Metall, das die Gedankenverbindung von Schattenhund und  Schattenreiter von innerhalb zu außerhalb des Käfigs kappte.

„Er hat sie angreifen lassen?", fragte Ally leise. Ihre Augen waren aufgerissen und ihre Hand schoss wieder vor ihren Mund. „Er wird dafür bezahlen", versprach Cam der geschwächten Zafrina und bettete sie auf den harten Metallboden. Heilerin Sienna eilte der einstigen Rudelanführerin zu Hilfe, redete ihr gut zu und flößte ihr ein Mittel aus ihrem Beutel ein.

Die Heilerin war erstaunlich gefasst, dafür dass ihr Gefährte nun ein seelenloser Schatten seiner Selbst war. Doch sie hatte die unerschütterliche Gewissheit, dass er wieder zu sich kommen würde. Das hatte sie ihnen allen verkündet und Cam damit Mut gemacht. „Allison, geh von dem Käfig weg. Schnell", zischte der schwarzhaarige Kerl und führte Ally schnell vom Auge weg.