Kapitel 5 - Verzweiflung

160 8 0
                                    

Josh Sicht
Seit jenem Abend, an dem wir bowlen waren, bekam ich immer mehr Halluzinationen. Sah meine Schwestern im Spiegel, am Frühstückstisch und sogar im Auto neben mir sitzen. Es wurde immer schlimmer.
Es war bereits wieder ein Monat vergangen, doch die Trauer ist immer noch da. Ich glaube, ich werde nicht mehr so schnell vergessen, was einst passiert ist - erst wenn Rache ausgeübt wurde.

Sams Sicht
Heute ist Josh Geburtstag. Zeit, um irgendwas zu unternehmen. Wie fühlt sich Josh wohl inzwischen? Regelmäßig in die Schule kommt er zwar, aber er war in letzter Zeit sehr abgewandt von uns allen und ich mache mir wirklich Sorgen.

Es war 10 Uhr morgens. Ich schaltete mein Pc an und sah nach, ob jemand in Skype online war. Chris und Jessica waren online.
Doch ich versuchte zuerst Chris zu erreichen.
Er hob sofort ab. "Hey Sam. Guten Morgen! Wie geht's? Was gibt's?", klang er noch recht müde.
"Morgen Chris. Du...Josh hat heute doch Geburtstag!", erinnerte ich ihn, doch ich war mir sicher, er als sein bester Freund, wusste das. "Ja stimmt. Wir müssen für ihn noch irgendwas organisieren. Eine Art - Überraschungsparty?", schlug er begeistert vor.
Ich dachte kurz nach, ob es das Richtige war, doch Chris hatte gar nicht so unrecht.
"Klingt nach einer guten Idee, Chris.", stimmte ich ein.
"Wie wäre es, wenn wir das bei mir machen würden. Da hätten wir genug Platz und meine Eltern sind heute den ganzen Tag weg und kommen erst morgen.", schlug er weiter vor.
"Ja, du könntest ja alle zusammen rufen, das sie dir helfen, ich würde dann auch gleich rüberkommen. Ich blickte aus dem Fenster.
"Alles klar, Sam! Dann bis gleich!", wollte er sich verabschieden, doch ich war mir nicht so sicher, ob ich so schnell zu ihm kommen würde.
Josh Auto stand im Hof.
"Warte...Josh ist da!"
"Was bei dir?", fragte er mich zuerst ungläubig.
"Ja.", seufzte ich.
"Dann lenk ihn ab und denk dir was aus, sodass ihr nachher zu mir kommt, ohne das er was merkt. Mit dekorieren und organisieren sind wir ungefähr um drei Uhr fertig, ansonsten ruf ich dich nochmal an.", improvisierte Chris und verabschiedete sich schnell.

Ding Dong. Da klingelte es auch schon an unserer Haustür. Ich hörte, wie mein Vater sie öffnete und sprang rasch die Treppen herunter.
Mein Vater sah mich nur lächelnd an und ging wieder in sein Arbeitszimmer, danach wandte ich mich Josh zu. "Guten Morgen, Josh!", begrüßte ich ihn, ohne ihm zu gratulieren.
Er sollte denken wir haben es vergessen und eigentlich ist es jetzt ganz gut, das er hier ist.
"Morgen Sam. Kann ich reinkommen?", fragte Josh vorsichtig, während ich aber sofort nickte.
Wir gingen in mein Zimmer hoch und schlossen hinter uns die Tür, danach saßen wir uns beide nebeneinander aufs Bett.
Plötzlich fing Josh sofort an zu weinen und schluchzte. "Josh, was ist denn los?", sorgte ich mich um ihn, während ich eine Hand um seine Schulter lag. "Siehst du sie denn nicht?!", schrie Josh. Was?
"Wen? Wen seh ich nicht?", versuchte ich an ihn ranzukommen.
"M...meine Schwestern. Sie schauen gerade durchs Fenster zu uns."
Ich schüttelte den Kopf und blickte trotzdem hinaus, doch ich sah einfach niemand. Er wird doch nicht etwa schon wieder vergessen haben, seine Tabletten zu nehmen?
"Nimmst du deine Tabletten noch?"
"Ja, aber sie bringen nichts. Die beiden verfolgen mich. Beim Bowlen waren sie auch da.", schluchzte er.

Wie wollte ich mich da nur verhalten? Josh war eindeutig krank und musste sofort einen Psychiater aufsuchen, bevor er völlig seinen Verstand verliert. "Josh. Beruhige dich. Ich bin die Einzige, die hier ist. Deine Schwestern blicken auf dich herab, aber sie sind nicht mehr hier. Sie lieben dich immer noch von ganzem Herzen. Aber du musst sie gehen lassen.", versuchte ich ihm beizubringen.
"Nein...Nein!!!", schrie er so laut, sodass ich mir sogar die Ohren zuhalten musste.
"Josh...beruhige dich alles ist gut. Alles!"
Er ließ seinen Kopf auf meiner Schulter fallen.
"Ok...ok, alles ist gut.", versicherte er sich selbst.

Plötzlich wurde es im Raum ganz still.
Josh blickte zu mir auf - in meine Augen.
Ich versuchte wegzusehen, doch seine Hand hinderte mich daran. Er streichelte meine Wangen und hielt mein Kinn zu sich.
Ich genoss seine Berührungen - irgendwie.
Er küsste mich auf die Backe und wanderte langsam zu meinem Mund.
"J...Josh?", unterbrach ich ihn.
"Sch.", Josh legte seinen Zeigefinger auf meinem Mund, was heißen sollte, dass ich jetzt nichts sagen sollte.

Er küsste mich. Langsam und sanft und streichelte mir durchs Haar. Anschließend lächelte er mich an.
"Sam...du bist die einzige die mich versteht."

UNTIL DAWN - The Past Of Josh WashingtonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt