Kapitel 12 - Die Zeit naht

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Sams Sicht
Seitdem Josh und ich uns verziehen hatten, redeten wir trotzdem nicht mehr viel. Unsere Verbindung war enger, doch eine Beziehung konnte man das nicht gerade nennen. Doch ich war froh das unser Verhältnis sich nicht verschlechtert hatte sondern eher verbessert.

Hatten wir nun eine Beziehung oder nicht?
Ich war verwirrt. Sonst war er immer bei mir und hatte mich fast schon gestalkt.
Aber nun ist es das genaue Gegenteil - er meldete sich nicht mehr. Wobei etwas Abstand gut tat, doch ich hoffte das es ihm gut ging.
Ich schrieb ihm eine SMS.

>Josh, ich habe seit Tagen nichts mehr gehört von dir. Wobei es mir schon vorkommt, wie ein Monat. Melde dich bitte!<

Ich steckte das Handy wieder in meine Tasche. Bekam aber keine Antwort. Was treibt er nur? Sonst meldete er sich auch immer sofort oder war erreichbar. Im Moment saß ich in einem Café mit Ashley. "Und, hast du schon etwas von ihm gehört?", fragte sie neugierig.
"Nein, keine Spur von ihm."
"Hm..."

Wir gingen öfters zusammen etwas trinken und sprachen über Probleme oder Allgemeines. Heute bestellte ich einen doppelten Kaffee mit Vanilleeis. Ashley trank ihren Kakao, wie üblich.

"Ich mache mir echt Sorgen um ihn. Na ja, ich meine ich bin mir einerseits nicht sicher, ob wir ein Paar sind, andererseits liebe ich ihn.", schüttete ich mein Herz aus und trank einen großen Schluck von meinem Kaffee.
"Ich versteh dich, aber pass auf. Josh ist inzwischen wie...wie....", unterbrach sie.
"Wie was?", fragte ich ungeduldig.
Sie zeigte mit ihrem Finger hinter mich.
Ich drehte mich um und sah Josh am Eingang stehen. Er blickte zu uns herüber, erwartete aber wohl das ich zu ihm kam.

"Tut mir leid. Ich muss nach ihm sehen.", verabschiedete ich mich von ihr und umarmte sie. "Pass auf dich auf."

Ich nahm meine Jacke und ging auf ihn zu.
Er fiel mir in die Arme und drückte mich ganz fest. Ich verstand ihn einfach nicht, doch ich erwiderte seine Umarmung.

"Josh, was ist los mit dir? Von dir hört und sieht man nichts und auf einmal bist du hier und fällst mir in die Arme?"
"Es...es tut mir leid. Ich war beschäftigt.", entschuldigte er sich und zog mich nach draußen.

"Einen Monat lang? Mit was?"
"Mit...ähm...Schule.", stotterte er leise und unglaubwürdig. Log er mich etwa an, hat er das die ganze Zeit? So geht es nicht mehr weiter.
"Lügst du mich an?", hinterfragte ich.

"Nein, Sam. Ich lüge nicht.", bestätigte Josh.
Er blieb ruhig und schaute auf die Straße.
Ich sagte nichts, in der Hoffnung er würde doch mit der Wahrheit rausrücken.
Ich war enttäuscht von ihm.
"Wir haben uns erst vergeben, erinnerst du dich?", gab ich als Ansage und er versteinerte.
"Ich weiß. L...lass uns doch einfach, ähm..", unterbrach er mitten im Satz, während ich ihn beendete. "...Freunde sein?"
Er blickte erschrocken in meine Augen.
"Das willst du?", fragte er ohne Emotion.
"Es kommt so rüber, als würdet du das wollen. Ich versteh es manchmal nicht. Sind wir ein Paar oder nur Freunde. Du bist so ein Hin- und Her Mensch."
Er sagte nur noch ein: "Ja, bin ich."
Dann stieg er in sein Auto ein, fuhr los und ließ mich vor dem Café stehen.

Das hieß für mich soviel, wie: Lass uns nur noch Freunde sein. Ich verstand ihn nicht - im Moment zumindest. Vielleicht ist er selbst verwirrt und dachte gerade selbst, das es kindisch war, mit dem Auto einfach wegzufahren.

Schade eigentlich. Doch 'Freunde sein' ist auch gut. Na ja, um ehrlich zu sein, tut es mir gerade in der Seele weh. Doch Moment...mir ist noch etwas aufgefallen. Josh hatte ganz gerötete Augen, doch das ist mir nur im Hintergrund aufgefallen. War es das? Nahm er seine Tabletten überhaupt nicht mehr? Immer wenn er sie nicht genommen hatte, war er komisch drauf. Das wusste ich noch. Wahrscheinlich ist jetzt endgültig Schluss - wir waren nur noch Freunde. Ich verstand zwar nicht warum, aber vielleicht ist er einfach der Falsche für mich.

Josh Sicht

Von heute an waren Sam und ich wieder Freunde. Zwar war sie immer die Einzige, die mich verstand und ich fühlte mich zu ihr hingezogen, doch ich war kein guter Umgang für sie als Partner. Ich hoffe Sam hat verstanden, das ich mit ihr Schluss gemacht hab. Nach meinem Projekt in Blackwood Mountain kann ich die Sache mit meinen Schwestern vielleicht in gewisser Weise abschließen. Irgendwie. Vielleicht können Sam und ich dann wieder von vorne anfangen und es würde klappen mit unserer Beziehung.

Es sind nur noch Feinschliffe übrig in der Lodge, die überarbeitet werden mussten.
Ich war fast fertig. Es tut mir leid, Sam.

Nur noch wenige Wochen und es war soweit. Ich drehte noch ein Video, in dem ich möglichst versucht habe happy auszusehen. Dieses schickte ich an alle weiter.
Sie werden alle zusagen - sie haben Mitleid.
Ich hoffte, Sam kommt trotzdem.

Wir sehen uns bei der Lodge.
Bis bald, Freunde!

(BILD oben: v. L. Beth und Hannah)

UNTIL DAWN - The Past Of Josh WashingtonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt