Kapitel 6 - Überraschung Pt. 1

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Josh Sicht
Es ist immer noch mein Geburtstag. Bis jetzt hat keiner dran gedacht - nicht mal meine Eltern, geschweige Sam. Ich leg nicht so viel Wert drauf, das mir jemand gratuliert, aber es tut irgendwie trotzdem weh, vergessen zu werden. Wo ich gerade von Sam gesprochen habe, die sitzt neben mir. Seit wir uns gerade eben 'näher gekommen sind' , redeten wir nicht viel darauf hin. Sie war sehr abgewandt und ich wusste nicht, ob sie das Gleiche fühlte, wie ich. Ich wollte es aber unbedingt wissen, denn ich hatte auf keinen Fall vor, sie zu überrumpeln. "Josh?"
"Ja, Sam?"
Sie überlegte kurz, was sie sagen wollte.
Danach sah sie wieder mich an.
"Das kam jetzt sehr...überraschend."
"Ist das schlecht?", schluckte ich.
"Nein.", lächelte sie und streichelte meine Hand. Auf einmal vibrierte ihr Handy.
Sam erhielt eine Nachricht von jemandem. Wahrscheinlich von einer Freundin oder einem Kumpel. Nichts wichtiges. Aber es störte.

Sams Sicht
Chris hatte mir geschrieben. Sie würden mit den Vorbereitungen schon früher fertig werden
und ich könnte mit Josh in zwei Stunden vorbeikommen. Also überlegte ich mir, ob wir nicht noch zusammen eine Kleinigkeit essen gehen sollten. "Hast du eigentlich Hunger?", fragte ich ihn vorsichtig. Er schaute verwirrt.
"Hunger? Warum?", wollte er wissen.
Scheiße - hat er mich ertappt?
"Na weil ich Hunger hab und jetzt Lust auf einen Burger hätte.", log ich.
Etwas hungrig war ich tatsächlich, aber Kentucky wäre nicht mehr weit von Chris seinem Haus entfernt und wir könnten danach  zu ihm gehen. Ich hoffe, er hat auch Hunger. Eins muss ich Josh lassen - er ist sehr intelligent und man kann ihn nicht so leicht in die Irre führen. "Ich weiß nicht, Sam. Dort wollte ich nicht mehr hingehen, weil...ähm."
"Oooh...Ich denke, ich weiß... sorry...", stoppte ich ihn.

Josh und seine Schwestern sind früher dauernd ins Kentucky Fried Chicken - es war ihre Stammbude, in die sie immer rein sind, wenn jemand gute Noten hatte - dies war oft
der Fall. Sowas hätte ich eigentlich wissen müssen. Doch mein größeres Problem war der Kuss. Ich liebte Josh wirklich - ja das tat ich und tue ich immer noch, aber ich weiß nicht, ob jetzt der richtige Zeitpunkt dafür war.
Wohlfühlen tue ich mich schon, deshalb sag ich dazu jetzt auch nichts mehr. Vielleicht weiß ich auch selbst gerade nicht, was ich will.

"Wir können uns noch zusammen einen Film ansehen.", meinte ich und durchsuchte meine eigene DVD Sammlung. Josh kam zu mir rüber und blickte ebenfalls in die Schachtel. "Ich wäre für Saw.", sagte Josh ausdruckslos und setzte sich wieder zurück aufs Bett. "Ähm...was?...Josh, das ist doch nicht der richtige Zeitpunkt dafür.", zitterte ich. Er wollte etwas so brutales sehen. Das konnte und wollte ich einfach nicht glauben.
"Ich möchte aber...bitte.", flehte er.
Er ist echt völlig...fertig und möchte wirklich so etwas ansehen. Ein Gemetzel Film?
"Na schön, aber wenn es dir zu viel wird, werfen wir die Disk aus.", meinte ich mit strenger Stimme. Er nickte schnell.
Ich warf meinen Mini Flachbildschirm an und legte die Disc in den DVD Player ein.
Eigentlich war ich gerade auch nicht für so einen brutalen Film, aber wenn Josh das will.

Es ist bereits eine Stunde her, das ich den Film eingelegt hatte. Josh war still und ganz fasziniert davon. Es ließ mich erschaudern.
Ich musste an vielen Stellen wegschauen, doch bei Josh schien es mir, als würde er mit jeder Minute dem Bildschirm näher kommen.
Das machte mir fast noch mehr Angst, als der Film selbst. Irgendwann war ich froh, als der Film dann zu Ende war. Ich holte die Disc raus, legte sie in die Hülle und warf sie schnell wieder in die Schachtel. "Und jetzt?", lachte Josh. Was war denn jetzt los? Er ist auf einmal richtig glücklich.

"Wir könnten noch bei Chris vorbeischauen oder so.", schlug ich nach einer Weile vor, sodass es so rüberkam, als wäre es eine spontane Idee. Ihm kam noch ein größeres Strahlen ins Gesicht. "Gerne.", stimmte er zu.

So machten wir uns auf den Weg zu Fuß. Auf dem Weg zu Chris liefen wir an einigen Häusern vorbei. Sogar am Kino.
"Schon krass, was es alles in unserer kleinen Stadt hat.", fing ich ein neues Gespräch an.
Er lachte. "Ja, da hast du wohl recht."
Josh nahm mich an der Hand. Nach wenigen Metern waren wir dann da. Man hörte draußen nichts. Als wir klingelten, dauerte es kurz, bis man uns die Tür öffnete, doch ich glaube Josh hatte davon nichts bemerkt. Während unseres Spaziergangs zu Chris starrte er die ganze Zeit in den Himmel.

Die Tür ging auf. "Oh...hi ihr beiden! Was führt euch denn her?", begrüßte uns Chris.
Ich zwinkerte ihm zu.
"Nichts besonderes. Wir wollten nur mal sehen, was du gerade so treibst.", gab ich als schlichte Antwort, während Josh meine Hand nahm und nicht den üblichen Handschlag mit Chris machte. Ich wurde etwas rot im Gesicht.
"Aha. Aha. Mhm. Da läuft was.", neckte uns Chris. Darauf hin lachten wir alle und betraten das Haus. Es war alles ziemlich dunkel drinnen. Als wir im Wohnzimmer ankamen, ging plötzlich ein Schwarzlicht und kleine Clublichter an.

Josh Sicht
Ich erblickte bunte Luftballons und im angrenzenden Esszimmer stand ein Tisch mit einem Kuchen und vielen Snacks darauf. Es türmten sich Energy Drinks und es standen mehrere alkoholische Getränke da. Ebenso hingen sehr viele Girlanden an der Decke und ich sah Chris' seine Jukebox aufgebaut. Plötzlich sprangen ganz viele Leute ins Zimmer und hinter dem Sofa hervor.
"ÜBERRASCHUUUUNG!!!",brüllten sie alle.
Wow! Das war mal wirklich eine Überraschung. Sowas liebte ich schon immer.
Sie hatten es also doch nicht vergessen.
Mal sehen was sie sonst noch so und Lager hatten.

Alle begannen das 'Happy-Birthday' Lied zu singen und es flogen Konfettis in der Luft herum, zum Schluss klatschten alle.
"Wow! Danke Leute! Man...ihr habt mich echt überrascht! Danke!", war ich für diesen Moment theatralisch und gerührt.
Doch das machte es auch nicht besser, was einst passiert war. Egal. Für diesen Moment genoß ich einfach die Stimmung. Viele Leute aus unserer Schule waren da, aber auch viele meiner 'Freunde'. Die Musik wurde nun angemacht und viele Leute fingen an zu tanzen.
Ich wiederum saß mich an den Esstisch und betrachtete meinen Kuchen. Nach einer Weile kam Chris zu mir. "Toller Kuchen, nicht wahr? Hat Ashley gebacken.", prahlte Chris stolz und lobte 'seine Geliebte'.
"Schaut lecker aus.", lobte ich den Kuchen, nicht Ashley. Er saß sich neben mich.
"Wo ist sie eigentlich?", fragte ich ihn und hob eine Augenbraue. Chris zuckte mit den Schultern. "Bestimmt irgendwo. Sie ist auch hier."

"Zeit zu Baggern.", hob ich nun beide Augenbrauen und zeigte mit dem Finger in eine Richtung. Er verdrehte die Augen.
"Du weißt, das ist zu schwer für mich. Ich..kann das nicht man."
Daraufhin nickte ich nur und sagte gar nichts mehr.

UNTIL DAWN - The Past Of Josh WashingtonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt