Chapter 35

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Eine Stunde später saßen wir uns gegenüber auf meinem Bett, mein gebrochener Fuß ausgestreckt neben Clints Körper, und spielten Mensch-ärgere-dich-nicht. Und obwohl man sich nicht ärgern sollte, ärgerten wir uns schon ziemlich gewaltig, wahrscheinlich mehr aus dem Lachen und dem Spaß heraus als das wir richtig sauer aufeinander waren. Aber ich musste zugeben, mir gefiel die Zeit, die ich mit ihm verbrachte. Es entspannte mich und ich vergaß für einige Zeit, in welcher Misere wir eigentlich steckten.

"HA!" rief ich, als ich einen seiner Männchen schmiss und zufrieden in seine Ecke zurückstellte. Zufrieden reckte ich meine Nase in die Höhe und lachte dann, während ich Clints Reaktion abwartete.

"Nicht schon wieder!" meinte Clint und schlug sich mit der flachen Hand auf seinen Oberschenkel. Er hatte recht, ich hatte jetzt zum dritten Mal seinen vorletzten Mann kurz vor dem Haus geschmissen und somit verhindert, dass er sich den endgültigen Weg zum Sieg ebnete, da ich noch drei Mann draußen hatte. Ich wollte ihn nicht gewinnen lassen, wer wusste, was er machen würde, wenn er gewann. Ich wusste es selbst noch nicht, was ich machen würde. Vielleicht ihn einen Tag als Diener versklaven. Oder mit ihm was machen, was ihm richtig peinlich ist, vielleicht auf das schlechteste Date gehen, was es je gab. Oder vielleicht, nur vielleicht... mir huschte ein Gedanke durch den Kopf, den ich schnell wieder verwarf. Nein, daran sollte ich nicht denken.

Eine weitere halbe Stunde verging, in denen wir uns bis aufs Blut bekämpften, bevor der endgültige Sieger feststand: Clint. Diesmal war ich es, die sich aus Verzweiflung auf den Schenkel schlug und ihm den Sieg übergeben musste. Es war ein Kopf an Kopf Rennen, aber am Ende hatte doch er die nötige 2 gekriegt, wo ich nur noch eine 1 gebraucht hätte.

"Ich habs dir ja gesagt, dass du gegen mich keine Chance hast. Jedoch warte ich noch, bis ich das mache, was ich schon immer mal mit dir machen wollte. Der Zeitpunkt ist nicht gut genug."

Er grinste und zwinkerte mir zu, während er die Männchen zurück in die Schachtel räumte.

"Das war so nicht ausgemacht!"

Ich spielte beleidigt und verschränkte die Arme vor meiner Brust. Ich wollte unbedingt wissen, was er mit mir vor hatte. Er hatte nicht umsonst genau diese Wettschulden genannt, wenn nichts dahinter steckte. Oder doch?

"Aber es war auch nicht ausgemacht, dass ich es sofort mache. Also ist dein Argument wertlos. Dann musst du nächstes Mal die Wettschulden besser definieren." Er grinste weiter und stupste mir auf die Nase. "Übrigens: Dir steht beleidigt sein gar nicht. Du siehst mit einem Lächeln viel knuffiger aus."

Hat er nicht nicht gesagt.

Ich wusste nicht warum mir das so schmeichelte, aber ich schaute nach unten auf die Decke, damit ich verhinderte, dass er sah, wie rot ich wurde. 

Ich verstand zwar nicht warum oder weshalb, aber er meinte es wohl wirklich so, denn er lächelte mich aufrichtig an. Und warum sollte er auch lügen? Oder wollte er mich genauso runterziehen und fertig machen wie die anderen?

Ich verlor mich kurz in diesen Zweifeln. Warum sollte er plötzlich anders sein, wenn alle doch gleich gewesen waren? Aber dann wäre er nicht hier und würde mich so umsorgen, wie er es tat. Ich vertraute ihm noch nicht, aber ich war auf einem guten Weg, mich ihm wenigstens ein bisschen zu öffnen.

"Na gut, du darfst den Zeitpunkt selbst wählen." gab ich murrend nach und schüttelte den Kopf, bevor ich ihn wieder anschaute. "Was hast du sonst noch so geplant. Da du mich jetzt abgezogen hast, habe ich keine Lust auf eine weitere Partie, deswegen musst du - mein Eventplaner - sagen, was wir noch machen könnten."

Ein kurzer entsetzter Blick huschte über sein Gesicht, dann ein Grinsen.

"Dein Eventplaner? Bitte was?"

Ich grinste ebenfalls breit übers ganze Gesicht.

"Klar. Ich kann nichts machen, also bist du jetzt mehr oder weniger mein Sklave."

"Kannst du knicken."

Er lachte.

"Ach komm schon, ich langweil mich hier sonst noch zu Tode!"

Er schien zu überlegen. Dann nickte er.

"Von mir aus, ich kann dich ja nicht sterben lassen. Dafür bist du ein wenig zu wichtig." und murmelnd fügte er noch ein "Vor allem mir." an

"Danke." sagte ich etwas leiser und war noch verwirrt über den letzten Anhang des Satzes, den ich sehr wohl verstanden hatte.

"Dann stünde noch ein Film zur Auswahl, mehr hab ich heut leider nicht in petto." sagte er und stand auf, um das Spiel auf das Regal an der Wand zu verstauen.

"Das reicht mir voll und ganz."

Er lächelte und ging einen Fernseher und einen Film organisieren. Als alles eingerichtet war, legte er sich neben mich und nahm mich in den Arm, während wir gespannt auf den Bildschirm starrten und den Film schauten.

Ordinary Girl [Hawkeye ff] (wird aktuell Überarbeitet ✌)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt