Chapter 37

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Ich wollte wirklich meine Ruhe haben. Deswegen ging ich nicht zurück in mein Zimmer, was ursprünglich mein Plan gewesen war, sondern lief durch den Helicarrier und suchte mir einen leeren Platz in einem abgelegenen Abteil, es war eine Art Flur, der wirklich sehr abgelegen war. Ich vermutete, dass er zu weiteren Unterkünften führte, die eben nicht genutzt wurden, da zu wenig Menschen dafür auf dem Helicarrier waren. Warum dann nicht jeder sein eigenes Zimmer bekam, verstand ich wiederum nicht.

Ich wollte von der Welt nichts mehr wissen, ich hatte genug. Es war so viel, was passierte, was ich nicht so geplant hatte, was ich nicht steuern konnte. Ich verlor die Kontrolle über das, was passierte und ich hasste es, keine Kontrolle zu haben.

In meinem Kopf fuhr alles Karussell und ich ließ mich an einer Wand auf den Boden rutschen. Ich dachte an die letzten Wochen. An das, was passiert war, an das, was auch mir passiert war. An den verdammten Lügner Fury, an den Kampf mit Loki, meine bisher schmerzhafteste Erfahrung mit Knochenbruch. Doch dann verfiel ich in eine Denkschleife. Plötzlich dachte ich an alles schlechte, ich verfing mich in einer Gedankenspirale.

Zuerst wieder an Fury. Wie er uns verlassen hat. Wie er mich zurück gelassen hatte. Er sollte nie wieder zu mir kommen und sagen, er hätte das doch nur für uns gemacht. Er sollte sich nie wieder entschuldigen und mir sagen, dass er nur das beste für mich wollte. Er war ein verdammter Egoist, der alles nur für sich getan hatte. Er hatte keine Sekunde an mich gedacht.

Wütend dachte ich an das, was früher in meiner Kindheit vorgefallen war, weil er verschwunden war. Ich war das schwarze Schaf der Familie und ich verstand bis heute nicht, warum diese verdammte Frau mich nicht rausgeschmissen hatte. Auf der Straße wäre es mir besser gegangen als bei ihr daheim.

...Ich betrachte die zerbrochene Vase, die mein 8-jähriger Stiefbruder eben runtergeschmissen hatte. Er war nur zwei Jahre jünger als ich und trotzdem ein Vollidiot, denn er wusste ganz genau, wenn ich im selben Raum war, würde er niemals den Ärger bekommen. Niemals. Denn ihre Kinder tun sowas ja nicht. Das war immer nur das einzige Kind in diesem Haushalt, was nicht von ihr war, nur ich machte in ihren Augen Fehler. 

Meine Stiefmutter kam herein gerannt und suchte sofort den Schuldigen. Ihr Blick fiel natürlich auf mich. Ich erklärte ihr, dass ich es nicht gewesen sei, doch sie glaubte mir nicht, wie immer. Warum auch? Sie zerrte mich an den Haaren in die Küche. Ich schrie vor Schmerzen, doch das war ihr egal, denn genau das wollte sie. Sie liebte es, mir weh zu tun. Das war wohl der einzige Grund, warum ich noch hier war. Damit sie ihren Stress, Frust und sonstige Belastungen an mir auslassen konnte. Und ich kleines naives Kind kannte mich nicht genug mit meinem Recht aus, um zu wissen, dass ich zur Polizei gehen konnte.

Sie schloss die Türe zu, damit meine Stiefgeschwister nicht sahen, was sie nun tun würde, doch ich wusste zu gut, was nun folgen würde und ich war mir sicher, dass es auch meine Stiefgeschwister wussten, denn meine Schreie hallten laut genug durch die ganze Wohnung. Warum griffen die Nachbarn denn nie ein? Hörten sie mich nicht?

Sie drückte mich auf den Tisch und nahm den Gürtel, der an der Wand griffbereit hing, genau für diese Zwecke. Dann schlug sie zu, der Knall des Gürtels war laut zu hören und ich schrie und weinte, flehte, dass sie mich gehen lassen sollte, doch sie lachte nur und sagte, dass ich es verdient hatte, weil ich so ein schlechtes Kind sei. Und ich sei sowieso nichts wert, auch deswegen musste ich bestraft werden. Ein weiterer Schlag folgte und ich spürte den brennenden Schmerz, der sich nun auf meinem Rücken breit machte. Der nächste Schlag trifft meinen Rücken und lässt mich erneut laut aufschreien, fast zusammen im Einklang mit dem nächsten Knall des Gürtels. Doch meine Stiefmutter lachte nur und holte zum nächsten Schlag aus, der erneut meinen Rücken traf. Der Schmerz war fast unerträglich, doch...

Eine Hand auf meiner Schulter ließ mich zusammenzucken. Ich schaute nach oben, doch konnte nichts klar wahrnehmen, denn in meinen Augen hatten sich Tränen gebildet. Die Erinnerung, die mich noch heute verfolgte. Ich konnte jeden Tag das Werk auf meinem Rücken sehen, was sie dort hinterlassen hatte. Zahlreiche Narben zierten meinen Rücken und mit jedem Jahr wuchs die Zahl, bis ich endlich mit 16 abhaute und zur Army ging.

Die Person half mir hoch und als sie mich in den Arm nahm wusste ich, dass nur einer mich suchen würde: Clint. Und als er mich an sich zog, wusste ich es mit Sicherheit, denn ich würde seinen Geruch unter Tausenden erkennen.

Ich ließ meinen Gefühlen freien Lauf, als mein Gesicht seine Brust berührte.

Ordinary Girl [Hawkeye ff] (wird aktuell Überarbeitet ✌)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt