Unerreichbar nahe Freiheit

4.5K 322 38
                                    

Sannahs Sicht

Auch am nächsten Morgen saß ich aufrecht aber regungslos in meinem Bett, immernoch werde ich von der Jacke eingehüllt die inzwischen zu meiner einzigen Zuflucht geworden war.
Gerade zählte ich wieder das Piepsen als die Krankenschwester hinein kam.

》Guten Morgen!《 lachte sie, diesmal war es nicht gespielt. Ich tippte darauf, dass es momentan mit ihrem Liebhaber ganz gut klappen musste.

Heute hatte sie jedoch zum ersten Mal nach der ganzen Zeit keinen Wagen sondern eine Hose, Hausschuhe und einen Rollstuhl dabei.

》Wie wäre es wenn du heute mal an die frische Luft kommst? Es ist warm draußen und es wird dir sicher gut tun!《 erklärte sie und kam auf mich zu.
Die weiße, was auch sonst, Stoffhose sah furchtbar eng und unbequem aus und ich war mir nicht einmal sicher, dass ich hier raus wollte.

》Töte sie!《 säuselte meine Kopfstimme, warum eigentlich erst jetzt. Sonst begann sie doch auch immer direkt als die Frau den Raum betrat mit ihren Mordgelüsten.

》Nein...Nein....Nein...《 murmelte ich immer wieder.
Sr Sunny schien zu denken, dass ich sie damit meinte denn sie sah mich einwenig enttäuscht an.

》Du bist hier schon so lange. Komm nur zehn Minuten, dann kannst du auch wieder mit dem Doktor sprechen.《 versuchte sie mich zu besänftigen.

Ich rollte meinen Kopf langsam zu ihr, Sr Sunny war wirklich nicht hässlich. Wahrscheinlich kam sie mir nur so falsch vor, weil ich ihre Art nicht ausstehen konnte.

Widerwillig dreht ich mich zu ihr und ließ meine Beine über die Bettkante hängen. Sofort zog sie mir die Hose an, sie war tatsächlich furchtbar eng.
Danach folgten die Schuhe.
Erst als ich aufstehen wollte bemerkte ich, dass die Hosenbeine am unteren Ende zusammen genäht waren.

》Nur zu deinem Besten.《 sagte sie nachdem sie meinen Blick gesehen hatte.
Ich musste hilflos wie ein Kleinkind aussehen aber aussprechen wollte ich es noch lange nicht.

Die Tatsache, dass ich in einer Psychatrie auf der Intensivstation lag war schlimm genug aber, dass ich eine Zwangsjacke und eine vernähte Hose trug ließ mir nochmal das Gefühl purer Angst, Verzweifelung und Hilflosigkeit durch den Kopf fahren.

Daran waren nur sie schuld, hätte ich sie niemals kennen gelernt könnte ich jetzt in einer Universität sitzen und mich um ein Psychologiestudium kümmern.
Welche Ironie, dass ich nun mit Absolventen eben jenes Studiums zu tun hatte. Nur das ich der Patient war.

Sr Sunny rollte mich über den Flur auf dem verschiedene Personen rum liefen. Immer zu zweit. Ich vermutete es war immer ein Patient und ein Betreuer.

Aber ich setzte meinen Gedankengang einfach fort und begann zu kichern. Mein Kichern schien Sr Sunny zu verunsichern denn sie rollte mich langsamer und sah ab und zu nach meinem Gesichtsausdruck.

》So ist es richtig. Lass es zu. Verwandelt es in Wut und Hass. Du bist mächtig, du hast es nicht verdient in so einer Lage zu sein.《 lachte meine Kopfstimme, aber diesmal klang sie männlich, sehr männlich.

》Wer ist da? ...Wer ist da?《 fragte ich immer wieder.

》Es wird alles gut Mr White. Dr Morris wird ihnen sicher helfen. Sehen Sie mal da ist auch schon unser Garten.《 beschwichtigte mich die Kranke Schwester und kam neben einem Baum zum stehen. Er hatte keine Äste, nur ganz oben in der Baumkrone waren noch welche.

Sr Sunny hatte aber doch recht gehabt. Der warme Sonnenschein tat gut, genau wie die frische Luft. Es erinnerte mich an ein Picknick und an ... meinen Vater.

Allein unter Teufeln 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt