Flucht

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Elijah's POV.

Seit Katerina's Verwandlung war eine Woche verstrichen. Ich half meiner Liebsten so gut ich konnte, aber sie war so rasend vor Durst. Verständlich. Sie war ein frisch verwandelter Vampir und ihre ganze Persönlichkeit und ihre Gefühle spielten verrückt, da alles verstärkt wurde. Niklaus behandelte sie wie eine Aussätzige und ich machte mir zunehmends Sorgen.

Niklaus war im Gegensatz zu mir kein Mann, der immer sein Wort hielt. Katerina war für ihn nicht länger von Nutzen und er war noch rasender vor Wut gewesen, als ein Großteil seiner Hybride starb. Mikael hatte wohl einige manipuliert, damit ihnen das Herz aus der Brust gerissen bzw. der Kopf abgeschlagen wurde.

Nur 12 seiner Hybride überlebten und die hießen, wenn ich mich nicht irrte: Helen, Connor, Alistair, Elizabeth, Harry, Claire, Gwendolyn, Byron, Jane, Brian, Elliott und Alice. Zufälligerweise waren das sechs verliebte Pärchen, die es überlebt hatten. Wahrscheinlich weil sie sich aus Liebe und Selbstlosigkeit gegenseitig beschützt haben.

Wenn Niklaus wütend war, war nicht mit ihm zu spaßen. Er handelte dann impulsiv und unüberlegt. Katerina war hier also nicht sicher. Ich musste sie von hier wegbringen, um sie zu beschützen. Zwar liebte ich meine Geschwister, aber meine Liebe zu Katerina war ausschlaggebender.

Ich durfte sie nicht verlieren. Niklaus hat mir zu viel in meinem Leben genommen. Katerina's Verlust wäre unerträglich. Der Schmerz, der mich durchfuhr, als ich dabei zusehen musste, wie mein eigener Vater sie kaltblütig ermordete war ... war ... einfach unbeschreiblich.

***

Niklaus und meine Geschwister waren mit seinen Hybriden in der Stadt unterwegs. Das war DIE Gelegenheit. Unsere Sachen hatten Katerina und ich bereits gepackt.

Wir nahmen das nächste Schiff und versteckten uns in Italien. Hier würden sie uns nicht so schnell suchen, denn dieses eine Dorf mieden wir seit dem Vorfall mit den Fünf-Vampirjägern im 12. Jahrhundert.

Alle Vampire, die wir unterwegs antrafen, wurden von mir manipuliert. Niklaus durfte uns auf keinen Fall finden. Er würde uns diesen Verrat niemals verzeihen und uns jagen. Aber ich tat das Richtige. Ich musste dieses Mädchen in meinen Armen einfach beschützen. Sie war alles, was ich noch hatte.

Ein seliges Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als Katerina verträumt murmelte: "Ich liebe dich, Elijah ..." Darauf konnte ich nur wahrheitsgemäß erwidern: "Und ich liebe dich, Teuerste. Über alle Maßen." Mit einem innigen Kuss besiegelten wir unseren Liebesschwur.

Katerina intensivierte den Kuss bis aufs Äußerste und so liebten wir uns in der Kutsche, in der wir über die Straßen glitten. Sie wusste wirklich, wie man einen Mann glücklich machte und ich wehrte mich nicht gegen mein Verlangen nach ihrem Körper, obwohl meine Prinzipien und Tugenden dagegen sprachen.

Rebekah's POV.

Als wir wieder zurück in unserer Burg waren und wir von Elijah's und Katerina's Flucht erfuhren, tobte Niklaus vor Wut. Es war aber auch keine große Überraschung. Früher oder später musste es wohl so kommen. Aber ich konnte nicht umhin, Verbitterung und Enttäuschung deswegen zu empfinden.

Elijah war ein Mann, der sich an sein Wort hielt und dennoch brach er unseren heiligsten Schwur von vor 500 Jahren. Wir wollten doch zusammen bleiben! Für immer und ewig ...

Aber nein, wie konnte ich auch nur erwarten, dass mein Bruder uns dem Ebenbild seiner einstigen großen Liebe Tatia vorziehen könnte. Es wunderte mich, dass Niklaus ihr nicht auch verfallen war, aber die Jahrhunderte hatten ihn wohl abgehärtet. Er sah klarer als Elijah.

Tatia mochte ich zwar nie wirklich, aber trotzdem war sie mir lieber als Katerina. Tatia war stets offen und ehrlich gewesen. Sie war immer freundlich und kümmerte sich rührend um ihre kleine Tochter. Wenn sie nicht zwischen meinen Brüdern gestanden hätte, hätte ich sie vielleicht mögen und mich mit ihr anfreunden können.

Das und wenn ich nicht so verdammt neidisch auf ihre Schönheit gewesen wäre. Damit wollte ich nicht sagen, dass ich mich hässlich fand. Ganz im Gegenteil. Aber irgendwie waren alle Mädchen aus dem Dorf blond gewesen und Tatia hatte außerdem eine besondere Ausstrahlung. Das gewisse Etwas, das sie einzigartig machte.

Irgendwie ironisch. Nun war Tatia's Schönheit doch nicht so einzigartig, da sie sich in Katerina wiederholt hatte. Als Vampir konnte Katerina keine Kinder gebären und so die Petrova-Blutlinie auch nicht fortführen. Also würde es auch keinen weiteren Doppelgänger geben.

Aber Katerina war im Gegensatz zu Tatia nun eine Unsterbliche, also würde Tatia's Schönheit bis in alle Ewigkeit andauern. Das machte ihre Schönheit unsterblich.

Niklaus' POV.

Mein Bruder - mein eigener Bruder, dem ich stets vertraut hatte - hatte mich verraten! Er hatte mich hintergangen und mich verlassen! Doch das würden sie büßen! Wutentbrannt schmiss ich einen weiteren Baum um und brüllte meinen Zorn in die Nacht hinaus.

Wie konnte er nur?! Wir hatten es uns doch geschworen! Für immer und ewig! Aber die Worte schienen keine Bedeutung für ihn zu haben. Er war fort. Mit seiner geliebten Katerina.

Wenn Elijah Tatia wirklich geliebt hätte, hätte er sich nicht in Katerina verliebt. Die beiden mögen sich zwar äußerlich wie ein Ei dem anderen gleichen, aber sie waren ansonsten vollkommen verschieden.

Elijah machte sich etwas vor, wenn er glaubte, beide zu lieben. Das Einzige, was er liebte, war ihr atemberaubend schönes Gesicht. Dieses liebevolle Lächeln, das mein Herz höher schlagen ließ, mit diesen bezaubernden Grübchen und ...

Stopp! Ich musste mich zusammenreißen und jegliche Gedanken dieser Art verbannen, bevor sie noch mein Herz in Fetzen reißen konnten. Oder das, was davon noch übrig geblieben war. Die Erinnerung an Tatia erfüllte mich einfach nur noch mit Schmerz, da ich wusste, dass sie tot war und nichts sie mir zurückbringen konnte.

Keine Doppelgängerin würde ihr jemals gerecht werden können. Es würde auch keine weitere Doppelgängerin geben, da die Petrova-Blutlinie mit Katerina endete. Zumindest würde mich ihr Gesicht nicht mehr länger verfolgen. Leider konnte ich deswegen auch keine weiteren Hybriden schaffen.

Die Hybriden waren so viel loyaler als die anderen. Sie würden mich nicht verlassen, so wie es meine Geschwister unweigerlich nach und nach tun würden.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich Rebekah und Kol auch von mir abwandten. Finn war wahrscheinlich auf der Suche nach dieser billigen Bauernnutte Sage. Elijah vergnügte sich irgendwo mit dieser Schlampe Katerina. Rebekah und Kol würden sich wahrscheinlich auch jemanden suchen, der ihnen wichtiger als ihre Familie war.

Vor allem Rebekah. Ich erinnerte mich nur zu gut daran, wie sie im 12. Jahrhundert uns für ihren Gespielen Alexander verraten hatte und uns für ihn verlassen wollte. Sie lechzte nach Liebe und Aufmerksamkeit wie kaum ein anderes Mädchen. Jeder Mann, der ihr Aufwartungen machte, wurde von ihr sofort in Beschlag genommen. Doch überlebten die meisten ihr hitziges Temperament nicht, das sie wohlgemerkt von Vater geerbt hatte.

Kol suchte nur seinen Spaß und nahm nichts ernst. Er benahm sich wie ein unreifes Kind, das ständig ein neues Spielzeug suchte. Seine Spielzeuge bestanden meist aus jungen schönen Frauen, die ihm in aller Form Vergnügen bereiteten. Bei Kol wusste man manchmal nicht, wo man bei ihm dran war. Er war impulsiv und tat, was ihm in den Sinn kam. Er erinnerte mich manchmal in gewisser Hinsicht an mich.

Was Tatia wohl denken würde, wenn sie wüsste, zu was für einem Monster ihr unschuldiger Niklaus geworden war? Ob sie mich jetzt wohl sah? Erschrocken hielt ich inne, doch dann versuchte ich mir einzureden, dass das keine Rolle spielte. Warum sollte ich ihr irgendetwas vorspielen? Sie war tot, also wieso sollte ich auf sie Rücksicht nehmen?

Wenn sie wollte, dass ich mich änderte, dann sollte sie gefälligst herkommen und mir das ins Gesicht sagen! Denn das war es, was ich sehnlichst wollte. Sie bei mir wissen ...

There's my girl - Wo die Liebe hinfällt ...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt