Niklaus' POV.
Mit Rebekah und meinen Hybrid-Kameraden saß ich in unserem Lieblingslokal in Chicago. Gloria's Bar war eine der Highlights in den 20ern. Diese Stadt liebte ich fast genauso sehr wie New Orleans. Chicago war einfach ein magischer Ort, der so viel an Kultur und Nachtleben zu bieten hatte.
Es war so viel leichter, ohne die Furcht leben zu müssen, das Mikael uns verfolgte. Mikael war tot und wir hatten auch von niemand sonst etwas zu befürchten. Meine Hybriden blieben stets in nächster Nähe. Von Elijah und Katerina haben wir seit jeher nichts mehr gehört und ich kümmerte mich auch eher halbherzig um die Suche nach ihnen.
Wir genossen den Alkohol, die Zigarren und den Jazz. Die Mädchen dieses Zeitalters waren verwegen und lenkten mich von meinem Schmerz ab.
Kol hatte sich vor knapp zehn Jahren auch von mir abgewandt. Er suchte seinen Spaß in Australien. Wenn ich noch die Weißeichen-Dolche gehabt hätte, hätte ich ihm wahrscheinlich einen ins Herz gestoßen, damit er bei uns bliebe. Er wäre dann zwar nicht richtig bei uns, aber auf gewisse Weise schon. Ich vermisste seine kindliche Ader schon ein wenig.
Aber ich hatte schließlich noch meine Schwester. Aber bei ihr würde es auch nicht mehr lange dauern, bis sie mich verließ. Ich hatte es im Gefühl. Es wurde mir auch bestätigt, als sie anfing, sich mit diesem Salvatore zu vergnügen. Die beiden verliebten sich mit der Zeit ineinander. - Wie kitschig.
Aber Stefan Salvatore war kein gewöhnlicher Bursche. Er hatte es faustig hinter den Ohren. Der Ripper von Monterrey. Gerüchten zufolge fühlte sich der Ripper von Monterrey einsam und flüchtete sich deswegen in die Stadt, in der einfach alles einfacher war. Er zerfetzte seine Opfer, hatte aber die psychotische Angewohnheit, diese danach wieder zusammensetzen und die Namen seiner Opfer auf eine Wand in seinem Alkoholversteck in seiner Wohnung zu kritzeln.
Aus irgendeinem Grund war er mir trotz allem sympathisch. Vielleicht weil er so faszinierend und genial einerseits war, aber auch andererseits so verloren wirkte ...
Wir wurden zu guten Freunden und es war schön, nach so langer Zeit mal wieder einen echten Freund zu haben, den ich mir nicht erzwingen musste, so wie es bei meinen Hybriden der Fall war. Sie gehorchten mir einfach blind. Stefan nannte mich seinen "Bruder", was irgendein undefinierbares Gefühl in mir auslöste.
Anfangs hielt ich Stefan meiner Schwester nicht würdig, da sie ja ein reiner Vampir und er nichts weiter als eine verwässerte Blutlinie war. Aber Stefan bewies mir mehr als nur einmal, dass er alles als gewöhnlich und durchschnittlich war. Er war wie geschaffen für meine Schwester, die auch nur zu oft ihre psychopathischen Neigungen an den Tag legte.
Mit aufrichtigem Interesse fragte ich Stefan nach seiner Verwandlung. Er erzählte mir: "Mein Bruder Damon diente als Soldat im Bürgerkrieg. 1864 war er mit seinen Kameraden in einem Pub, um sich zu betrinken war.
Dabei lernte er eine Frau namens Rose kennen und lieben. Sie verwandelte ihn, um mit ihm die Ewigkeit zu verbringen. Damon wollte allerdings nicht ohne mich sein und verwandelte mich deswegen auch. Er und Rose leben, wie ich hörte, glücklich zusammen in New Orleans und lassen es sich gut gehen."
Sein letzter Satz triefte nur so vor Spott und Sarkasmus. Da teilten wir also unser Schicksal. Sein Bruder hatte ihn also auch im Stich gelassen, weil er sich unsterblich verliebt hatte und lebte mit ihr nun ein glückliches erfülltes Leben bis in alle Ewigkeit ...
Pah, wer brauchte sowas schon! Stefan und ich waren Brüder im Geiste. Wir würden einander beistehen und uns nicht von etwas so Unbeständigem wie Liebe korumpieren lassen. Der größten Schwäche eines Vampirs. Warum sollte ich etwas wollen, das mich schwach machte? Das war es nicht wert! (Oder?)
***
"Ich will aber nicht nach New Orleans!", stellte Rebekah trotzig klar. Was war ihr verdammtes Problem? Sie wusste doch, wie sehr ich die Stadt New Orleans liebte und das sie für mich wie ein Zuhause ist, das ich schon so lange nicht mehr hatte.
Ein Zuhause war nun mal ein Ort, an dem man mit seiner Familie lebte. Rebekah war die Einzige, die mir noch geblieben war. Sie könnte ihren Stefan ruhig mitnehmen. Er schien ein angenehmer Zeitgenosse zu sein. Wieso konnte sie nicht einfach nachgeben?!
"Was ist dein Problem, Bekah? Was ist so schlimm an New Orleans?", fragte ich sie aufgebracht.
"Hast du Stefan etwa nicht zugehört? Sein Bruder lebt dort und Stefan will ihn nicht sehen. Und wenn Stefan nicht mitkommt, komme ich auch nicht mit! Außerdem: Was ist so toll an dieser Stadt? In Chicago ist es doch auch schön. Wir können genauso gut alle hier bleiben.", entgegnete sie fest entschlossen, ihren Willen durchsetzen.
Mir platzte gleich der Kragen. Sie zog Stefan, den sie erst seit wenigen Monaten kannte, mir vor? Ihrem Bruder, mit dem sie das letzte Jahrtausend verbracht hatte?!
"Entscheide dich! Ich oder Stefan? Denn ICH werde auf jeden Fall nach New Orleans gehen. Für wen entscheidest du dich, Schwester? Denk an unseren Schwur und daran, dass ich der Einzige bin, der dich nie verlassen hat!", stellte ich sie verbissen vor ein Ultimatum.
Ich wollte es wissen. Jetzt oder nie. Wie loyal war sie wirklich? Es fiel mir persönlich schwer, anderen zu vertrauen, da ständig die Gefahr bestand, verletzt zu werden.
Rebekah und Stefan starrten mich entgeistert an. Als ob ich von Sinnen wäre. Ein Wahnsinniger. Womöglich war ich das ja auch. Aber wenigstens machte ich keinen Hehl daraus und zeigte offen, wer ich war.
Meine Schwester schien innerlich mit sich zu kämpfen und ernsthaft lange über die Entscheidung nachzudenken. Allein, das sie so lange nachdenken musste, versetzte mir einen Stich ins Herz.
Eigentlich wusste ich bereits, was sie gleich sagen würde, aber das verminderte meinen Schock keineswegs: "Ich werde hier bei Stefan bleiben. Lebwohl, Nik." Ihre Worte ließen mich erstarren und rissen sämtliche seelische Wunden in mir auf.
Meine Schwester - die Person auf der Welt, der ich am allermeisten vertraut hatte - hatte sich schließlich auch gegen mich gewandt. Sie war nicht besser als Elijah. Sie ließ sich von ihren ... Gefühlen lenken und war durch ihre Liebe blind für die wichtigen Dinge im Leben. Rebekah's Verrat verletzte mich auf eine Weise, die sich nicht in Worte fassen ließ.
Ich verfluchte die Tatsache, dass mir sämtliche Weißeichen-Dolche abhanden gekommen waren. Ich hätte sie lieber erdolcht als hier zurückgelassen. Dann wäre sie zumindest immer bei mir.
Das Ganze bewies mal wieder, was Liebe aus uns macht. Narren. Trottel. Aus diesem Grund verschloss ich mein Herz vor der Außenwelt und hütete mich davor, dieser trickreichen Falle, "Liebe" genannt, in die Arme zu laufen.
Denn dann wäre ich verloren. Ich wäre dann nur ein weiterer hoffnungsloser lächerlicher Idiot aus der ganze Reihe der Verliebten.
Kurz spielte ich mit den Gedanken, Stefan einfach umzubringen. Aber das würde nur dazu führen, das Rebekah mich nur noch mehr verachtete und sie mir das niemals verzeihen würde. Sie würde mich dafür bis in alle Ewigkeit hassen.
Und Stefan war für mich wie ein Bruder. Mein erster echter Freund nach so langer Zeit. Aber er hielt nun zu meiner Schwester, also waren sie beide miese Verräter. Sie zogen einander mir vor.
Ohne ein weiteres Wort verschwand ich aus Gloria's Bar und packte meine Sachen. Meine Hybriden würden mit mir gehen. Sie würden mich nie im Stich lassen. Auf sie war immer Verlass! Wenn auch erzwungen ...
Wahrscheinlich würde ich dasselbe wie meine Schwester tun, wenn ich in deren Lage gewesen wäre ... Nur, dass ich einfach nie in solch eine Lage kommen würde. Dafür müsste ich mich ja erst mal verlieben ... und das würde niemals geschehen!
Mein Herz würde immer nur einer Frau gehören. Tatia hatte mir vor 1000 Jahren das Herz gestohlen und es mir nie wieder zurückgegeben. Für mich würde es immer nur Tatia sein und das zeigte mal wieder, wie viel mehr ich sie liebte, als Elijah es je getan hatte.
Es mochte selbstzerstörerisch und krankhaft sein, einer Toten ewig hinterherzutrauern und diese zu lieben, aber ich konnte einfach nicht anders.
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There's my girl - Wo die Liebe hinfällt ...
FanficWas wäre, wenn der erste Vampir, auf den Elena in ihrem Leben trifft, weder Stefan noch Damon gewesen wären? Was wäre, wenn es Klaus gewesen wäre? Was wäre, wenn er, vor allen anderen, Wind von ihrer Existenz bekommen hätte? Was wäre, wenn er mit Ka...