Entführung

1.2K 37 1
                                    

Elena's POV.

"Das sind wirklich viele Tagebücher.", stellte ich staunend fest. Ich war mit Rebekah in ihrem und Stefan's Zimmer. Lauter Erinnerungen, die den beiden immer wichtig sein werden, befanden sich in diesem Raum.

Gerade schauten wir beide uns den großen Holzschrank mit den zig Tagebüchern von Stefan an. Er hat wohl sein ganzes Leben niedergeschrieben.

Rebekah holte neugierig eines aus dem Jahr 1922 heraus. "Das solltest du nicht tun.", warf ich entschieden ein. Das war eine klare Verletzung von Stefan's Privatsphäre.

"Warum nicht? Ich will doch nur mal einen Blick reinwerfen!", meinte sie quengelnd wie ein kleines Kind. Der Vergleich brachte mich zum Schmunzeln. Sollte man nicht meinen, dass ein 1000 Jahre alter Urvampir die Kunst der Geduld mit der Zeit erlernt hat und reifer sein sollte?

"Ich würde auch nicht wollen, dass man in meinem Tagebuch liest.", räumte ich ein. Damit hatte ich ihre Neugierde ungewollt auf mich gezogen. Mit flackernden Augen fragte sie nach: "Du schreibst Tagebuch?"

"Meine Mum hat mir mit 10 Jahren mein erstes Tagebuch gekauft und mich zum Schreiben ermutigt. Ihretwegen wollte ich Schriftstellerin werden, aber seit ihrem Tod ist alles anders. Ich kann mich nicht mehr als Schriftstellerin sehen. Das war eine Sache zwischen uns.", erzählte ich ihr missmutig.

Rebekah schaute mich wehleidig an und nahm mich in den Arm. "Der Tod meiner Mutter macht mir auch jetzt nach 1000 Jahren noch zu schaffen. Ich kann dir nur sagen, dass es mit der Zeit leichter wird. Aber der Schmerz wird immer bleiben." Wenigstens war sie ehrlich.

***

"Soll ich dich wirklich nicht nach Hause fahren?", wiederholte Niklaus seine Frage zum gefühlt millionsten Mal.

"Nein, das ist wirklich nicht nötig.", erwiderte ich wieder. Ich war mit meinem Geländewagen hier und konnte den doch nicht hier einfach stehen lassen.

Außerdem hatte ich morgen Schule und dafür musste ich ausgeschlafen. Wir wussten, was wahrscheinlich passieren würde, wenn er mich nach Hause brächte und mich bestimmt auch noch in mein Zimmer begleiten würde ...

"Wir sehen uns morgen wieder. Ich liebe dich." Mit diesen Worten und einen liebevollen Kuss verabschiedete ich mich von ihm. Ich winkte lächelnd den anderen noch kurz zu und ließ die Salvatore-Pension hinter mir.

Die Strecke von dort bis zu mir nach Hause kannte ich bereits in- und auswendig. Im Autoradio lief gerade "We Radiate" von Goldfrapp auf voller Lautstärke und ich summte das Lied mit.

Ich hatte das Gefühl, das mein Herz stehen blieb, als urplötzlich jemand mitten auf der Straße stand. Ich konnte nicht bremsen oder ausweichen. Es ging alles viel zu schnell. Mein Geländewagen kam ins Schleudern und lag mit dem Dach unten auf der Straße. Ich hing kopfüber und keuchte vor Schreck. Das Adrenalin hatte sich in meinen Adern verteilt.

Aber der Schreck verwandelte sich in pure Panik, als die Person, die ich überfahren hatte, sich noch bewegte. Ungläubig schaute ich dabei zu, wie er aufstand und sich die Gelenke wieder einrenkte. Er kam sicheren Schrittes auf mich zu. Aber wie? Ich hab ihn doch überfahren! Er ... OH MEIN GOTT, ER WAR EIN VAMPIR!!

Jetzt wünschte ich mir natürlich, das ich Niklaus' Angebot, mich nach Hause zu fahren, angenommen hätte. Aber wer hätte gedacht, dass gleich sowas passierte?!

Panisch versuchte ich, meinen Sicherheitsgurt zu öffnen, aber er klemmte. Auch wenn ich mich hätte befreien können, hätte es mir nichts gebracht. Vor einem Vampir konnte man nicht davon laufen. Es gab kein Entkommen. Das war mein Ende. Er würde mich töten.

There's my girl - Wo die Liebe hinfällt ...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt