Klick 22

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KittyKat

In dem Laden meiner Eltern ging es am Montag zu wie auf einen Schlachtfeld. Wo kamen nur auf einmal die ganzen Leute her? Ich versuchte freundlich zu bleiben und beantwortete jede noch so kleine Frage. Da tauchte Björn auch endlich mal auf und ich verdonnerte ihn gleich dazu eine ältere Dame zu beraten damit ich ins Lager gehen konnte um die Lieferung zu bearbeiten. Mein Handy klingelte als ich schon in die hintersten Räume verschwunden war und kurz keimte die Hoffnung auf das es jemand war, jemand an den ich die ganze Zeit denken musste. Ein Blick auf mein Display sagte mir aber das ich bald den Verstand verlor und aufhören sollte darüber nach zu denken, denn die Nummer war unbekannt. „Müller hallo?" und lauschte was derjenige am anderen Ende der Leitung mir zu erzählen hatte. Meine Augen wurden immer größer und größer bei dem was daraus kam, „Was ist das für eine Frage, natürlich mach ich den Job." Ich legte überglücklich auf als die Details besprochen waren und sie mir direkt eine Email mit allen Unterlagen schicken wollten. Mit schnellen Schritten rannte ich in den Laden „Björn, Björn, Björn es geht nach Spanieeeeeeen!" und umarmte ihn freudig, während er und die Kunden, die im Laden waren, mich nur komisch anschauten. Nachdem ich ihm erzählt hatte um was es ging, hob er mich in die Luft und drehte sich mit mir um die eigene Achse. „Scheiße wie geil! Darf ich mitkommen?", fragte er mich nachdem er mich wieder abgesetzt hatte. Meine Mundwinkel gingen gespielt nach unten. „Tut mir Leid Björn, aber die haben bereits alles organisiert wie Flug und Equipment, deswegen fliege ich auch Frühs hin und am Abend direkt wieder zurück." Er nahm es locker worüber ich auch froh war. Das Glücksgefühl und die freudige Erwartung ließen den Tag nur so verfliegen. Ich machte früher Feierabend um meine Unterlagen und Sachen zusammen zu packen die ich für den nächsten Tag brauchte. Noch schnell einmal unter die Dusche gehüpft und dann ab ins Bett. Das war der Plan ohne die Rechnung mit meinem Herz und Kopf zu machen.

Ich lag auf den Rücken und starrte die Decke an. Kannte jetzt jede Unebenheit und jeden winzigen Fleck der sich da befand. Meine Augen wollten einfach nicht zufallen und so lag ich um 4 Uhr in der Früh noch wach. Ich konnte einfach nicht aufhören an Marco zu denken. In was war ich da nur hinein geraten, fragte ich mich immer wieder selber. So eine verzwickte Situation wollte ich in meinem Leben doch nie mehr haben und nun stand ich wieder kurz davor. Hatte nicht mal jemand gesagt, das „Liebe" ganz einfach wäre? Seufzend stand ich aus meinem Bett auf, es hatte kein Sinn hier weiter liegen zu bleiben und ging in die Küche um mir einen Kaffee zu machen. Mit dem warmen Getränk in der Hand, setze ich mich auf meinen Stuhl und blickte in die noch dunkle Nacht hinaus. Die Worte von Marco, die ich belauscht hatte, wollten einfach nicht aus meinen Kopf verschwinden. Das warf ein völlig anderes Licht auf all unsere Begegnungen. Selbst die aller erste, diese tiefsinnigen Augen die mich anstarrten und ich das Gefühl hatte er wusste sofort wer ich bin und ich selbst verlor dabei den Boden unter den Füßen. Vielleicht ließ mich das so zickig und kalt werden in seiner Gegenwart, weil ich nie mehr die Bodenhaftung verlieren wollte. Er hatte es geschafft, das ich so vollkommen gegen meine auferlegten Prinzipien handelte. -Frei- kam es mir in den Sinn und das beschrieb es wohl am besten. Ich war frei neben ihm, frei von Ängsten, frei von Sorgen und frei von jeder Vorsichtig. Mir fiel ein Satz ein denn Marco am Schluss gesagt hatte und wohl in der Hektik untergegangen war –„das tu ich, seit dem ersten Moment als ich sie sah"- und jetzt, sorgte er dafür dass ich Herzklopfen bekam. Mit einer Hand fuhr ich mir durch die Haare. Die vielen Szenen nochmal in meinen Kopf abzuspielen war nicht leicht. Plötzlich war da jemand der meine Augen zum Strahlen brachte, auf meinen Mund ein Lächeln zauberte, der mein Herz glücklich machte und anscheinend meiner Seele gut tat. Seine ganzen Strapazen die er auf sich genommen hatte, nur um mich wieder zu sehen. Das hatte ich wirklich noch nicht erlebt, dass sich jemand so ins Zeug legte und plötzlich schoben sich die intimen Momente vor mein inneres Auge. Dieser intensive Augenkontakt, kurz bevor er mich auf die Wange geküsste hatte, als ich der Meinung war das er Verstand wie ich tickte. Nein, das hätte er niemals für diese Wette spielen können. Ich rieb mir angestrengt über die Stirn um weiter nach dem Sinn zu suchen warum ich ihn geküsst hatte. Ja das nahm ich mir selber wirklich übel, dass ich mich so gehen lassen habe. Dass ich so viel Emotionen von mir Preis gegeben hatte und das vor der versammelten Mannschaft. Was aber viel wichtiger war, wenn es nur um die Wette gegangen wäre, warum dann dieser verlangende Kuss draußen vor der Tür? Ich bekam sofort eine Gänsehaut als ich daran zurück dachte. Jetzt wurde mir auch klar, dass ich Marco Glauben schenkte, glauben in seine Worte in der Küche. Warum auch sonst versuchte ich alles hier gerade zu analysieren? Doch nur um meinen Verstand endlich beizubringen, was mein Herz schon längst wusste. Dass ich Marco anziehend fand, konnte ich ja nach dem Kuss nicht mehr leugnen. Ich kniff die Augen zusammen bei der Vorstellung wie es ihm wohl gerade ging, denn ich war mir ziemlich sicher das Nuri im erzählt hatte das ich die beiden gehört hatte. -Scheiße- denn das Letzte was ich wollte, war mit seinen Gefühlen zu spielen. Zum ersten Mal, malte ich mir aus, wie Marco das wohl alles sah und hatte das Bedürfnis es wissen zu wollen. Was genau tat ich hier eigentlich noch? Schon war ich aufgesprungen und lief ins Schlafzimmer um mein Handy zu holen. Ich setzte mich auf mein Bett, den Kaffee immer noch in der Hand. Ich öffnete meine Kontaktliste, scrollte bis zu ihm runter, wählte und hielt mir das Handy ans Ohr. Mein Blut rauschte in den Adern vor Aufregung gleich seine Stimme zu hören. –„Blöd, der Babo hat gerade keine Zeit für euch aber ich ruf bestimmt zurück wenn ihr was nettes sagt"- Mailbox und ich legte sofort auf. –Ich wollte dich hören und nicht deine blöde Mailbox- und warf das Handy weg. –Katasprohe- und ich trank einen kleinen Schluck von meinem mittlerweile kalten Kaffee und stellte fest das es draußen immer heller wurde. Ich sah auf meine Füße, wackelte mit den Zehen und bereute sofort dass ich ihn angerufen hatte. Meine Würde und mein Stolz waren dank der Wette angekratzt. Alleine das ich hier saß, so viel über ihn nachdachte, brachte bestimmtes Wort aus meiner Vergangenheit wieder an das Tageslicht –Abhängigkeit- mich schüttelte es sofort als ich daran dachte. Geschworen dass mir das niemals wieder passierte, ärgerte ich mich dass ich es schon wieder machte. Wie lang war ich hier jetzt schon mit mir selber beschäftigt? Ich drehte meinen Kopf zur Uhr und musste feststellen, dass ich langsam los sollte.

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